Neue Strukturen in Sibirien – dank Matador
Vor dem Hintergrund eines sich ändernden Marktes und sich ändernder Endverbraucheransprüche in Russland nimmt nun auch Matador Maß: Durch eine neue Markenstrategie und weitere Investitionen in das Gemeinschaftsunternehmen in Russland will man sich für die Zukunft rüsten. Das Jahr 2004 ist im Übrigen ein gutes Jahr, um sich über die Zukunft des Unternehmens Gedanken zu machen, schließlich feiert die Marke Matador im Herbst ihr 100-jähriges Jubiläum; bereits im Mai wird man sich in Omsk zuprosten dürfen, dann besteht das Jointventure mit dem russischen Hersteller Omskshina zehn erfolgreiche Jahre.
Wesentlich für den künftigen Erfolg von Matador auf dem russischen Reifenmarkt – wie auch auf allen anderen – ist die Markenstrategie. Bisher werden im Rahmen des Jointventures (JV) Matador-Omskshina im sibirischen Omsk Reifen der Marken Matador und Matador-Omskshina hergestellt. Darüber hinaus werden in dem Reifenwerk am Rande der Stadt noch Reifen der Marke Omskshina hergestellt, vom Unternehmen mit selbigem Namen, dass derzeit zu etwa 75 Prozent zum russischen Sibur-Konzern gehört. Dieses Markengeflecht soll in den kommenden fünf Jahren entzerrt werden und, wie Jozef Rucek, Generaldirektor des Gemeinschaftsunternehmens im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG sagt, den einzelnen Marken eine stärkere Bedeutung als solche geben.
Die Pläne der beiden Partner Matador und Omskshina sehen vor, die beiden Marken Omskshina (Low-Budget-Segment) und Matador-Omskshina (Pkw- und Llkw-Reifen von 13 bis 16 Zoll) innerhalb der kommenden fünf Jahre nach und nach vom Markt zu nehmen. Bis 2006/2007 soll die ursprüngliche Kernmarke des russischen Herstellers vom Markt verschwinden, so Generaldirektor Rucek. Bis 2009 dann soll auch die Gemeinschaftsmarke ihre Schuldigkeit getan haben und nicht mehr produziert werden. Stattdessen, so die Pläne der am Jointventure in Omsk beteiligten Partner, zu denen im weiteren Sinne auch die Muttergesellschaft von Omskshina gehört, soll eine neue Reifenmarke aufgelegt werden, die man „Cordiant“ nennen wird. Diese Marke wird der Sibur-Gruppe und nicht dem Unternehmen Omskshina gehören und künftig nicht nur in Omsk, sondern darüber hinaus auch in wenigstens einem der vier zum Sibur-Konzern gehörenden Fabriken hergestellt. Laut Jozef Rucek soll dies die Sibur-Fabrik Voltayr (Volga Tyre Plant) in Volzhski in der Nähe des Kaspischen Meeres sein. Cordiant-Reifen sollen zunächst nur in 12 bis 16 Zoll hergestellt werden; im kommenden Jahr sollen dann noch 17-Zoll-Reifen hinzukommen. Laut Generaldirektor Jozef Rucek solle die neue Marke vorwiegend für den russischen Markt bestimmt sein und wird dort unterhalb der Marke Matador positioniert sein. Im Jointventure in Omsk könne man sich allerdings vorstellen, dass auch Exporte der neuen Reifenmarke möglich sind, jedenfalls in andere Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Genaue Pläne gibt es hierüber allerdings noch nicht. Cordiant wird darüber hinaus eine reine Pkw- und Llkw-Reifenmarke sein; Pläne, die Marke auch auf die Lkw-Reifenproduktion auszuweiten, die die russischen Sibur-Gruppe bekanntermaßen forcieren will, auch in Omsk, sind derzeit noch nicht bekannt. Künftig wird das Jointventure-Unternehmen Matador-Omskshina also nur noch zwei Reifenmarken herstellen: Cordiant für den russischen Markt und – die höher positionierte – Matador für den russischen und den Exportmarkt.
Neue Strukturen in Omsk
Neben einigen Veränderungen im Markenportfolio des Jointventures versuchen die Partner sich auch auf anderem Weg für eine erfolgreich Zukunft zu wappnen. So hat das Gemeinschaftsunternehmen Joint Stock-Company Matador-Omskshina, so die offizielle Bezeichnung, zum 1. Januar einen Teil der Anlagen und Gebäude, die bisher noch zum Sibur-Unternehmen Omskshina gehörten, im Rahmen eines Mievertrags übernommen. Dieser Vertrag ist zunächst auf eine fünfjährige Laufzeit begrenzt. Nach Ablauf des Mietvertrags, so jedenfalls der Plan, soll das Jointventure-Unternehmen die betreffenden Anlagen komplett von Omskshina übernehmen und für die Produktion nutzen. Damit vollziehen die Vertragspartner einen Schritt, den Matadors Präsident Stefan Rosina bereits im vergangenen Dezember in der Russland-Beilage der NEUE REIFENZEITUNG angekündigt hatte: Die gemeinsamen Pläne sähen vor, das Gemeinschaftsunternehmen langsam in ein Omsker Produktionsjointventure umzuwandeln. Dabei gehe es eben darum, dass das JV eben kein eigenes, einheitliches Vertriebsnetz bedient, sondern dass dessen Produkte eben über die Vertriebsorganisationen der beiden beteiligten Unternehmen Matador und Sibur auf Basis einer gemeinsamen Handelspolitik vertrieben werden sollen. Der Sibur-Konzern betreibt seit 2002 die Vertriebsgesellschaft Sibur-Russian Tires, die in naher Zukunft, so die Pläne des Konzerns, die Reifendivision von Sibur darstellen soll – mit eigener Rechtsform, so ist zu höhren. Und seit einiger Zeit betreibt auch Matador seine eigene Vertriebsgesellschaft in Russland, die SlovShin-Trade, was in der Langform „Slowakischer Reifenhandel“ heißen würde. SlovShin-Trade organisiert den Export von in Omsk hergestellten Matador- sowie von Matador-Omskshina-Reifen sowie deren nationalen Vertrieb in Russland selbst, erläutert Dusan Perger, Generaldirektor von SlovShin-Trade.
Ein weiterer wichtiger Schritt für das Jointventure in Omsk ist die Errichtung einer eigenen Formenfabrik. Derzeit seien bereits rund 30 Millionen Euro in die Anlage investiert worden, so Jozef Rucek bei einem Rundgang durch die Halle, die äußerlich immer noch einem Depot aus Sowjetzeiten gleicht, im Innern aber wenigstens westlichen Standard bietet, wenn nicht sogar mehr. Im Herzen der noch beinahe leeren Halle steht eine moderne CNC-Fräsmaschine, die zum Formenbau benötigt wird. JV-Generaldirektor Jozef Rucek ist reichlich stolz auf das neue Projekt: „Es ist das erste Mal in der Geschichte unseres Jointventures, dass wir Formen in Omsk herstellen.“ Bisher kamen Formen für die Reifenproduktion stets aus Puchov in der Slowakei. Derzeit ist man zwar noch nicht in der Lage, die zweiteiligen Formen herzustellen. Alte, defekte Formen können allerdings schon jetzt repariert werden. Wie Rucek weiter ausführt, werden derzeit Mitarbeiter in der Anwendung der neuen Anlagen durch Experten aus Puchov geschult, so dass man möglichst bald – wie geplant – eigene Formen in Omsk herstellen kann. Die Formenmanufaktur wird nicht nur den eigenen Bedard decken, erklärt der Generaldirektor des Gemeinschaftsunternehmens. Auch Aufträge von Wettbewerbern seien durchaus denkbar. Man habe sogar schon Kontakt zu Amtel, obwohl Näheres dazu natürlich geheim bleibt.
Unter dem Dach des Jointventures wurden im vergangenen Jahr etwa 1,75 Millionen Pkw- und Llkw-Reifen produziert. Im aktullen Jahr soll diese Zahl bereits auf 3,35 Millionen Einheiten anwachsen. Dieses sprunghafte Wachstum liegt allerdings nicht daran, dass eine neue Produktionslinie eingeweiht wurde oder Modernisierungsinvestitionen fassen, obwohl diese getätigt werden. Der Grund liegt zunächst einmal am ersten Schritt in Richtung eines Produktionsjointventures, wie oben beschrieben. Dadurch, dass Matador-Omskshina einen Teil der Omskshina-Anlagen mietet, werden die dort produzierten Reifen auch der JV-Produktionsstatistik zugerechnet.
Gut die Hälfte der in 2005 hergestellten oder, besser gesagt: herzustellenden Reifen sind Matador-Reifen (rund 1,7 Mio. Einheiten), die zweite Hälfte verteilt sich auf Matador-Omskshina, Omskshina und Cordiant.
Trotz Kälte: Sibirien in Bewegung
Dass sich in Omsk im Jahr des 100-jährigen sowie des zehnjährigen Jubiläums einiges bewegen wird, scheint sicher. Dass die Brüder Stefan und Miroslav Rosina, Präsident und Vizepräsident von Matador in Puchov, in Sachen Bewegung mit gutem Beispiel vorangehen können, zeigte sich beim so genannten „Kubok Sibiri“, dem Sibirien-Cup im Eisoval in Omsk, das während der Sommermonate als Hippodrom für Pferderennen genutzt wird. Bei Temperaturen von etwa 30 Grad unter Null nehmen nicht nur Stefan und Miroslav Rosina in russischen Ladas älteren Jahrgangs am Rennen Mann gegen Mann teil, sondern auch Stefan Rosina jun. Darüber hinaus fährt auch Graham Middleton, Geschäftsführer von Matador Pneu Sport UK mit Sitz in Großbritannien und letztjähriger Gewinner der National Rallye Championship, um die Ehre mit. Der Kubok Sibiri in Omsk wird seit fünf Jahren durch den slowakischen Reifenhersteller Matador und das örtliche Jointventure Matador-Omskshina gesponsort und stand in diesem Jahr ganz im Zeichen der beiden Jübiläen: einmal das zehnjährige Bestehen des Jointventures und natürlich das 100-jährige Bestehen der Marke Matador, was im kommenden Herbst groß gefeiert werden soll. Die speziell präparierten Ladas, die eher Stock-Cars als straßentauglichen Autos gleichen, sind auf der Eisbahn natürlich auf speziellen Matador-Reifen unterwegs, deren Gummi selbst bei den Ortstemperaturen noch erstaunlich viel Grip bieten und darüber hinaus butterweich sind. Sportlich gesehen gab es für die Teilnehmer aus dem Hause Matador zwar nicht viel zu gewinnen, dafür hatten alle ihren Spaß – und das Unternehmen hat wieder stärker Fuß in Sibirien und auf dem russischen Reifenmarkt gefasst.
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