Sibur bereitet Erfolg der Reifenholding vor
„Unglücklicherweise werden die besten Nachrichten bei den russischen Nachrichtenagenturen oft als schlechteste Nachrichten angesehen“, kommentiert Anna Stepanova die jüngsten Meldungen über den 22,5-prozentigen Rückgang der Reifenproduktion bei Sibur. Die Zahlen stimmten, müssten aber erläutert werden, um den Grund für diese Veränderungen zu verstehen, so die Presseverantwortliche der Vertriebsgesellschaft Sibur-Russian Tyres im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG. Die Ursache liege in wesentlichen Umstrukturierungen in den vier Reifenwerken, die zum russischen Chemiekonzern Sibur gehören, deren Ziel Effizienzsteigerungen und Qualitätsverbesserungen sind.
Wie wir bereits früher berichteten, stellt der Sibur-Konzern derzeit seine Reifenproduktion um (siehe März-Ausgabe). Im Mittelpunkt dieser Umstellungen steht die Spezialisierung der vier Reifenfabriken auf verschiedene Produktgruppen. Daneben werden die verschiedenen Modelle optimiert sowie neue Reifenmarken wie Tunga oder Cordiant eingeführt. Konkret hat Sibur mit den Umstellungen zum Ende des vergangenen Jahres begonnen, so dass die Auswirkungen auf die Produktionszahlen im ersten Quartal 2005 voll zur Geltung kommen. Im Zuge der Spezialisierung sind Produktionskapazitäten zwischen den Fabriken verlagert worden, was ebenfalls zeitaufwendig sei, so Anna Stepanova weiter. Hinzu komme, dass die Pkw- und Llkw-Reifenproduktion im Werk in Omsk seit Anfang Januar zum Jointventure mit Matador gehört, nachdem sich die Partner auf einen Pachtvertrag geeinigt hatten. Landwirtschaftsreifen, die noch bei JSC Omskshina hergestellt werden, sollen nach Volzhski (JSC Voltyre) verlagert werden. Die eigenen Produktionskapazitäten für Llkw-Reifen sollen künftig in Ekaterinburg (Uralshina) und in Volzhski ausgebaut werden.
„Im Februar 2005 haben wir beschlossen, eine der Anlagen in der Yaroslavl‘-Reifenfabrik zu schließen, in der Lkw-, Llkw- und Landwirtschaftsreifen hergestellt wurden“, erläutert Stepanova das laufende Projekt. Die entsprechenden Kapazitäten werden in anderen Fabriken neu installiert: Lkw-Reifen kommen künftig vorwiegend aus Omsk, Llkw- und Landwirtschaftsreifen künftig vorwiegend aus Volzhski.
Darüber hinaus habe man in der Yaroslavl‘-Fabrik gerade mit der Modernisierung einer Reifenaufbauanlage inklusive Vulkanisationspressen für Pkw-Reifen begonnen, in der die neue Marke Cordiant hergestellt werden wird (die NRZ berichtet). Nach Abschluss dieser Modernisierung werden in der Anlage bis zu zwei Millionen Reifen im Jahr hergestellt. In derselben Fabrik hat Sibur gerade ein Investitionsprogramm zur Verbesserung der Produktqualität der Lkw-Reifen abgeschlossen, so dass dort nun bessere und mehr dieser Reifen hergestellt werden können.
Mit Blick auf die Zahlen des ersten Quartals und die Fortschritte bei der Umsetzung der geplanten Umstrukturierungen kommentierte Vadim Gurinov, Generaldirektor der Vertriebsgesellschaft Sibur-Russian Tyres, wie folgt die Fragen der NEUE REIFENZEITUNG: „Die Veränderungen, die derzeit im Unternehmen Sibur-Russian Tyres und den Fabriken der JSC Sibur [Joint Stock-Company, d.Red.] stattfinden, legen den Grundstein für den Erfolg der neuen Reifenholding, die in der zweiten Hälfte dieses Jahres auf Basis unserer Vertriebsgesellschaft gegründet wird. Unsere Aktionen wie die Spezialisierung der Reifenfabriken, die Verlagerung von Produktionskapazitäten, die Einstellung unprofitabler Reifen und die Schaffung neuer Reifenmarken sind langwierig und arbeitsintensiv und werden unvermeidlich durch den Rückgang der Herstellung begleitet. Es geht uns hier nicht um den kurzfristigen ökonomischen Vorteil sondern wir arbeiten damit vorausschauend.“
Mit Blick auf die gegenwärtigen Veränderungen im Unternehmen, die Siburs Reifengeschäft beträchtlich verändern werden, müssten die Reifenproduktionszahlen des Konzerns dynamisch übers Jahr betrachtet werden, so Generaldirektor Vadim Gurinov weiter. Eine punktuelle Betrachtung sei nicht aussagekräftig. „Wir haben nichts dagegen, dass unsere Statistiken mit dem Jahr 2004 verglichen werden und werden auch in Zukunft Zahlen offen ins insgesamt vorlegen; dies ist Tradition“, fügt er an.
Ursprünglich hatte die NEUE REIFENZEITUNG Folgendes berichtet und um eine Stellungnahme des russischen Reifenherstellers gebeten:
Die Joint Stock-Company Sibur (JSC) hat im ersten Quartal 2005 25,5 Prozent weniger Reifen produziert als im selben Vorjahreszeitraum. Wie die Analytical Information Agency meldet, belief sich der Output der vier zum Konzern gehörenden Reifenwerke auf 3,02 Millionen Einheiten, während dies in 2004 noch 4,053 Millionen waren. Ausgeliefert wurden im aktuellen Quartal 3,121 Millionen Reifen, 586.000 weniger als im ersten Quartal 2004. Im Werk in Volzhski (JSC Voltyre) wurden 585.000 (vorher: 701.000) Reifen produziert, in Omsk (JSC Omskshina) 732.000 (1,425 Millionen), in Yaroslavl‘ (JSC Yaroslavsky Tire Works) 1,244 Millionen (1,493) und in Ekaterinburg (Uralshina), wo mehr als die Hälfte der Produktion aus Pkw-Reifen besteht, stieg der Output von 433.000 auf 459.000 Einheiten.
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