Deutsche Handelslandschaft ändert sich stetig
Im deutschen Reifenfachhandel gibt es derzeit gut 2.000 Unternehmen mit insgesamt knapp 4.200 Betriebsstätten. Das hat der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e.V. (BRV) in seiner aktuellen Marktstrukturanalyse ermittelt. Rund drei Viertel der Betriebe sind in dem bundesweit agierenden Fachverband der Branche organisiert; als Reifenfachhändler im Sinne dieser Statistik zählen Unternehmen, die mindestens 50 Prozent ihres Umsatzes im Geschäft mit Reifen realisieren.
Ähnlich wie in zahlreichen anderen Handelsbranchen verschiebt sich auch hier die Marktstruktur. Immer weniger Unternehmen agieren als Einzelkämpfer, mehr und mehr suchen die Bindung an eine Verbundgruppe des Handels oder eine herstellernahe Kooperation. Gehörten z.B. 1992 noch knapp ein Fünftel der Unternehmen einer der Kooperationen des freien Reifenfachhandels wie point S oder der Team Reifen-Union an, so hat sich die Zahl bis heute in etwa verdoppelt. Noch ausgeprägter ist die Entwicklung in den industrienahen Kooperationen wie der zum Goodyear-Dunlop-Konzern gehörenden GD Handelssysteme GmbH & Co. KG oder der zu Bridgestone/Firestone gehörenden First-Stop-Handelsschiene. Die Zahl der Reifenhändler, die einer dieser von der Reifenindustrie geführten Handelskooperationen angehören, hat sich von 320 Unternehmen im Jahr 1992 auf heute 973 glatt verdreifacht. Knapp 50 Prozent der Unternehmen und rund ein Drittel der Betriebsstätten des Reifenhandels in Deutschland sind heute Partner eines Handelskonzeptes der Industrie. Kaum verwunderlich, dass die Zahl der ungebundenen Marktteilnehmer im selben Zeitraum von acht Unternehmen mit 489 Betriebsstätten auf nun verbliebene fünf Unternehmen mit insgesamt 332 Betriebsstätten schrumpfte. Zahlenmäßig größte Kooperation im Markt ist übrigens die GD Handelssysteme GmbH & Co. KG mit insgesamt rund 800, gefolgt von point S Deutschland GmbH mit 745 angehörenden Betrieben.
Leichten Zuwachs gibt es auch in den herstellereigenen Handelsketten wie der Continental-Handelstochter Vergölst und dem Michelin-eigenen Filialunternehmen Euromaster. Waren mit 536 Betriebsstätten im Jahr 1992 noch rund 15 Prozent des deutschen Reifenfachhandels in Industriehand, so sind es nun gut 700 und damit 17 Prozent.
Betrachtet man die Entwicklung der Gesamtzahl aller Unternehmen und Betriebe des deutschen Reifenfachhandels seit 1992, so zeigt sich auch hier ein Wachstum. Von 1.800 Händlern mit 3.500 Betriebsstätten nahm die Zahl auf heute gut 2.000 Unternehmen mit insgesamt knapp 4.200 Betriebsstätten zu. Für die Branche ist dies nicht unbedingt ein Grund zur Freude: „Der Markt ist mit Anbietern überbesetzt, die Zahl der Distributionsstellen ist einfach zu hoch“, so analysiert Hans-Jürgen Drechsler, Geschäftsführer des Bonner Fachverbandes. „Das hat in den vergangenen Jahren zu zunehmendem Verdrängungswettbewerb geführt, dem vor allem kleinere, mittelständische Unternehmen zum Opfer gefallen sind.“
Hinzu kommt, dass es ja nicht allein die Unternehmen des Reifenfachhandels sind, die um ihr Stück vom Umsatzkuchen im Reifenersatzgeschäft – dem Kerngeschäft der Branche – kämpfen. Auch markengebundene und freie Kfz-Werkstätten, Fachmärkte (Pit Stop, ATU) und Online-Vertriebsschienen bearbeiten emsig den Markt und verstärken damit den Wettbewerbsdruck insbesondere im Produktsegment Pkw-Reifen. Dennoch fällt die Distributionsanalyse des Verbandes zugunsten seiner Mitglieder aus: „Mit 56 Prozent am Sell-out, also dem Absatz von Pkw-Reifen an Verbraucher, hat der Reifenfachhandel seinen Distributionsanteil im vergangenen Jahr behaupten können“, resümiert BRV-Geschäftsführer Drechsler zufrieden. Auch die Anteile der konkurrierenden Vertriebskanäle lagen mit 28 Prozent über Autohäuser, zwölf Prozent über Fachmärkte, zwei Prozent via Online-Vertrieb (B2C-, Business-to-Consumer-Bereich) und zwei Prozent durch „Sonstige“ im Ersatzgeschäft an den Mann/die Frau gebrachten Pkw-Reifen in etwa auf dem Niveau des Vorjahres.
Im Produktsegment Lkw sind konkurrierende Vertriebskanäle ohnehin kein Thema: Hier ist der Reifenfachhandel mit 98,5 Prozent Distributionsanteil im Reifenersatzgeschäft nach wie vor unangefochtener Platzhirsch.
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