Continental plant offenbar eine Milliarden-Kapitalerhöhung
Finanzkreisen zufolge wolle die Continental durch eine Kapitalerhöhung rund eine Milliarde Euro Eigenkapital hereinholen. Continetal-Chef Neumann plane demnach, dem Aufsichtsrat Ende Juli mit seinen Strategiekonzepten auch Pläne für eine Kapitalerhöhung vorzulegen. Allerdings sei fraglich, ob der von Großaktionär Schaeffler dominierte Conti-Aufsichtsrat einen solchen Schritt genehmige, berichtet die Financial Times Deutschland (FTD). Vonseiten des Familienkonzerns kamen gestern eher negative Signale. „Es gibt nichts, was auch nur annähernd entscheidungsreif wäre“, hieß es unter Berufung auf „beteiligte Personen“. Schaefflers Anteil von 90 Prozent würde mit der Ausgabe neuer Aktien verwässert, was für die Franken schmerzhaft wäre: Denn Schaeffler hatte die Conti-Aktien zu 75 Euro gekauft; derzeit notiert der Kurs aber trotz des jüngsten Aufschwungs unter 30 Euro. Ein Schaeffler-Sprecher sagte nur, man wolle sich an „Spekulationen über eine Kapitalerhöhung bei Continental nicht beteiligen“. Conti lehnte einen Kommentar ab. Investoren wären nach Analysteneinschätzung für den Kauf neuer Conti-Aktien zu gewinnen. „Conti ist operativ auf gutem Weg“, sagte Unicredit-Analyst Christian Aust. Der Continental-Kurs sprang am Montag um 13 Prozent auf 27,44 Euro, nachdem der Hannoveraner MDax-Konzern überraschend gute Zahlen für das zweite Quartal veröffentlicht hatte. Conti wollte diese eigentlich erst am 30. Juli herausgeben. Händlern zufolge trieb auch das Gerücht über das Interesse kuwaitischer Investoren den Kurs. Aus Firmen- und Finanzkreisen hieß es dazu allerdings übereinstimmend, es gebe keine konkreten Verhandlungen.
Wie Conti mitteilte, habe der deutsche Zulieferer im zweiten Quartal operativ die Wende geschafft. Sie sei allein verursacht durch einen strengen Sparkurs, denn der Umsatz brach weiter weg, nicht zuletzt durch den Produktionsstopp von Chrysler im Mai und Juni: So lagen die Erlöse im zweiten Quartal mit 4,76 Milliarden Euro um 28 Prozent unter Vorjahresniveau, zumindest aber um 460 Mio. Euro über dem Auftaktquartal 2009.
Mit der Kapitalerhöhung wolle sich der Vorstand der Continental für die weiterhin schweren Zeiten rüsten – und deutete dies auch schon an, schreibt die FTD: „Das Umfeld wird für die Continental wie für die gesamte Zulieferindustrie auch im zweiten Halbjahr und darüber hinaus eine große Herausforderung bleiben. Es wäre daher kurzsichtig, sich in Anbetracht unseres engen Finanzrahmens allein auf unsere operative Stärke zu verlassen.“ Conti ist durch den als überteuert betrachteten VDO-Kauf mit elf Milliarden Euro verschuldet und muss im August 2010 Kredite von 3,5 Milliarden Euro tilgen.
Auf der Sitzung am 30. Juli will der Vorstand dem Aufsichtsrat zwei Konzepte präsentieren: Das eine sieht eine Kombination beider Konzerne unter Führung von Conti vor, das zweite eine Fortführung beider Firmen separat voneinander. „Wir gehen auch weiterhin davon aus, dass in der Sitzung eindeutige Weichenstellungen für die Zukunft von Continental getroffen werden“, so Conti. Aus Schaeffler-Sicht ist eine strategische Entscheidung aber ebenso wie eine Kapitalerhöhung bei Conti nicht dringend. Schaeffler-Chef Jürgen Geissinger hatte vorigen Donnerstag mit Bezug auf den Termin am 30. Juli der Agentur Bloomberg gesagt, Schaeffler benötige mehr Zeit, um einen Rahmen für die Kombination mit Conti zu vereinbaren.
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