Chinesischer Automarkt für deutsche Premiumhersteller sehr wichtig
Anlässlich der Shanghai Auto Show wendet die Automobilbranche ihren Blick einmal mehr in Richtung des asiatischen/chinesischen Marktes. Denn der besitzt vor allem auch für die deutschen Premiumfahrzeughersteller eine große und angesichts rückläufiger Zulassungstrends in Deutschland und Europa sogar wohl eher noch steigende Bedeutung.
Der chinesische Markt wachse steil und die Deutschen seien im Reich der Mitte mit einem Marktanteil von 21 Prozent „sehr erfolgreich“, sagt deswegen Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). Die Produktion vor Ort sieht er dabei als einen der Erfolgsfaktoren der deutschen Fahrzeughersteller. „Wir exportieren Hundertausende Fahrzeuge aus Deutschland. Aber wir haben auch im wachsenden Umfang Produktionen in China aufgebaut. Im Jahr 2012 wurden rund 2,9 Millionen Fahrzeuge deutscher Produktion in China mit unseren Partnern zusammen produziert. Und wir haben – um die Zulieferer zu erwähnen – auch über 200 Produktionsstätten von Zuliefererunternehmen in China“, so Wissmann. Ohne die Erfolge im asiatischen Markt bzw. in China oder auch Indien könnte man die „gelegentlichen Schwächen in anderen Märkten“ wie etwa in Südeuropa nicht ausgleichen, sieht Wissmann bei alldem eine positive Wirkung für den deutschen Arbeitsmarkt. „Wir vernachlässigen nicht unsere Produktionsbasis zu Hause, wir vernachlässigen nicht unsere Entwicklungszentren in Deutschland. Aber wir wissen, das dynamischste Wachstum der Weltautomobilmärkte kommt aus Asien und dort besonders eben auch aus China“, sagt der VDA-Präsident.
Dass die deutschen Hersteller von Premiumautomobilen überproportional vom Wachstum des chinesischen Automarktes profitieren, bestätigt auch das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers (PwC). Denn nach dessen Informationen haben sie im als margenstark beschriebenen Premiumsegment in den ersten drei Monaten des Jahres 2013 zwar Absatzeinbußen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hinnehmen müssen, ihre Verkaufszahlen in China aber gleichzeitig um 5,9 Prozent steigern können und die lokale Produktion sogar um 51,1 Prozent. Bis 2020 könnten die deutschen Premiumhersteller die Fertigung in China gegenüber 2012 sogar mehr als verdoppeln, prognostiziert PwC: Knapp 1,2 Millionen Premiumfahrzeuge mit deutscher Marke könnten demnach im Jahr 2020 in China von den Bändern laufen, während es im Jahr 2012 noch rund 580.000 gewesen sein sollen. Dies entspräche einer Wachstumsrate von durchschnittlich 10,4 Prozent pro Jahr, während die Automobilproduktion in China insgesamt bis 2020 voraussichtlich insgesamt „nur“ um durchschnittlich 7,4 Prozent pro Jahr wachse.
„Der chinesische Markt ist und bleibt für deutsche Autobauer ein wichtiges Betätigungsfeld mit sehr guten Wachstumsraten auch in den kommenden Jahren. Mit zunehmendem Wohlstand in den Städten der zweiten und dritten Reihe nimmt die Nachfrage nach Premiumfahrzeugen auch deutscher Hersteller weiter zu. Der Ausbau der Produktionskapazitäten in China – und zwar insbesondere im Landesinneren und im Westen des Landes – ist eine logische Konsequenz, denn damit können die Hersteller die Bekanntheit ihrer Marke und Produkte im regionalen Markt steigern und weitere Kostenvorteile erzielen. Sie vermeiden außerdem Wechselkursrisiken, Logistikkosten und Zölle für den Import nach China; diese Kosten können im immer härter umkämpften chinesischen Markt zum schmerzhaften Wettbewerbsnachteil werden“, erklärt Felix Kuhnert, Partner und Leiter des Bereichs Automotive bei PwC in Deutschland und Europa.
Allerdings müssten die deutschen Premiummarken in Zukunft verstärkt mit neuen Wettbewerbern rechnen: Sie hätten seit 2006 ihren Anteil an der Produktion in China zwar immer weiter und auf zuletzt 97 Prozent im Jahr 2012 ausgebaut, doch zunehmend würden auch US-amerikanische, indische und chinesische Autobauer die Fahrzeuge ihrer teilweise europäischen Premiummarken wie Volvo oder Jaguar in der Volksrepublik fertigen. Wie PwC weiter berichtet, werden die deutschen Hersteller im Jahr 2020 nach derzeitigen Ankündigungen bis zu 16 Premiummodellreihen in China fertigen – neun waren es im Jahr 2012. Und mit einem Anteil von voraussichtlich 19,1 Prozent könnten die Werke in China im Jahr 2020 für jedes fünfte von deutschen Herstellern auslieferte Premiumauto stehen, heißt es weiter. Im Jahr vergangenen Jahr soll der Anteil der chinesischen Werke noch bei 12,9 Prozent gelegen haben. „Die Mehrzahl ihrer Premiumautos dürften Deutschlands Autobauer aber auch im Jahr 2020 in Werken in ihrer Heimat fertigen – auch wenn deren Anteil an der Gesamtproduktion von 63,3 Prozent im Jahr 2012 auf voraussichtlich 51,8 Prozent 2020 sinken dürfte“, erwartet man bei dem Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen.
„Der zweite Flaschenhals neben der Verfügbarkeit ausreichender Produktionskapazitäten in China dürfte der Vertrieb der Fahrzeuge im Land werden. Es wird für die deutschen Hersteller entscheidend darauf ankommen, kurzfristig konkurrenzfähige und weitreichende Händlernetze aufzubauen, die den Premium-Ansprüchen der immer selbstbewussteren chinesischen Autokäufer gerecht werden. Dennoch dürften die deutschen Premiumhersteller ihre Werke in der Volksrepublik in den kommenden Jahren überdurchschnittlich gut auslasten können – wenn ihnen nicht durch protektionistische Maßnahmen oder Regulierungen ein Strich durch die Rechnung gemacht wird“, sagt Felix Kuhnert. cm
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