Studie/Symposium rund um mehr Effizienz im Straßengütertransport

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Ende Januar hat Goodyear Dunlop Europe ein Symposium rund um mehr Effizienz im Straßengütertransport veranstaltet. Zu der Tagung sind rund 150 Teilnehmer – vor allem Flottenmanager, aber unter anderem auch Vertreter aus der Politik, von Verbänden und der Presse – nach Brüssel gekommen. Die Veranstaltung hat der Reifenhersteller nicht nur dazu genutzt, seine Studie „Auf dem Weg ins Jahr 2020 – Die Kraftstoffeffizienz von Nutzfahrzeugen optimieren“ vorzustellen, sondern es wurde auch das Opens external link in new windowneue Webportal unter der Adresse www.fleet-fuel-efficiency.eu präsentiert, mit dem die gleichen Ziele verfolgt werden wie mit der Studie.

Verkürzt ist das dahinter stehende Bemühen an der einfachen Formel „20 – 20 – 20“ ablesbar. Denn Goodyear Dunlop will mithilfe all dessen einen Betrag zum Erreichen des sich dahinter verbergenden EU-Ziels leisten, bis 2020 durch eine 20-prozentige Steigerung der Energieeffizienz den Energieverbrauch um 20 Prozent zu senken. Gleichzeitig damit sollen natürlich auch die Kohlendioxidemissionen, die in Verdacht stehen, zu einem befürchteten weltweiten Klimawandel beizutragen, um 20 Prozent unter das Niveau von 1990 sinken und bis zum Ende dieses Zeitraumes der Anteil erneuerbarer Energiequellen am Gesamtenergiebedarf auf 20 Prozent steigen. Dies insbesondere vor dem Hintergrund, dass in den kommenden Jahren weiterhin ein mehr oder weniger stark steigendes Transportaufkommen auf der Straße erwartet wird.

Gleichzeitig hat die Studie von Goodyear Dunlop zutage gefördert, dass rund ein Siebentel der Transportunternehmen in Europa der Auffassung ist, in acht Jahren nicht mehr am Markt bestehen zu können, wenn nicht erhebliche Verbesserungen in puncto Kraftstoffeffizienz realisiert werden. Dieses ist allerdings nur eines der Teilergebnisse der Untersuchung, für die der Reifenhersteller nach eignen Angaben mehr als 400 Fuhrparkmanager aus den Benelux-Ländern, Frankreich, Deutschland, Italien, Polen, Spanien und Großbritannien online und telefonisch befragt hat. Zusätzlich hat Goodyear Dunlop noch 15 Flottenmanager aus Osteuropa befragt, um zu erfahren, welche Einflüsse sie durch steigende Kraftstoffpreise und verschärfte Umweltverordnungen für ihr Geschäft erwarten und wie sie auf diesen Druck reagieren.

Ergänzend wurden für die Studie Gespräche mit Mitgliedern von Interessengruppen geführt, um einfließen zu lassen, wie politische Entscheidungsträger, Industrieverbände, Erstausrüster und Wissenschaftler die Herausforderungen angehen, mit denen Straßentransport und Logistiksektor konfrontiert sind. Und so verwundert nicht, dass sich dieser breite Ansatz der Studie bei deren Vorstellung im Rahmen des Symposiums in Brüssel ebenso aufseiten der Referenten wie mit Blick auf das Auditorium widerspiegelte. So versuchte beispielsweise Siim Kallas, Vizepräsident der Europäischen Kommission und Kommissar für Verkehr, darzulegen, dass der Straßengüterverkehr „effizienter und grüner“ werden müsse. Wer hier allerdings Konkretes dazu erwartet hätte, mit welchen Maßnahmen dies erreicht werden soll, der wurde enttäuscht.

Allzu viel mehr als Allgemeinplätze etwa von dem Kaliber, dass Mobilität und Transport einen wichtigen Eckpfeiler des sozialen und wirtschaftlichen Lebens in der EU bilden, waren auch dem im Anschluss zur Verfügung gestellten Redemanuskript nicht zu entnehmen. Das für ihn eigens für diesen Anlass verfasste Papier enthält noch zahlreiche weitere derartige worthülsenartige Beispiele, aber man würde dem Verfasser der Rede bzw. dem sie letztendlich vortragenden Kallas Unrecht tun, würde man nicht erwähnen, dass auf das sogenannte „Weißbuch“ für den Transportsektor kurz eingegangen wurde. Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich ein Bündel an Zielvorgaben, die über den Ansatz „20 – 20 – 20“ noch hinausgehen.

So wird – wiederum in Bezug auf das Jahr 1990 – eine weitere Verringerung der „Treibhausgasemissionen“ um 60 Prozent bis 2050 angepeilt. Erreicht werden soll das Ganze mittels solcher Dinge wie einer „Clean Power for Transport“ genannten Initiative oder weitere namens „European Green Car Initiative“ oder „Green eMotion“. Mithilfe von „Zero CO2“ will man beispielsweise die Logistik in Innenstädten „sauberer“ gestalten, genauer gesagt sollen Fahrzeuge mit konventioneller Antriebstechnologie offenbar schrittweise aus den Innenstadtbereichen verbannt werden: komplett ab 2050, aber 50 Prozent der Fahrzeuge schon 2030. Wie bzw. mit welchen Maßnahmen man sich das Erreichen solcher Ziele vorstellt, ließ Kallas allerdings weitgehend unbeantwortet. Klar wurde nur eines: In Zukunft werden sich Transportunternehmen wohl auf noch strengere Umweltvorgaben seitens des Gesetzgebers einzustellen haben.

Mehr Definitives von Berufspolitikern zu erwarten, die Lkw und deren Bereifungen in der Regel wohl nur dann ganz nahe kommen, wenn sie in ihrem Dienstfahrzeug sitzend irgendwo einen Lastwagen überholen, wäre wahrscheinlich zu viel verlangt. Dafür aber konnten Boris Stevanovic, Marketing Director Truck Tires bei Goodyear Dunlop Europe, Lie Junius, Director Public Affairs bei dem Reifenhersteller, sowie Henk van Tuyl, Director Tire Technology Commercial Tires bei Goodyear Dunlop Europe, mit zahlreichen interessanten Details aufwarten, welche die Studie sonst noch ergeben hat. So scheint das Bemühen um mehr Effizienz des eigenen Fuhrparkes bei den Flottenverantwortlichen derzeit vor allem getrieben von steigenden Kraftstoffkosten statt von in Zukunft möglicherweise strenger werdenden Umweltauflagen: Denn immerhin 92 Prozent gaben an, den Kraftstoffverbrauch ihrer Fahrzeuge zu messen, und 69 Prozent setzen sich sogar ein bestimmtes Effizienzziel – doch gleichzeitig sagen 30 Prozent, noch keine Pläne zu haben, wie sie auf Kohlendioxidverordnungen reagieren wollen.

„Die Transportbranche steht unter enormen Druck, um die ambitionierten Klimaziele in Europa zu erreichen. Trotz der bisherigen Anstrengungen und dem Bekenntnis zum ökonomischen Umgang mit Kraftstoff haben wir herausgefunden, dass viele Transporteure noch nicht ausreichend auf die Auswirkungen einer potenziellen Kohlendioxidregulierung vorbereitet sind“, sagt Michel Rzonzef, Vice President Nutzfahrzeugreifen Goodyear Dunlop Europa. Den Umfrageergebnissen zufolge fordern Flotten gleichzeitig die Unterstützung seitens der Industrie und Politik ein, um möglichst effizient zu werden: Eine von drei Flotten fordert von der EU Investitionen in kraftstoffeffiziente Technologien und Entwicklungsprogramme, eine von vier Flotten möchte ein Modell, das die Kosten- und Kohlendioxideffekte von Investitionen in ökologische Ausrüstungsgegenstände und Schulungsprogramme vorhersagt, und eines von fünf Transportunternehmen verlangt von der EU Förderungen für effiziente Flotten.

Zudem gab eine von vier Flotten an, mehr Informationen über Faktoren zu benötigen, welche die Kraftstoffeffizienz beeinflussen. Und genau an dieser Stelle will Goodyear Dunlop mit seinem Symposium, der auf der Plattform unter www.fleet-fuel-efficiency.eu zum Download bereitstehenden Studie sowie dem an selber Stelle im Internet ab Mitte Februar verfügbaren „Fuel Calculator“ ansetzen: Letzterer analysiert auf Basis in der Praxis gesammelter Daten als Erfahrungsschatz, mit welchen Maßnahmen – Fahrerschulungen, Aerodynamikpakete für Lastwagen, rollwiderstandsarme Reifen – sich Kraftstoffeinsparungen und damit eine höhere Effizienz im Fahrzeugeinsatz bzw. eine Verringerung der von ihnen ausgehenden Kohlendioxidemissionen erreichen lassen. „Die von uns durchgeführte Umfrage bestätigt, dass die überwältigende Mehrzahl der Flotten schon heute zahlreiche Maßnahmen für mehr Kraftstoffeffizienz umsetzt. Aus diesem Grund fällt es ihnen auch schwer zu sagen, was sie noch unternehmen könnten, um strengere Grenzwerte einhalten zu können“, so Rzonzef.

„Doch es gibt Wege: Rollwiderstandsoptimierte Reifen sind neben Fahrerschulungen, verbesserter Logistik und aerodynamischen Anbauteilen für Fahrzeuge einige Möglichkeiten, die Kraftstoffeffizienz zu verbessern“, ergänzt er mit Blick auf die neu geschaffene Onlineplattform bzw. den „Fuel Calculator“. Wer nun allerdings denken mag, Goodyear Dunlop würde Portal, Symposium oder auch Studie dazu nutzen, die eigenen Produkte über den grünen Klee zu loben, wird überrascht sein, dass der Reifenhersteller nicht ein einziges Mal der Versuchung erlegen ist, den Blick auf seine Produktpalette zu lenken. Im Gegenteil: Bei der Zusammenkunft in Brüssel ist das Bemühen spürbar gewesen, möglichst neutral über Dinge wie beispielsweise das Reifenlabel zu informieren. Zumal gerade Letzteres – wie sich Fazilet Cineralp von der ETRMA bei einem der Workshops im Rahmen des Symposiums überzeugt gezeigt hat – so etwas wie einen als „historisch“ bezeichneten Wandel des Marktes nach ziehen wird.

Und doch offenbarte so mancher der anwesenden Flottenverantwortlichen erstaunliche Wissenslücken rund um diese Thematik. So war dem einen nicht bewusst, dass runderneuerte Reifen bis auf Weiteres noch nicht gelabelt werden müssen, während andere sich nach einer in Abhängigkeit von der Einsatzart – Fernverkehr, Regionaleinsatz, Baustellenbetrieb etc. – unterschiedlichen Produkteinstufung in die verschiedenen Labelingkategorien erkundigten. Insofern kann der Goodyear-Dunlop-Ansatz, mittels der vermittelten Informationen beim Lkw-Symposium „die Kraftstoffeffizienz von Fahrzeugen vorantreiben“ zu wollen, durchaus einen Beitrag zur Aufklärung leisten. Unter Umständen ist jedenfalls geplant, eine solche Veranstaltung noch einmal zu wiederholen bzw. regelmäßig stattfinden zu lassen. christian.marx@reifenpresse.de

 
… rund 150 Teilnehmer – Flottenmanager, Vertreter aus der Politik, von Verbänden und der Presse – bei dem Lkw-Symposium in Brüssel begrüßen 

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