Continental: Ende des Jahres ist Schluss in Hannover-Stöcken
Die Continental wird die Lkw-Reifenproduktion in Hannover-Stöcken zum Ende dieses Jahres aufgeben. Betroffen sind davon rund 780 Beschäftigte, deren Zukunft nun in den Sternen steht. Erst Ende 2007 hatte der Hersteller nach langen, öffentlichen Auseinandersetzungen an seinem Stammsitz in Hannover die Pkw-Reifenfertigung geschlossen. Auch will der Hersteller nun – wie kürzlich bekannt wurde – die Pkw-Reifenfabrik im französischen Clairoix schließen.
„Wir haben verschiedene Optionen geprüft und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die Wettbewerbsfähigkeit der Reifen-Divisionen nur durch die Schließung der beiden Werke mit den höchsten Kosten zu halten ist. Und das sind für Pkw-Reifen Clairoix und für Nutzfahrzeugreifen Hannover“, sagte der für die Reifen-Divisionen verantwortliche Continental-Vorstand Dr. Hans-Joachim Nikolin. Alle bisher ergriffenen Mittel hätten „leider nicht mehr ausgereicht“. Nikolin weiter: „Es ist uns nicht leicht gefallen, den Betroffenen diese Pläne vorzustellen. Es gibt leider keine Alternative. Wir werden mit den Arbeitnehmervertretern an den betroffenen Standorten die Gespräche über die sehr schwierige Lage fortsetzen und die nächsten Schritte besprechen. Selbstverständlich werden wir alles tun, um die betroffenen Beschäftigten umfassend zu unterstützen.“
Neben den beiden geplanten Werksschließungen soll die Lkw-Reifenproduktion im slowakischen Puchov um 20 Prozent reduziert werden, sodass Continental seine Kapazitäten für die Herstellung von großen Nutzfahrzeugreifen in Europa um insgesamt 27 Prozent reduzieren wird.
Massive Nachfrageeinbrüche in der Erstausrüstung und erhebliche Marktschwächen im Ersatzgeschäft haben bei der Continental zu Überkapazitäten in der Produktion von Pkw- und Nutzfahrzeugreifen geführt, schreibt das Unternehmen. Angesichts der anhaltend negativen Marktentwicklung zeichne sich ab, dass die Minderauslastung der Reifenfabriken des Unternehmens in Europa allein 2009 rund 15 Millionen Pkw-Reifen und rund 1,7 Millionen Nutzfahrzeugreifen betragen werde. In Clairoix können jährlich rund acht Millionen Reifen produziert werden; in Hannover-Stöcken sind dies bis zu 1,4 Millionen Lkw-Reifen. Der Konzern geht auch davon aus, dass der Markt nicht in dem Umfang anziehen wird, dass alle zurzeit vorhandenen Kapazitäten kurz- bis mittelfristig wieder optimal ausgelastet werden können. „Der internationale Automobilzulieferer passt deshalb seine Produktion in den europäischen Reifenwerken deutlich an und stellte den betroffenen Beschäftigten entsprechende Projektpläne am Mittwoch vor“, heißt es dazu aus Hannover.
„Wir haben bei Nutzfahrzeugreifen im letzten Quartal 2008 in Europa einen Markteinbruch in der Erstausrüstung um mehr als 20 Prozent zu verzeichnen, der sich in den ersten zwei Monaten in 2009 dramatisch beschleunigt hat. Der europäische Ersatzmarkt ist im vierten Quartal 2008 gleichzeitig um mehr als 15 Prozent abgesackt. Bei Pkw-Reifen ist das europäische Erstausrüstungsgeschäft im vierten Quartal 2008 um 20 Prozent zurückgegangen, in den ersten beiden Monaten dieses Jahres sogar um mehr als 30 Prozent. Im Ersatzmarkt gibt es ebenfalls einen erheblichen Nachfragerückgang“, sagte Dr. Hans-Joachim Nikolin. „Es ist uns seit Beginn der Marktschwächen im vergangenen Herbst gelungen, über hohe Flexibilität in der Produktion und den Abbau von Arbeitszeitkonten, verlängerte Werkferien, den Abbau von Leiharbeitnehmern sowie Kurzarbeit einschneidende Maßnahmen zu vermeiden. Angesichts der anhaltenden massiven Nachfrageschwäche reichen diese zeitlich begrenzt nutzbaren Mittel aber leider nicht mehr aus.“
In Clairoix/Frankreich wurde den zentralen sowie lokalen Betriebsräten ein Projekt zur Einstellung der Reifenproduktion vorgestellt, da die Produktionskosten für Pkw-Reifen an diesem Standort im Vergleich zu allen anderen europäischen Pkw-Reifen-Standorten am höchsten sind. Dadurch soll die jährliche Produktionsmenge um acht Millionen Reifen reduziert werden, 1.120 Mitarbeiter wären davon in Clairoix betroffen. Die Produktion soll in zwei Schritten und nicht vor dem 31. März 2010 beendet werden.
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