Automechanika: Werkstattausrüster gewohnt stark vertreten
Die alle zwei Jahre in Frankfurt am Main stattfindende Automechanika ist vor allem auch die wichtigste Messe für die Anbieter von Werkstattausrüstungen. Wer einmal die zum Ausstellungsbereich „Repair & Maintenance“ gehörenden Hallen durchschritten hat, wird dies nicht ernsthaft in Zweifel ziehen. Nirgendwo sonst sieht man einen so geballten Auftritt von Anbietern, die ihr Engagement bzw. ihre Produkte für dieses Marktsegment zeigen wollen. Und nirgendwo sonst ist zudem der Andrang der Besucher so groß, gibt es doch regelmäßig zahlreiche neue Maschinen und Werkzeuge zu sehen – auch und gerade vor allem für Reifenservicebetriebe.
In diese Kategorie gehört beispielsweise die Auswuchtmaschine „GSP 9700“ von Hunter, die so neu ist, dass Rolf Lapp, Key Accounter und Marketingmanager bei der Hunter Deutschland GmbH, sie bis zum Auspacken der Lieferung am Wochenende vor Messebeginn selbst noch gar nicht zu Gesicht bekommen hatte. „Eigentlich ist die ‚GSP 9700’ viel mehr als eine konventionelle Auswuchtmaschine. Besser passt der Begriff Vibrationskontrollgerät“, meint er. Denn die neue Maschine kann nicht nur mit der im Rahmen der Reifenmesse in Essen vorgestellten „SmartWeight“-Technologie (vgl. bereits NEUE REIFENZEITUNG 7/2006) aufwarten, sondern soll besonders zuverlässig auch Vibrationen jeglicher Art am Rad-Reifen-System eliminieren helfen. „Wir gehen das Thema Vibrationen konsequent an, denn dies wird immer wichtiger“, weiß Lapp von vielen Fällen zu berichten, in denen so manch frustrierter Verbraucher unzufrieden seine Werkstatt verlassen musste.
„Wer hier bei dem entsprechenden Fahrzeug dank unserer Maschinen das Problem in den Griff bekommt, betreibt aktive Kundenbindung. Denn zufriedene Kunden kommen immer wieder“, sagt Lapp. Nicht umsonst schreibe schließlich Bentley verbindlich die Verwendung von Hunter-Auswuchtmaschinen vor. „Und bei der Pressepräsentation des VW Phaeton waren zuvor alle Räder mit unseren Maschinen gewuchtet worden“, fügt er nicht ohne Stolz hinzu. Für ihn ein eindruckvoller Beweis des Vertrauens der Fahrzeughersteller in das Know-how des Unternehmens, zumal seinen Worten zufolge die Hunter-Maschinen Freigaben aller maßgeblichen Hersteller besitzen sowie auch für jede Fahrzeug- und Reifenart (Standard, Offroad, Runflat) verwendet werden können. „Obwohl die ‚GSP 9700’ noch ganz neu ist, können wir kurzfristig liefern. Die Maschine ist zwar etwas teurer als Produkte des Wettbewerbs, aber aufgrund ihrer besonderen Fähigkeiten im Zusammenhang mit der Eliminierung von Vibrationen mit anderen Maschinen eigentlich gar nicht vergleichbar“, betont er.
Auswuchten war auch eines der Schwerpunktthemen am Stand von Snap-on. Aufseiten der beiden zum Konzern gehörenden Marken Hofmann und John Bean stellte das Unternehmen neue automatische Radauswuchtmaschinen mit Lasertechnik vor: Das Modell von Hofmann trägt die Bezeichnung „geodyna 6900p“, sein Pendant mit dem Label John Bean heißt „b9850P“. Beiden gemein ist, dass alle Raddaten berührungsfrei erfasst werden. Gleiches Ausstattungsmerkmal beider Maschinen ist außerdem die elektromechanische Spannvorrichtung „Power Clamp“ sowie ein TFT-Flachbildschirm (15 Zoll). Die „geodyna 6900p“ verfügt über den patentierten „geodata“-Messarm mit Klemmeinrichtung für Klebegewichte, mit dem Klebegewichte in der Zwölfuhrposition platziert werden können. Bei der „b9850P“ von John Bean wird deren Platzierung mit einem Laserpunkt in der Fünfuhrposition angezeigt. Nach Unternehmensangaben ist die Hinterspeichenplatzierung mit beiden Modellen sehr einfach, da diese Prozedur mit nur einem einzigen Tastendruck erledigt sei. „Die virtuelle Messebenentechnik sorgt für noch präzisere Ergebnisse beim Auswuchten und ist resistent gegenüber äußeren Einflüssen“, heißt es vonseiten des Werkstattausrüsters. Darüber hinaus verfügen beide Geräte über eine Laufruhenoptimierung, mit der mögliche Formfehler des Rades erkannt und dieser Position die schwere Stelle des Reifens gegenüber gestellt werden kann.
Mit komplett neu entwickelten Maschinen konnte die Sice S.p.A. in Frankfurt zwar nicht aufwarten, aber weiterentwickelt wurde natürlich trotzdem. So gab es unter anderem ein Zusatzgerät für die Montagemaschinen des italienischen Unternehmens zu sehen, mit dem vor der Demontage eines Notlaufreifens ein etwaig im Pneu vorhandener direkt messender Reifendrucksensor auf Funktionstüchtigkeit überprüft werden kann. Der Kunde kann so im Falle eines Falles nicht behaupten, der Monteur hätte diesen zerstört. „Sice-Maschinen werden in Deutschland über 25 Stützpunkthändler vertrieben“, erklärt Verkaufsleiter Hanspeter Lang, der früher lange Jahre für Vredestein gearbeitet hat. Seinen Worten zufolge ist das italienische Unternehmen im Bereich Montagemaschinen weltweiter Marktführer und produziert auch Geräte unter anderem für Bosch bzw. Nussbaum. Freilich gehören jedoch Auswuchtmaschinen oder Hebebühnen ebenso zum Sice-Portfolio.
Das Unternehmen Cemb S.p.A. (Mandello Lario, Italien) hat im Rahmen der Automechanika gleichfalls eine Neuerung rund um das Thema Auswuchten präsentiert. So ist die Wuchtmaschine „C86“ nunmehr mit einem so genannten IC-Programm – IC steht für Intelligent Correction – lieferbar. Damit verbindet der Anbieter Zeiteinsparungen beim Wuchten, wobei in einigen Fällen zugleich weniger Gewichte nötig seien als mit vergleichbaren Maschinen ohne diese Option. Cemb stellt allerdings nicht nur Werkstattausrüstungen unter dem eigenen Markennamen her, sondern fertigt zudem für die Hofmann Megaplan GmbH, die in Frankfurt in Form der „Megaspin 900P“ ebenfalls eine neue Wuchtmaschine (mit TFT-Display) präsentierte, sowie für das italienische Unternehmen Focus-1 srl, das im selben Ort seinen Sitz hat wie Cemb selbst.
Freilich gab es aber nicht nur rund um das Auswuchten auf der Automechanika Neues zu entdecken, sondern auch in anderen Segmenten. Corghi zeigte beispielsweise eine neue Version der Reifenmontagemaschine „Artiglio 50“, die nun mit einem Kamerasystem ausgerüstet werden kann. Dies sei – so Corghi – die „ideale Version für ein ergonomisches Arbeiten an besonders anspruchsvollen Reifen, wo eine vollständige Überwachung der Arbeitsphasen auch auf der unteren Seite verlangt wird“. Als Zubehör für diese Maschine ist darüber hinaus ab sofort ein neuer Wulstheber lieferbar, der die Montage- bzw. Demontagearbeiten an besonders großen und schwierig zu handhabenden Rädern erleichtern soll. Für die Maschinenversionen der Serie „Artiglio Master“ ist außerdem ein als intelligent beschriebenes elektronisches System eingeführt worden, das die Drehgeschwindigkeit und das Drehmoment des Spannfutteraggregates überwacht. Optional ist auch hier ein Kamera-Kit erhältlich und eine elektronische Reifenfüllanlage namens „Inflatron“, die nur zusammen mit der Maschine bestellt werden kann.
Die Montiermaschine „Fox Robofit“ von Mondolfo Ferro (vgl. bereits NEUE REIFENZEITUNG 7/2006), die in Deutschland von dem Werkstattausrüster Haweka auch unter dem eigenen Label vertrieben wird, wurde in Frankfurt zum ersten Mal mit einem modifizieren Licht-/Kamerasystem vorgestellt. „Selbst bei starkem Gegenlicht liefert die Kamera damit ein gutes Bild“, erklärt Christian Kollmeyer. Der Vertriebsleiter Deutschland bei der Haweka AG zeigte sich äußerst zufrieden mit der Messe. „Bei uns am Stand ist gut was los. Vor allem kommen hierhin viele internationale Kunden. Die Automechanika ist halt die wichtigste Veranstaltung für Unternehmen aus der Werkstattausrüstungsbranche“, sagt er und vergisst dabei nicht, auch die beiden neuen Achsmesshalter „ProClamp Plus“ und „ProClamp Synchro“ zu erwähnen. Seinen Worten zufolge wurde bei beiden nicht nur am Design gefeilt, sondern sie sollen des Weiteren unter anderem ein besseres Handling („ProClamp Plus“) oder einen größeren Spannbereich von 13 bis 25 Zoll („ProClamp Synchro“) bieten. Zu finden sind alle diese Produkte übrigens im neuen „Hauptkatalog Werkstattausrüstung“ von Haweka, der zur Automechanika quasi druckfrisch erschienen ist.
Die Achsvermessung gehört bei Beissbarth zu den Kerngeschäftsfeldern, auf die man sich vor einiger Zeit wieder zurückbesonnen hat bzw. auf die man sich wieder stärker konzentrieren will. „Der Bereich rund um Reifen und Räder gehört auf jeden Fall dazu“, erklärt Craig Dry, als International Sales Manager bei dem Münchner Unternehmen für den weltweiten Vertrieb verantwortlich. Nicht verwunderlich deshalb, dass es in Frankfurt seine neuesten Montagemaschinen – „MS 67“ und „Servomat MS 80“ – ebenso ins rechte Licht zu rücken wusste wie seine Auswuchtmaschinen „Microtec MT 865“ und „Microtec MT 885“, die man zum Teil aber schon während der Reifenmesse in Augenschein hatte nehmen können. In Essen ist zudem die „Touchless“-Fahrwerksvermessung ebenfalls schon ein Thema gewesen, aber in Frankfurt stand sie eindeutig im Vordergrund der Messepräsenz. Schließlich wurde den Münchner dafür der „Innovation Award“ der Automechanika im Bereich „Repair/Diagnostics“ verliehen.
Dank der „Touchless“-Technologie sollen Fahrwerke in Sekundenschnelle vermessen werden können, denn das System arbeitet nicht mit Haltern oder Marken, sondern misst berührungslos mit CCD-Kamerasystemen (acht Kameras, 7.200 Leuchtdioden als Lichtquellen) und einer neuen Vermessungssoftware. Das Messsystem kann alle nötigen Daten Angaben des Unternehmens zufolge unabhängig von den Lichtverhältnissen messen, erkenne automatisch die Felge und kompensiere sogar eine mögliche Schrägstellung um die Hoch- oder Längsachse des Messwertaufnehmers. Aufgrund integrierter Rollen sei „Touchless“ ortsunabhängig einsetzbar, und eine auf Windows XP Professional basierende Software soll für eine intuitive Bedienung sorgen. Nach einem groß angelegten internationalen Feldversuch im Herbst soll das System Anfang kommenden Jahres auf dem Markt erhältlich sein.
„Damit melden wir uns zurück als Innovationsführer im Segment Fahrwerksvermessung. Und heute spielt eine solche Innovationsführerschaft eine weit wichtigere Rolle als in der Vergangenheit. Gab es früher vielleicht nur zwei oder drei echte Wettbewerber in diesem Marktsegment, sind es heute wesentlich mehr. Nur mit innovativen Produkten kann man sich auf Dauer gegenüber der Konkurrenz behaupten“, sagt Dry. Die neue Ausrichtung des Unternehmens darauf, wieder verstärkt innovative Produkte zu entwickeln, bzw. die Fokussierung auf das Kerngeschäft ist für ihn nichts anderes als die „Rückbesinnung auf alte Stärken“. Dies hänge auch mit den jüngsten Veränderungen bei den Münchnern zusammen. Die Übernahme des Unternehmens durch die SG Capital Europe Ltd. Ende vergangenen Jahres hat zu zahlreichen Umstrukturierungen geführt – im Management wie in vielen anderen Abteilungen auch.
„Jetzt führen wieder Leute das Unternehmen, die schon lange Jahre für Beissbarth arbeiten und viel Erfahrung im Markt für Werkstattausrüstungen vorweisen können“, meint Craig Dry. „Außerdem“, ergänzt er, „lautet unser Motto nun quasi ‚zurück zum Kunden’. Soll heißen: Es wird wieder wesentlich mehr Wert auf das Thema Kundenservice gelegt als noch in der jüngeren Vergangenheit. Wir wollen wieder näher bei den Kunden sein, um noch besser die Anforderungen und Wünsche des Marktes erfüllen zu können.“ Wie Dry beispielhaft erläutert, habe man unter anderem auch deshalb den internationalen Vertrieb neu organisiert. „Wir haben dafür einzelne Teams gebildet, die für verschiedene Regionen – Nordamerika, Südamerika, Nahost, Europa, Asien sowie Osteuropa – verantwortlich zeichnen. Sie bestehen jeweils aus einem Techniker, einem Verkäufer und einem Auftragsabwickler. Dieses Konzept hat sich bislang als sehr erfolgreich erwiesen“, so Craig.
Sich in ein „völlig neues Licht“ zu rücken, war auch das Ziel der Präsenz der Stahlgruber GmbH & Co KG bei der Automechanika. Das bedeutet in diesem Fall jedoch nicht, dass das Unternehmen von oben nach unten oder umgekehrt umgekrempelt wurde, sondern dies bezieht sich einzig und allein auf das Design des Messestandes. Denn die Standfläche von mehr als 400 m² wurde dazu genutzt, die beiden Unternehmensbereiche „Handel“ wie auch „Tip Top Automotive“ in Frankfurt zu repräsentieren. Dabei griff man auf das gleiche Konzept wie bei dem gemeinsamen Messestand beider Bereiche während der REIFEN 2006 zurück. Neben der bereits in Essen vorgestellten Montagemaschine „Powerspeed“ und dem neuen Runflat-Reparaturkit präsentierte Tip Top in der Mainmetropole nun die neue Serie „Promont“ im Montiermaschinenbereich: Die „Promont 822“ ist als 22-Zoll-Maschine konzipiert, während die „Promont 826“ auch 26-Zoll-Räder bewältigt. Die Messeneuheit „Promont B 957/13“ im Lkw-Bereich rundet die Serie ab – eine 56-Zoll-Allroundmaschine mit automatisierten Bewegungsmechanismen. Im Bereich Auswuchttechnik hat Tip Top die Software „OPTIweight“ zur Reduzierung der Gewichtgröße präsentiert.
Während man bei Stahlgruber rund um Rad und Reifen Maschinen und Services zuhauf entdecken konnte, musste man am MAHA-Stand schon genauer hinsehen, um diesbezüglich fündig zu werden. War der Werkstattausrüster vor zwei Jahren auf der Reifenmesse mit einem ansehnlichen Produktprogramm an Werkstattausrüstungen (Montagemaschinen, Auswuchtmaschinen etc.) für Reifenservicebetriebe angetreten, um damit ein erstarktes Interesse am Thema Reifen zu dokumentieren, fehlten die Haldenwanger nicht nur bei der 2006er-Ausgabe des Branchenevents in Essen, sondern auch am diesjährigen Automechanika-Messestand wurde der Service rund um Rad und Reifen etwas stiefmütterlich behandelt. Mehr oder weniger einziges Exponat aus diesem Segment war das in Rollenprüfstände integrierbare Profiltiefenmessgerät, dessen eigentliches Debut aber schon 2004 standgefunden hatte. Dennoch gab’s aber auch bei MAHA etwas Neues zu entdecken: den Schnellspurtester „MINC IV“ für Pkw und Transporter bis fünf Tonnen Achslast, der speziell für den Einsatz mit der Prüfstraße „Eurosystem“ des Anbieters entwickelt wurde.
Insofern dürfte für jeden Geschmack etwas in Frankfurt dabei gewesen sein. Auf jeden Fall ist die Messe in Sachen Werkstattausrüstung ihrem Anspruch, Leitmesse der Branche zu sein sicherlich wieder einmal gerecht geworden. Zumal schon im Frühjahr eine Umfrage des Bundesverbandes der Hersteller und Importeure von Automobilserviceausrüstungen e.V. (ASA) unter seinen Mitgliedern zu dem Ergebnis gekommen war, dass die Automechanika „unumstritten die führende Position als Trendmesse“ für Werkstattausrüstungen für sich reklamieren kann. Davon zeugen nicht zuletzt auch die erneut gestiegenen Besucherzahlen der Veranstaltung. Insofern kann man wohl getrost schon auf neue Rekorde bezüglich Aussteller- und Besucherzahlen in zwei Jahren wetten, wenn die Messe dann vom 16. bis zum 21. September 2008 wieder ihre Tore öffnet.
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