Debatte um „giftfreie“ Reifen entbrannt
Mit der Vorstellung des „ersten giftfreien Sommerreifens“ hat Nokian eine öffentliche Debatte um dieses Thema losgetreten. Mit „giftfrei“ meint der finnische Reifenhersteller, dass er bei seinem neuesten Produkt namens „NRHi“ auf die Verwendung von so genannten hoch aromatischen Ölen als Weichmacher in der Gummimischung verzichtet hat. Diese hoch aromatischen Öle werden von der EU als Krebs erregend eingestuft und sollen daher bis 2008 aus der Reifenproduktion verschwinden.
„Die europäische Reifenindustrie ist nicht in der Lage, vor Dezember 2009 komplett auf die Öle zu verzichten“, wird demgegenüber eine Stellungnahme des Verbandes der Europäischen Reifenindustrie (BLIC) in einem Bericht des „Handelsblattes“ zu dem Thema zitiert. „Giftfrei? Dann kann man den ja wohl essen“, kommt auch Thomas Becki von der Michelin Öffentlichkeitsarbeit in dem Artikel zu Wort. Nokian schere aus der gemeinsamen Linie aus, obwohl eine konkrete Gesundheitsgefährdung nicht feststehe. „Wir halten den Umgang mit konventionellen Reifen für absolut ungefährlich“, stimmt dem Dr. Heimo Prokop, Leiter Unternehmenskommunikation beim Continental-Konzern, in der Tageszeitung zu.
Gleichwohl habe Continental die Produktion dennoch teilweise schon umgestellt, übrigens ebenso wie Michelin im Bereich der Winterreifen- und Lkw-Reifenfertigung. Michelin habe allerdings nicht vor, ein „theoretisches Restrisiko“ gegen schlechtere Fahreigenschaften einzutauschen, die sicherheitsrelevant seien, wie es in dem Blatt weiter heißt. Es fehlten noch Langzeittests wie sich die Reifen über den gesamten Lebenszyklus verhielten – in dieser Richtung forsche man aber bereits. Im Zuge dessen sei festgestellt worden, dass Reifen mit Ersatzstoffen einen höheren Rollwiderstand und damit einen höheren Spritverbrauch sowie Partikelabrieb aufwiesen.
„Unser sauberer, umweltfreundlicher Reifen fährt sich genauso sicher und gut mit festem Nassgriff und angenehmem Komfort wie normale Produkte und ist auch nicht teurer“, sagt Dieter Köppner, Geschäftsführer der Nokian Reifen GmbH. Axel Friedrich vom Umweltbundesamt geht – wie dem „Handelsblatt“ zu entnehmen ist – davon aus, dass der Einsatz „unbedenklicher Alternativen“ pro Reifen „maximal 50 Cent mehr“ kosten würde. Seinen Informationen zufolge könnten die Öllieferanten innerhalb eines halben Jahres ihre Produktion auf entsprechende Ersatzstoffe umstellen.
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