CITEXPO feiert erfolgreichen Durchbruch
Was noch im vergangenen Jahr als zartes Pflänzlein unter den immer zahlreicher werdenden Reifenmessen dieser Welt galt, hat mittlerweile eine stattliche Größe angenommen. Die dritte China International Tire Expo, kurz: CITEXPO, musste sogar in ein neues Veranstaltungszentrum umziehen, um die rund 150 Aussteller aus dem In- und Ausland zu beherbergen. Insgesamt fanden über 5.800 Besucher den Weg nach Shanghai, darunter etwa ein Drittel Ausländer, was die CITEXPO ohne Frage zum größten Fachbesuchermagneten dieser Art in Ost- und Südostasien macht. Auffällig in diesem Jahr war insbesondere die steigende Anzahl nicht-chinesischer Aussteller und Besucher – der Reifenmarkt im Reich der Mitte öffnet sich scheinbar immer mehr.
Für die Veranstalter der China International Tire Expo kommt die überaus positive Entwicklung nicht von ungefähr. „Die meisten Branchenexperten kennen unsere Messe mittlerweile“, sagt Wilko Fong. Der Geschäftsführer von Reliable International Exhibition Services Co., Ltd., Ausrichter der CITEXPO, ist der Ansicht, dass viele der jetzigen Aussteller bereits an den ersten beiden Veranstaltungen als Besucher teilgenommen hatten. Erst nun habe sich deren wait-and-see-Haltung in Standbuchungen ausgezahlt für die dritte CITEXPO ausgezahlt, die vom 14. bis zum 16. Dezember im Everbright Convention & Exhibition Center in der Innenstadt Shanghais stattfand.
Wirkte die offizielle Zahl von 80 Ausstellern, die im September 2004 in Shanghai Standfläche gebucht haben sollen, noch wie eine durchaus wohlwollende Zählung der Veranstalter, so ließen sich die 150 Aussteller der jüngsten CITEXPO durchaus nachzählen. Cheforganisator Wilko Fong führt dies unter anderem auch auf die umfangreichen Werbemaßnahmen zurück, die man in den zurückliegenden Monaten weltweit unternommen hatte. So war Reliable etwa etliche Medienpartnerschaften mit international renommierten Fachzeitschriften der Reifenbranche eingegangen, unter anderem mit Tyres & Accessories, die englische Schwesterzeitschrift der NEUE REIFENZEITUNG, Tire Review (USA) oder Rubber Asia (Indien). Die Aussteller hatten eine Fläche von rund 7.000 m² belegt.
Aber auch aufseiten der Fachbesucher, so der Veranstalter, hat sich im dritten Jahr der CITEXPO einiges weiterentwickelt. Während in 2004 etwa 5.000 Besucher den Weg ins bereits überfüllt wirkende ehemalige Veranstaltungszentrum in Shanghai fanden, waren dies bei der aktuellen Messe über 5.800, was einer Steigerung von gut 16 Prozent entspricht. 2.000 der Besucher kamen 86 ausländischen Staaten nach Shanghai gereist. Auch darin zeige sich, so Wilko Fong, die stete Entwicklung der CITEXPO hin zur größten Messe ihrer Art in Ost- und Südostasien. Ein Blick in die Besucherlisten verrate, dass Vertreter zahlreicher großer Reifenhersteller unter den Besuchern waren, was laut Reliable den Schluss nahe lege, diese Hersteller seien September 2006 als Aussteller endlich mit von der Partie. Dann findet die vierte CITEXPO in Shanghai statt, mit der die Veranstalter endgültig die Etablierung als führende Reifenmesse in China und in der ganzen Region schaffen wollen. Auch erste Buchungen für 2006 seien hier vielversprechend, so Fong im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG. Zwei Drittel der ausstellenden sowie 15 neue Unternehmen hätten bereits jetzt 120 Prozent der Ausstellungsfläche der vergangenen Messe gebucht. Die Aussteller erwarten nun, dass im September 2006 erneut doppelt so viele Unternehmen doppelt so viel Ausstellungsfläche belegen wie in 2005.
Dennoch war auch die dritte CITEXPO eher eine Handels- als eine Industriemesse. Nicht nur der Querschnitt der Aussteller, unter denen die großen Hersteller der Branche wie auch viele namhafte chinesische Reifenhersteller fehlten, unterstützt diesen Eindruck. Auch die teilweise Stimmung wie auf einem orientalischen Basar, auf dem der fremdländische Besucher an jedem Stand etwas – in diesem Fall Reifen – angeboten bekommt, spricht eine deutliche Sprache.
Dennoch, einige der großen chinesischen Reifenhersteller nutzten auch die aktuelle CITEXPO wieder, um sich einem internationalen Publikum zu präsentieren. Darunter etwa die Shandong Chengshan Tire Co., Ltd., die erst kürzlich ein Jointventure mit dem amerikanischen Reifenhersteller Cooper Tire & Rubber eingegangen war, oder die Shandong Linglong Rubber Co., Ltd.
Linglong Rubber aus der florierenden Küstenprovinz Shandong gehört mit einer gegenwärtigen Kapazität von etwa neun Millionen Pkw- und Nutzfahrzeugreifen zu den größten Herstellern des Landes. International fällt Linglong auch dadurch auf, dass knapp zwei Drittel aller Reifen auf Exportmärkten vertrieben werden. Neben der Hauptmarke Linglong stellen die etwa 8.000 Arbeiter in den zwei Fabriken noch zwei weitere Marken her: Shanling und Leao. Außerhalb Chinas werden allerdings hauptsächlich Linglong-Reifen vertrieben, so auch in Deutschland. Erst seit der Errichtung einer zweiten Fabrik am Sitz des Unternehmens 2002, in der ausnahmslos Radialreifen gefertigt werden, sah sich der Hersteller in der Lage, Reifen auch auf dem europäischen Ersatzmarkt anzubieten, erklärt Exportmanagerin Merry Wang. Unter den europäischen Märkten, die für Shandong Linglong eine große Rolle spielen, stehen neben Deutschland noch Portugal, Italien und Spanien.
Gegenwärtig, so die Exportmanagerin, stelle das Privatunternehmen (Eigentümer: Wang Xicheng) rund zwei Millionen Lkw-Reifen und rund fünf Millionen Pkw-Reifen her; darüber hinaus produziert Linglong immer noch etwa zwei Millionen Diagonalreifen (Lkw, Llkw, OTR). Davon werden etwa vier Millionen Pkw-Reifen (80 %), 500.000 Lkw-Reifen (25 %) sowie eine Millionen Diagonalreifen (50 %) exportiert, erläutert die Exportmanagerin. „Unser Export wird mit der Anzahl der verfügbaren Größen noch weiter zunehmen“, so Merry Wang, womit Shandong Linglong im Markttrend liegt. Seit neuestem seien etwa auch Winterprofile für Pkw-Reifen verfügbar und in Zukunft sollen spezielle High-Performance-Reifen hinzukommen.
Um die erwartete steigende Nachfrage nach Nutzfahrzeugreifen decken zu können, baut das Unternehmen derzeit seine dritte Reifenfabrik am Standort in der Shandong-Provinz. Nach Inbetriebnahme werden die zwei Produktionslinien einen Output von zwei Millionen radialen Lkw-Reifen pro Jahr schaffen. Später soll eine dritte Linie hinzugefügt werden; in 2008 sollen dann sogar Pkw-Reifen in der neuen Fabrik erstellt werden, darüber könne die Exportmanagerin allerdings noch keine Details verraten. Insgesamt will Shandong Linglong die stattliche Summe von rund 300 Millionen Euro in die neue Anlage investieren, so Merry Wang. Der Jahresumsatz des Unternehmens soll sich Brancheninformationen zufolge auf rund 325 Millionen Euro belaufen.
Solche Investments werde man auch in Zukunft unter eigener Führung vornehmen, so die Exportmanagerin. Es habe immer wieder Verhandlungen mit westlichen Herstellern über eine engere Kooperation gegeben, so etwa mit Pirelli oder Continental. „Die wollten zusammenarbeiten und die Mehrheit haben“, so Merry Wang: „Aber nur wir wollen die Reifenfabriken kontrollieren“, gibt sich die Managerin resistent gegen resistent gegen die Übernahme durch einen westlichen Hersteller. Allerdings verhandle Linglong derzeit noch mit zwei anderen Reifenherstellern über eine Kooperation, in der die Chinese das Sagen behalten sollen. Allerdings: „In Bezug auf technische Agreements kann alles diskutiert werden.“
Erstmalig unter den Ausstellern der CITEXPO war in diesem Jahr Giti Tire (China) Investment Comp. Ltd., die wie auch der indonesische Hersteller Gajah Tunggal zur international operierenden GT-Gruppe des chinesischen Geschäftsmanns Sjamsul Nursalim gehört. Giti Tire beliefert nicht nur zahlreiche Erstausrüster in China (GM, Jeep, Mazda, Dongfeng, FAW, etc.), sondern versorgt über seine 45 eigenen Outlets in China sowie über etliche andere Distributionskanäle einen Großteil des chinesischen Reifenersatzmarktes (Zahlen für 2003 rechneten Giti Tire rund 15 Prozent Marktanteil bei Pkw-Reifen zu). Giti Tire’s erster Auftritt auf der China International Tire Expo stellte aktuelle Produkte in den Vordergrund, die unter anderem auch in Europa über die entsprechenden Importeure wie Reifen Gundlach oder Stapleton’s (Großbritannien) erhältlich sind.
Zu den Ausstellern der CITEXPO gehörte auch die Chaoyang Long March Tyre Co., Ltd. (Liaoning-Provinz im Nordosten des Landes). Der Nutzfahrzeugreifenspezialist Long March (LM) verfügt derzeit über eine Kapazität von rund 800.000 Einheiten und gehörte einmal zu den ersten chinesischen Herstellern, die All-Steel-Radialreifen gefertigt haben. Damals kam man in den Genuss von technischer Unterstützung durch Dunlop, UK. Die Anlagen am LM-Standort befänden sich auf dem neuesten Stand der Technik, hieß es am Messestand in Shanghai, und seien vorwiegend aus Europa und Japan von namhaften Herstellern importiert. Long March exportiert zwar in über 40 Länder weltweit, Europa spiele als Exportmarkt nach Nord-, Mittel- und Südamerika sowie Südostasien allerdings kaum eine Rolle. Neben der Hauptmarke Long March stellt das Unternehmen noch die Lkw-Marke Roadlux her, deren Profilgestaltung den Long-March-Reifen weitest gehend entspricht und über den Singapurer Großhändler Omni United auch nach Europa verschifft wird.
Mit ihrem gesamten Sortiment an Lkw-, Motorrad-, ATV-, Kart- aber auch Pkw-Reifen war die Tianjin Normandy Rubber Co., Ltd. in Shanghai auf der CITEXPO vertreten, wobei das Unternehmen eher durch seine Reifenmarke Kingstire bekannt ist. Kingstires Produktportfolio umfasst zwar hauptsächlich Diagonalreifen die verschiedensten Anwendungen. In den drei Reifenfabriken des Unternehmens (zwei davon befinden sich in der Provinz Tianjin östlich von Peking, eine liegt in Taiwan, wo das Unternehmen auch 1988 gegründet wurde) stellen die 2.200 Arbeiter dennoch zunehmend auch Radialreifen her; nach Aussage des Herstellers werden jeden Monat bis zu 250 Container dieser Reifen in alle Welt verschifft.
Ebenfalls zu den mittelgroßen aber sicher wohl aufstrebenden Reifenherstellern Chinas gehört die Tire Group of Factories Ltd., Inc., die in der Küstenprovinz Shandong immerhin drei Reifenfabriken betreibt. Das Unternehmen stellte bis vor kurzem ausnahmslos Diagonalreifen her, die unter anderem unter dem Markennamen Riverstone den Weg in die Welt fanden. Seit neuestem, so erklärt Sales Representative Lily Sun während der CITEXPO, stelle die Tire Group of Factories auch radiale Pkw-Reifen für westliche Märkte her. Diese werden zunächst nur in einigen wenigen Größen gefertigt, so etwa in 175/70 R13, weitere Größen sollen aber alsbald kommen und unter dem Namen Riverstone für Absatzsteigerungen sorgen. Daneben stellt die Tire Group of Factories noch Reifen der Marke Durun her.
Die Qingdao Odyking Tyre Co., Ltd. ist ebenfalls mit radialen Pkw-Reifen noch nicht besonders in Erscheinung getreten, führt dennoch einige Profile für westlichen Gebrauch im Sortiment, wie sich auf der CITEXPO zeigte. Allerdings habe man bisher noch kaum radiale Pkw-Reifen der Marke „Super King“ nach Europa verkaufen können; man pflege allerdings Kontakte nach Afrika, Süd- und sogar Nordamerika.
Zu den vielversprechenden, ganz neuen Unternehmen auf dem wachsenden chinesischen Reifenmarkt gehört Qinddao Etyre International Trade Co., Ltd. Das Unternehmen aus der Shandong-Provinz wurde im Jahr 2004 gegründet und lässt in einer Reifenfabrik in der zentralchinesischen Sichuan-Provinz seine drei aktuellen Pkw-Profile der Marke Techking produzieren; Etyre ist am Hersteller sogar beteiligt, möchte aber den Namen nicht veröffentlicht sehen. Gegründet wurde Etyre durch den Ingenieur Tech Wang, der für 15 Jahre beim chinesischen Branchenriesen Triangle Tire (6,5 Millionen Jahreskapazität) in der Reifenentwicklung verantwortlich war.
Die drei Techking-Profile werden erst seit diesem Jahr gefertigt, erklärt Tech Wang im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG. Zwei dieser Profile seien speziell auf Märkte wie der Mittlere Osten abgestimmt, während das dritte Profil (ET757; derzeit in drei Größen erhältlich) „für den amerikanischen Markt gemacht wurde“, so Wang, der seine Funktion in seinem Unternehmen als General Manager bezeichnet. Derzeit würden alle Pkw-Reifen lediglich exportiert; ein Absatz auf dem Heimatmarkt finde für das junge Unternehmen noch nicht statt. „In China gibt es zu viele Marken“, kommentiert Wang die Situation der Überkapazitäten in der Pkw-Reifenproduktion und der sinkenden Verkaufspreise. „Wir wollen gute und keine billigen Reifen verkaufen“, betont der Ingenieur, und will sich daher die Herangehensweise an den kompetitiven, heimischen Markt genau überlegen. Ebenfalls verfügt die Qinddao Etyre International Trade Co., Ltd. über radiale Lkw-Reifen der Marke Techking und ab Sommer 2006 werden OTR-Reifen das Sortiment abrunden.
Da es für das junge Unternehmen schwierig ist, „eine neue Marke zu promoten“, so der General Manager, sei man auf der Suche nach einem guten Partner. Dieser könne, so der Vorschlag, Etyres Kontakte zu den lokalen Reifenherstellern nutzen, um dort auch seine eigenen Private Brands herstellen zu lassen. Darüber hinaus könne dieser noch zu findende Partner in die Vermarktung der Marke Techking eingebunden werden. Derzeit verkauft Tech Wang seine Reifen noch nicht in Europa, erwarte aber bald die ersten Aufträge. Um bei der Partnersuche erfolgreich zu sein, werde Etyre im Mai auch auf der Reifen-Messe in Essen vertreten sein.
Zu den erfahrendsten Marktteilnehmern auf dem chinesischen Reifenmarkt gehört mit Sicherheit die Federal Corporation. Der namhafte Reifenhersteller aus Taiwan – der von China abgespaltenen Inselrepublik – betreibt in der Volksrepublik China seit 1997 mit Federal Tire Jiangxi (ehemals Hero Tire; in der Provinzhauptstadt Nanchang) eine eigenständige Produktion ohne lokalen Partner. Dass Federal mit seinen beiden als gleichwertig betrachteten Marken Federal und Hero als Lokalmatador auf der China International Tire Expo wahrgenommen wurde, durfte das Standpersonal gleich am ersten Messetag erfahren: Bei fast keinem anderen Neureifenhersteller war der Andrang dermaßen groß und die Nachfrage nach Prospekten und Informationsmaterial dermaßen stark.
Die Federal Corporation hatte allerdings auch einige neue Produkte im Sortiment, denen lokaler Benchmark-Charakter beigemessen werden kann. So etwa den neuen UHP-Reifen mit integrierter Motorsporttechnologie für „anspruchsvollste Autos und Fahrer“: der Hero Milanza HZ1. Der Milanza für den Straßeneinsatz wird ausschließlich im Werk in der Provinz Jiangxi gefertigt und kommt zunächst in 26 Größen mit Querschnitten zwischen 40 und 55 und Dimensionen von 14 bis 17 Zoll auf den Markt. Die Anwendung des Milanza HZ1 entspreche der des Federal SS-595, nur das dieser auf den internationalen Markt ausgerichtet ist. Das neue Hero-Flaggschiff besticht durch sein aggressiv wirkendes, laufrichtungsgebundenes, V-förmiges Profildesign sowie in der Seitenwand eingebauten Felgenschutz. Der Milanza HZ1 wirke zwar aggressiver als der SS-595, so Momo Tseng von Federal, gleichzeitig erzeuge er aber weniger Abrollgeräusche, biete dafür dennoch mehr Performance. Derzeit wird der Milanza HZ1 nur in China und in Taiwan vermarktet, so die Mitarbeiterin des Federal-Unternehmens FederEx, das Reifen nach Taiwan importiert. In Europa könnte der neue Hero-UHP-Reifen in 2006 auf den Markt kommen. In der Volksrepublik, erklärt Momo Tseng, ist die Marke Hero immer noch weiter verbreitet als die vermeintliche Importmarke Federal. Folglich werden im Unternehmen beide Marken auch als gleichberechtigt angesehen.
Auch hat die Federal Corporation in Shanghai den neuen Federal Formoza FD2 vorgestellt, der zur SEMA-Show im November erstmals der Öffentlichkeit gezeigt wurde. Der FD2 folgt dem Formoza FD1 nach, und soll zum Ende des Jahres auf die internationalen Märkte kommen. Hergestellt wird er im Stammwerk in Taiwan. Welche Querschnittsverhältnisse und welche Dimensionen angeboten werden, stehe derzeit allerdings noch nicht fest.
Ebenfalls seit einigen Jahren (seit 1999; vorher Fabrik in Japan) mit eigenen Produktionsstätten in China vertreten ist Kyoto Japan Tire Corp. Ltd. Vermarktet werden die Reifen aus den beiden Fabriken in Shanghai und Qingdao allerdings erst seit anderthalb Jahre auf dem heutigen „Heimatmarkt“, so dass die Verbesserung der Absatzzahlen auf dem chinesischen Markt auch oberste Priorität hat, erklärt Dagmar Ochmann-Klimkowski, die das Europa-Büro des Unternehmens in Essen leitet. Von den rund vier Millionen Reifen, die Kyoto Japan in seinen beiden chinesischen Produktionsstätten jährlich fertigt, darunter gut 2,5 Millionen Pkw-Reifen, gehen derzeit rund 70 Prozent in den Export, der Rest (1,2 Millionen) verbleibt in China. Gut zwei Drittel des Absatzes auf dem heutigen Heimatmarkt besteht aus Pkw-Reifen, die unter der Produktlinie Maxima vertrieben werden. Auf den internationalen Märkten ist hingegen nur jeder zweite abgesetzte Reifen ein Pkw-Reifen; die anderen 50 Prozent sind vornehmlich Lkw-Reifen.
Um den Absatz auf dem Heimatmarkt deutlich zu steigern – „die Kapazitäten sind da“, sagt Dagmar Ochmann-Klimkowski –, fahre man eine intensive Marketingkampagne in China. So hatte man etwa in der Millionenmetropole Shanghai lange Zeit Werbung auf Bussen und Taxen laufen; zum Jahreswechsel 2005/2006 sind sogar Werbespots fürs chinesische Fernsehen geplant. Erste Erfolge dieser einführenden Imagekampagnen seien bereits zu spüren, ergänzt Pervez Aslam Khan, der im International Marketing Office in Peking als Exportmanager für Kyoto Japan tätig ist; Kyoto betreibt in Shanghai ein weiteres Büro.
Zur wachsenden Gruppe der Handelshäuser mit vertragliche Verbindungen in die chinesische Reifenindustrie gehört die Qingdao Antyre Trade Co., Ltd. Das Unternehmen mit Sitz in der Shandong-Provinz lässt unter anderem die drei seit kurzem auch in Europa bekannten Reifenmarken Antyre, Clear und Fullrun bei Vertragsherstellern in China als Private Brands fertigen. Insgesamt, so Vice General Manager Liu Zijin im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG, fungiere Antyre als Agent für rund 100 (Fremd-)Reifenmarken aus über 50 chinesischen Reifenfabriken.
Während Antyre in 2006 einen Absatz von rund vier Millionen Reifen erwartet, sind dies im Vorjahr nur etwa 1,5 Millionen Einheiten gewesen. Bei der Herstellung der drei oben genannten Marken, deren Profile teilweise miteinander übereinstimmen, arbeite man derzeit mit zwei Reifenfabriken zusammen. Da man ab 2006 aber nicht mehr nur Exportmärkte bedienen will sondern eben auch den heimischen chinesischen Markt, werde ein dritter Hersteller demnächst hinzukommen und zusätzliche Kapazitäten für die Produktion von Antyre-, Clear- und Fullrun-Reifen bereithalten. Ab April soll sogar ein SUV-Reifen in 24 Zoll lieferbar sein, verspricht der Vize General Manager. Die Marke Antyre wird seit kurzem in weiten Teilen Europas durch Tyre Trading International aus Holland vertrieben; in Großbritannien ist Treadsetters Importeur der Marke. Die Marke Clear hingegen wird europaweit durch Van Den Ban vermarktet, während Fullrun von Intersprint vertrieben wird.
Als Handelshaus mit guten Verbindungen zu zahlreichen chinesischen Reifenherstellern kann die Shanghai Durotyre International Trading Co., Ltd. gelten. Das Unternehmen vermarktet seit Ende der 1990er Jahre Reifen der chinesischen Marken und Eigenmarken Chengshan, Austone, Longmarch, Wanli, West Lake, Jintong, Double Happiness, Linglong, Feichi, Durotyre (Eigenmarke) und etliche andere. Erst kürzlich habe man die neue Eigenmarke Tian Fu aufgelegt, so Operation Director Yaya Ni. Diese neue Pkw- und Lkw-Reifenmarke sei spezielle für den europäischen Markt entwickelt worden. Durotyre vertreibt im Jahr knapp eine Millionen Reifen, wovon ein Großteil in den Export gehen, darunter auch Gabelstapler- und andere Industriereifen.
Zu den kleineren Vertretern der chinesischen Reifengroßhändler zählt sicherlich die Qingdao Banghao International Trade Co., Ltd. Das Unternehmen mit Sitz in der Küstenstadt Qingdao (Shandong-Provinz) sieht seine Rolle allerdings vornehmlich als Lieferant von Rohstoffen für die Reifenproduktion, so Wei Lei. „Nebenbei“, so der Manager weiter, „exportiert unser Unternehmen aller Art Reifen und Schläuche, darunter Diagonal- und Radialreifen.“ Banghao International vertreibt etwa Pkw-Reifen der Marken Jintong und Durun, die in Größen zwischen 13 und 15 Zoll zu haben sind.
Auch das Unternehmen Best Choice International Trade Co., Ltd. lässt in diese Gruppe einordnen. Neben einem Sammelsurium an chinesischen Marken wird Best Choice Ende 2006 mit einer neuen Eigenmarke namens „Rubberman“ auf den Markt kommen, erläutert Exportmanager Tim Yan. Zur Herstellung dieser „High-Performance-Reifen für Pkw“ habe man sich bereits mit einem chinesischen Produzenten verständigt, ist allerdings noch auf der Suche nach einem zahlungskräftigen Partner aus Europa oder Amerika, der sich an den hohen Anfangsinvestitionen für die Formen beteiligen wolle. Der entsprechende Partner, so Tim Yan, müsste über ein adäquates Vertriebsnetzwerk verfügen. Pro Jahr erreicht Best Choice einen Umsatz von rund 40 Millionen Dollar.
In dieselbe Gruppe der Alleskönner gehört A.H.A. International Co., Ltd., spielt mit einem Jahresumsatz von knapp 200 Millionen US-Dollar allerdings in einer anderen Liga; A.H.A. gehört zur Anhui Chemicals Import & Export Co., Ltd. und vertreibt neben Reifen und Zubehör noch zahlreiche andere Produkte der Chemie- und Rohstoffbranche, sogar Spielzeug gehört dazu. Das Handelsunternehmen aus Hefei (Anhui-Provinz) führt allerdings neben einigen wenigen Pkw-Radialreifen hauptsächlich diagonale Nutzfahrzeug- und Landwirtschaftsreifen.
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