Weiter Verwirrung um Reifen Schwarz
Auch einen Tag nach Rücknahme des Insolvenzantrages durch die Familie Schwarz hat das Rätselraten kein Ende. Gestern und heute waren die Betriebe „wegen Inventur“ geschlossen. Morgen sollen die Geschäfte „normal“ weitergeführt werden. Inzwischen sickerte durch, dass sich Vertreter der Reifenindustrie heute in Andernach treffen. So viel dürfte klar sein: Die „alte“ Gesellschaft ist kaum zu retten, sie wird auch nicht wieder von den Lieferanten Michelin, Continental und Dunlop, die alle Lieferungen seit Wochen schon gestoppt haben, beliefert werden. Wird eine Auffanggesellschaft gegründet und ggf. von wem? Die theoretische Möglichkeit einer Auffanggesellschaft ist vor Monaten schon intensiv durchgespielt und verworfen worden, Beobachter halten es für sehr wahrscheinlich, dass nunmehr Lieferanten oder Sozialversicherungen sehr schnell einen Konkursantrag stellen werden. Die Inhaberfamilie Schwarz scheint ein Spiel mit Höchstrisiko eingegangen zu sein, war ihr doch bereits „Konkursverschleppung“ vorgehalten worden aus dem Gläubigerkreis. Es ist zu befürchten, dass sie beim mehrfachen Anwaltswechsel und auch unter dem Druck der Ereignisse wie dem Druck der Lieferanten den rechtlichen Überblick verloren haben könnte. Die gesamte bisherige Handhabung lässt jedwede Professionalität sowieso vermissen. Nachdem in den vergangenen Wochen von irgendwie beteiligten Rechtsanwälten wie auch von der Insolvenzverwalterin nahezu schon „Wasserstandsmeldungen“ öffentlich abgegeben worden sind, ließ sich nun der neuerdings ins Spiel gekommene Nürnberger Rechtsanwalt Michael Salleck prompt ebenfalls ohne jede Not zu Statements gegenüber der Presse ein und warf der Insolvenzverwalterin vor, sich zu stark im Hinblick auf die Fortführung des Unternehmens für Bridgestone eingesetzt zu haben. Das dürfte schon deswegen taktisch zumindest unklug gewesen sein, weil Salleck durch die Vermittlung des Reifenherstellers Michelin das Mandat durch die Familie Schwarz erhalten haben dürfte und die Firma Bridgestone wiederum in seinem Sanierungskonzept auch eine Rolle spielen muss. Von einer durchgreifenden Wende kann derzeit keine Rede sein. Ein Sanierungskonzept „steht“ bis zur Stunde noch nicht, glaubt man Vertretern der Lieferanten, so warten die auf ein angeblich durchgreifendes neues Sanierungskonzept. Völlig unklar ist, ob und von wem die Mitarbeiter demnächst Gehalt beziehen, wer die schwache Zeit bis ins Frühjahr mit einer Finanzspritze überbrücken hilft. Alle Großgläubiger verlieren –so oder so- sehr viel Geld. Jetzt geht es aber darum, und wer wollte das aus Dunlop-, Conti- und Michelin-Sicht nicht verstehen, um einen Versuch sich in Bayern wenigstens die bisherigen Absatzchancen nach Möglichkeit zu bewahren und nicht an Bridgestone zu verlieren. Das hat aber nun mal seinen Preis. Der Familie Schwarz sollen dem Vernehmen nach keine Vermögenswerte mehr verbleiben und deren Bemühen, die Karten durch einen Art Befreiuungsschlag noch einmal neu zu mischen, ist verständlich und höchst riskant zugleich. Vielleicht erweist sich dieser letzte Schachzug aber dennoch als Bumerang oder Rohrkrepierer. Vordergründig dreht sich alles um den Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze. Doch genau diese Mitarbeiter äußern sich derzeit voller Unruhe. Sicher ist derzeit nur, dass alles unsicherer geworden ist.
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