“Man erkennt: Die point S ist wieder da”
Point S, die größte Kooperation unabhängiger Reifenhändler in Deutschland, zeigte sich auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung „stark wie nie“. Unter diesem Motto hatte die Zentrale für Ende Juni nach Fulda einladen und konnte dort über 500 Gäste zu einer zweitägigen Veranstaltung mit zahlreichen Höhepunkten begrüßen. Die Stimmung unter den point-S-Gesellschaftern scheint gut zu sein; Entlastungen wurden erteilt und mit Applaus zu den Redebeiträgen der Protagonisten nicht gegeizt. Das Unternehmen beschäftigt sich heute wieder mit Lösungen für aktuelle Herausforderungen und nicht mehr mit sich selbst, wie noch vor wenigen Jahren, auch wenn manch einer mit Skepsis den internationalen Expansionsdrang der Kooperation beobachten mochte. Aber die Ergebnisse des Geschäftsführer-Duos Jürgen Benz und Rolf Körbler können sich eben sehen lassen.
Bei point S ist das Bedürfnis nach Ruhe in den vergangenen Jahren immer präsent gewesen. Erst mit der Einsetzung einer neuen Geschäftsführung sowie der Bildung eines neuen Gesellschafterrates vor drei Jahren wurde dieses Bedürfnis endlich befriedigt, fasst man die Stimmen am Rande der Jahreshauptversammlung zusammen. Jürgen Benz und Rolf Körbler haben es ganz offenbar verstanden, die Händlerschaft hinter sich zu vereinen. Einer der Erfolgsindikatoren, die diese neue Beziehung zwischen der Zentrale in Ober-Ramstadt und den point-S’lern im Land umschreiben könnte, ist die Anzahl der Gesellschafter. Machte die Organisation vor einigen Jahren vielfach durch Austritte von sich reden, was immer noch hier und dort zu hören ist, so belegen die Zahlen durchaus etwas anderes. Ende Juni, also zum Zeitpunkt der diesjährigen Jahreshauptversammlung in Fulda, hatte point S Deutschland 406 Gesellschafter, die insgesamt 595 Servicecenter betreiben. Per 1. März 2010, also etwas mehr als ein Jahr zuvor, waren dies den Zahlen der Zentrale zufolge, 404 Gesellschafter mit 590 Servicecentern. In der Summe darf man sich bei point S in Ober-Ramstadt also wieder über Zuwachs in der Familie der Gesellschafter freuen.
Über 500 Gäste konnte point S zur diesjährigen Jahreshauptversammlung in Fulda Ende Juni begrüßen
Den größten Zuwachs erhält die point-S-Familie freilich durch den Aufbau neuer Landesorganisationen. Zur Jahreshauptversammlung konnte Geschäftsführer Jürgen Benz seinen Gesellschaftern mitteilen, dass soeben in der Türkei Verträge zur Gründung der 21. point-S-Landesorganisation in Europa unterzeichnet wurden. Dort sollen innerhalb eines Jahres rund 50 Servicecenter unter dem point-S-Logo Reifen vermarkten, berichtet Fabien Bouquet, der sich als International Operations Director unter dem Dach der Europaorganisation point S Development mit Sitz in Frankreich um das internationale Wachstum der Kooperation kümmert. Aktuell zählten bereits über 2.000 Stationen in ganz Europa zum Netzwerk der point S.
Entsprechend selbstbewusst traten demnach auch die Verantwortlichen bei point S auf. Gerade die Europastrategie, die klar auf Wachstum ausgelegt ist, bringt auch dem einzelnen Reifenhändler in Deutschland große Vorteile, ist Jürgen Benz überzeugt. Nicht nur, dass die strategischen Industriepartner Bridgestone, Continental und Vredestein sowie neuerdings auch Pirelli und Hankook über dieses gemeinsame Lieferantenportfolio aller Gesellschafter in Europa für günstige Einkaufskonditionen sorgen, was sich durch die Einführung des „Zentraleneinkaufs“ noch weiter verbessert habe. Allein für die kommende Wintersaison seien 1,4 Millionen Pkw-Reifen über den Zentraleneinkauf bei der teilnehmenden Industrie von deutschen point-S-Händlern vorbestellt worden. Darüber hinaus bezeichnet die point S ihre Eigenmarke „Summerstar/Winterstar“ als den „Schlüssel unserer europäischen Strategie“. Für das kommende Jahr rechnet Fabien Bouquet mit „fast einer Million“ abgesetzter Reifen der point-S-Eigenmarke. Erst kürzlich habe man mit dem Hersteller Continental den Vertrag für die Herstellung von Sommer- und Winterreifen bis 2013 respektive 2015 verlängert.
Dass die point S auch Bestreben zeigt, außerhalb Europas zu wachsen, ist mittlerweile bekannt. Insbesondere der riesige US-Reifenmarkt weckt offenbar große Begehrlichkeiten in Ober-Ramstadt und im französischen Lyon, wo point S Development ansässig ist. Aktuell führe man „Gespräche“ mit Vertretern verschiedener möglicher neuer Partner in drei Ländern außerhalb Europas. Im Herbst, so die Ankündigung anlässlich der Jahreshauptversammlung, wolle sich point S auf der SEMA-Show in Las Vegas präsentieren – der Fachmesse für den nordamerikanischen Reifenmarkt. Betrachtet man den Nachdruck, mit dem point S in den vergangenen Jahren die Expansion in Europa vorangetrieben hat, und die Gesellschafterzahlen, mit denen die Kooperation seither wuchern kann, dass sollte sich die Frage erübrigen, ob die im Kern deutsche Handelsorganisation auch bald in den USA Fuß fassen wird. Die Frage scheint einzig zu sein, wann es soweit sein wird; an der Ernsthaftigkeit der Pläne jedenfalls lässt Jürgen Benz, der in Personalunion auch Geschäftsführer bei point S Development ist, keinen Zweifel.
Dass das Nordamerika-Engagement auf den Fluren während der Jahreshauptversammlung freilich auch von den deutschen Gesellschaftern besprochen wurde, versteht sich. Es ist jetzt sicher die Aufgabe der Geschäftsführung, hier für Klarheit zu sorgen und eine erklärende Argumentation zu liefern, die bei den point-S-Gesellschaftern verfängt. Während die Vorteile einer europaweiten Organisation natürlich schnell zu erklären sind – Einkauf, Flottengeschäft, Marke/Markt, Online-Lösungen, Eigenmarke etc. –, scheinen die Vorteile eines US-Engagements für die point-S-Reifenhändler zwischen Flensburg und dem Allgäu, dem Saarland und Rügen nicht direkt auf der Hand zu liegen.
Dass es Skepsis unter den Gesellschaftern gibt, weiß auch Jürgen Benz. In seiner Rede anlässlich des öffentlichen, auch von der Presse begleiteten Teils der Jahreshauptversammlung, wies er darauf hin, die point S sei jetzt „an der wichtigsten Kreuzung ihrer Firmengeschichte“. Man habe zwar „in den vergangenen Jahren verdammt viel richtig gemacht“, beurteilt der Geschäftsführer die Entwicklungen seit 2008. Um im Wettbewerb auch künftig bestehen zu können, müsse man in der gesamten point-S-Organisation – national wie auch international – noch enger zusammenrücken, weswegen Benz „um ein noch höheres Maß an Vertrauen für unser Team in Ober-Ramstadt“ warb. Für den Hinweis, dass der fünfköpfige Gesellschafterrat – wird von Jürgen Pischinger und Rolf Alterauge als Vorsitzender bzw. stellvertrender Vorsitzender geleitet – hinter ihm stehe, dafür erntete Jürgen Benz in seiner Rede viel Applaus, konnten sich viele Anwesende in Fulda doch noch an Zeiten erinnern, als Geschäftsführung und Gesellschafterrat nicht dermaßen einträchtig die Kooperation voranbrachten. „Man erkennt: Die point S ist wieder da!“, rief Benz ins Plenum und brachte damit das neue Selbstbewusstsein der Kooperation auf eine einfache Formel.
Online, online, immer wieder online
Neben den strukturellen, organisatorischen Entwicklungen, die die point S in Deutschland, in Europa und darüber hinaus seit einigen Jahren sehr umtreibt und zu denen das Geschäftsführer-Duo Benz/Körbler sichtbare Ergebnisse liefern, nahmen auch interne, operative Weiterentwicklungen einen nicht unerheblichen Anteil des öffentlichen Teils der Jahreshauptversammlung ein. So stellte Mesut Cengis, Chef der für alle Internetösungen der Kooperation zuständigen point-S-Tochter NetRapid, unter dem Stichwort „die point-S-Onlinewelt“ alles Neue zu den verschiedenen Plattformen, Portalen und Tools dar, die das Leben das Reifenhändler einfacher machen sollen. Inbesondere die enge Zusammenarbeit des Dienstleisters NetRapid mit den Gesellschaftern zentraler Erfolgsfaktor; Cengis forderte die Anwesenden auf, NetRapid mit Feedback jeglicher Art nicht zu verschonen, nur so könnten die Onlineangebote und -diensleistungern immer weiter optimiert werden.
Die neue Onlinevermarktungsplattform „regionaler Wiederverkauf“, die erst Anfang dieses Jahres an den Start ging, habe sich beispielsweise gut etabliert, fand Cengis weiter und erläuterte kürzlich integrierte neue Funktionen des Wiederverkäufertools. Aktuell machten bereits 150 Betriebe mit. Wichtig sei dabei stets, das Pricing im regionalen und lokalen Umfeld im Blick zu behalten, mahnte er. Auch das sogenannte „Webexpress“-Tool, mit dem point-S-Gesellschafter schnell und einfach eine eigene Website mit zahlreichen Funktionen – angefangenen bei der Bereitstellung von Basisinformationen bis hin zum Webshop – erstellen können. Aktuell seien bereits 100 solcher mit Webexpress und der Unterstützung der Kooperationszentrale online.
Marketingleiter Stefan Brohs erläuterte den Gesellschaftern, welche Maßnahmen die Zentrale in Ober-Ramstadt für die kommende Wintersaison im Köcher habe. So sei etwa ein umfassendes Dekopaket für den Point-of-Sale verfügbar und den Komplettradkatalog gebe es in neuem Layout. Außerdem habe man eine Kooperationsvereinbarung mit dem Personaldienstleister Randstad zu Saisonarbeitskräften getroffen. Ebenfalls von besonderer Bedeutung ist der neue „Marktingkonfigurator“, der gemeinsam mit neuen „Infoportal“ online gehen wird. Der neue Marketingkonfigurator vereine bestimmte Tools in einem Bereich des Infoportals und führe damit Inhalte zusammen, die sich der Nutzer früher aus verschiedenen Bereichen des Portals zusammensuchen musste. Ebenfalls mit dem neuen Infoportal wird es erstmals ein Forum geben, in dem sich die point-S-Gesellschafter zu allen möglichen Themen untereinander austauschen, Kritik und Lob üben können. Darüber hinaus wird es das Infoportal künftig auch als mobile Version geben, so Stefan Brohs weiter, und erntete für die Ankündigung, dieser und die anderen Weiterentwicklungen werde die Organisation „noch weiter vernetzen“, großen Applaus. An den Veränderungen am Infoportal haben im Übrigen über einen Arbeitskreis mehrere point-S-Händler – User also – mitgearbeitet. arno.borchers@reifenpresse.de
Schreiben Sie einen Kommentar
An Diskussionen teilnehmenHinterlassen Sie uns einen Kommentar!