Durchwachsenes Ergebnis bei Umfrage zur Zukunft von Runflats

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Nachdem im Frühjahr bekannt geworden war, dass BMW – bis dahin einziger Autohersteller, der alle seine neuen Fahrzeuge auf Notlaufreifen mit verstärkter Seitenwand auslieferte – zumindest einen teilweisen Abschied von der Runflat-Ausrüstung bei einigen seiner Modelle in die Wege geleitet hat, wurde von der NEUE REIFENZEITUNG die Frage zur Diskussion gestellt, ob dies nicht vielleicht den Anfang vom Ende des Runflat-Konzeptes einläuten könnte. An einer entsprechenden Onlineumfrage auf unseren Webseiten haben sich im Mai/Juni fast 7.900 Leser beteiligt – ein eindeutiges Meinungsbild zeichnet sich dabei allerdings nicht ab.

Denn 34,8 Prozent der abgegebenen Stimmen glauben zwar an die Zukunft von Notlaufreifen, weil damit die Fahrsicherheit erhöht werde. „RFT ist eine echte Innovation und ein unter Umständen überlebenswichtiger Nutzen für den Endverbraucher. Gerade von der zunehmenden weiblichen Käuferschaft wird der Nutzen ohne Wenn und Aber honoriert (hier spielt neben dem individuellen Schutz insbesondere auch der Schutz der Familie eine Rolle). Unabhängige Studien (zum Beispiel Notch Consulting) zeigen auf, dass ein attraktives Marktpotenzial für Deutschland in Zukunft gegeben ist. Ebenso zeigen neue Entwicklungen in der Runflat-Technologie weitere zukünftige Optimierungen dieser Innovation“, so die Meinung eines Umfrageteilnehmers, der Runflats positiv gegenübersteht. Andererseits glauben mit 31,8 Prozent annähernd genauso viele, dass Runflats nur in Nischenbereichen (zum Beispiel bei gepanzerten Fahrzeugen) überleben werden, und 33,4 Prozent sind sogar überzeugt, dass die Nachteile von Runflat-Systemen wie etwa deren bislang noch geringerer Komfort oder höherer Rollwiderstand im Vergleich zu konventionellen Reifen eine breite Marktdurchdringung verhindern.

„Runflat-Reifen sind in ihrer Bauart viel zu hart. Es ist kein sportliches Fahren am Limit möglich, und die Karkassen lösen sich von innen teilweise in sehr großen Teilen auf, was man von außen erst gar nicht sehen kann. Somit kann es passieren, dass einfach von jetzt auf gleich ein Reifen zerfetzt. Zudem kommen auch noch die hohen Montage- und Anschaffungskosten 30 bis 40 Prozent. In meinen Augen ein absoluter Blödsinn, solch ein System beizubehalten“, markiert ein weiteres Leserurteil das andere Ende der Meinungsskala. Dabei tauchen solche Kommentare wie „zu kostspielig“ bzw. „teurer als normale Reifen“ oder „Komforteinbußen“ und „zu hoher Verschleiß“ wiederholt in den Anmerkungen der Umfrageteilnehmer auf. Andere wettern sogar, Runflat-Reifen seien „der letzte Sch …“ oder „eher gefährlich“. Dabei wird Letzteres auf das Verhalten der Reifen bei Spurrillen auf der Fahrbahn bezogen. „Sie laufen durch die harte Reifenflanke jeder Spurrille extrem hinterher. Das ist bei Geschwindigkeiten über 200 km/h beim Spurwechsel sehr gefährlich, da das Lenkrad kaum noch festzuhalten ist“, gibt ein Leser seine Erfahrungen mit den an seinem BMW Z3 Coupé verbauten Notlaufreifen wieder.

Auch andere haben sich mit dem Thema Runflat teilweise sehr differenziert auseinandergesetzt. „Bei Runflat-Reifen überwiegen eigentlich die Vorteile, aber ca. 80 Prozent der Autofahrer werden von ihren Händlern überhaupt nicht über Sinn und Zweck von Runflat-Reifen aufgeklärt. Die Autofahrer wissen nicht, dass sie keinen Wagenheber, kein Radkreuz und kein Ersatzrad in ihrem Fahrzeug mitführen. Sie wissen nicht, dass sie bei einem Plattfuß über das Reifendruckkontrollsystem informiert werden und einfach weiterfahren können. Diesen Missstand haben wir überwiegen den Verkäufern der BMW-Händler zuzuschreiben, die ihre Kunden nicht informieren oder es selber nicht wissen“, wird dabei zugleich Ursachenforschung betrieben. „Runflat-Reifen sind für den Automobilhersteller teurer als normale Reifen. Der Fahrer merkt oftmals erst beim Ersatzkauf, welch teuren Reifen er fährt, und entscheidet sich oft dann für Standardreifen“, ergänzt ein anderer Leser der NEUE REIFENZEITUNG.

Allerdings ranken sich nicht alle Diskussionsbeiträge allein um die Kostenfrage. Einem Umfrageteilnehmer, der Runflats zwar unter anderem auch aufgrund der damit verbundenen Mehrkosten für „nicht das Goldene vom Ei“ hält, fallen abseits von dem preislichen bzw. Komfortaspekt noch weitere Argumente ein, die gegen Notlaufreifen mit verstärkter Seitenwand sprechen. „Man bemerkt eine Beschädigung des Reifens meist gar nicht, Reparaturen sind nicht zu empfehlen, da man ja nie weiß, wie lange man schon platt gefahren ist. Die Montage ist sehr aufwendig und nicht jeder kann sie montieren“, sagt er und verweist als Alternative auf Reifen mit einer inneren Schutzschicht à la „ContiSeal“, Kleber „Protectis“ oder Goodyears „DuraSeal“, die Einfahrverletzungen auf der Lauffläche verschließe und somit aus seiner Sicht die bessere Lösung als Reifen mit Notlaufeigenschaften darstelle.

Allerdings sollte dadurch nicht der Eindruck entstehen, die Kritiker von Runflat-Systemen seien bei unserer Umfrage in der Überzahl. Denn das mehr oder weniger ausgeglichene Abstimmungsergebnis mit jeweils etwa einem Drittel der Antworten für eine der drei vorgegebenen Optionen spiegelt sich so auch in den Meinungsäußerungen/Kommentaren zu dem jeweils abgegebenen Votum wieder. „Komforteinbußen gehören bei der neuen Generation von Runflat-Reifen der Vergangenheit an. Die Runflat-Laufstrecke wurde reduziert, ist aber mit 80 Kilometern immer noch ausreichend, um das Fahrzeug aus jeder Gefahrenzone zu bringen. Wer schon mal auf einem Autobahnstandstreifen mit ‚Tirefit’ hantiert oder gar einen Radwechsel vollzogen hat wird mir beipflichten“, ist ein weiteres Beispiel für eine positive Einstellung gegenüber der Notlauftechnologie.

„Runflat bleibt – keine Frage“, ist ein denn auch Teilnehmer an unserer Onlineumfrage überzeugt und verweist in diesem Kontext darauf, dass „entgegen dem, was oft kolportiert wird“, BMW weiter auf Runflats setze und auch Mercedes angekündigt habe, das Angebot an solchen Reifen ausweiten zu wollen. „Im selben Zusammenhang war sogar von einem möglichen serienmäßigen Einsatz die Rede“, weiß er zu berichten. Wie dem auch sei, Konsens dürfte allerdings sein, dass – wie Letzter es darüber hinaus noch formuliert – die Zukunft von Runflat-Reifen im Erstausrüstungsbereich entschieden werde.

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