„Held der Straße“ auf dem roten Sofa: Gaffer schauen zu, wie Frau unter Wasser um ihr Leben kämpft
Minutenlang kämpfte Anja John aus Oederquart im Landkreis Stade um ihr Leben. Ihr Wagen war nach einem Ausweichmanöver kopfüber in einem Kanal gelandet. Sie rief um Hilfe, während ihr das Wasser bereits bis zum Kinn stand und „das Leben an ihr vorbeizog“. Draußen hörte sie Stimmen, doch niemand reagierte. Minuten kamen ihr wie Stunden vor. Doch dann kam Christoph Kruse. Er stürzte sich sofort in das etwa 70 Zentimeter tiefe Wasser und zog die verletzte und orientierungslose Frau aus ihrem Auto. Dafür wurde er vom Reifenhersteller Goodyear und dem Automobilclub von Deutschland (AvD) im November 2017 zum „Held der Straße“ gekürt.
Mittwochabend saß der junge Mann gemeinsam mit Anja John auf dem roten Sofa in einer Talkshow. Diese wurde von der Tageszeitung des Landkreises Stade veranstaltet. Während Anja John über die dramatischen Minuten berichtet, sind die etwa 200 anwesenden Gäste still. Kaum jemand kann sich vorstellen, warum die etwa zehn Menschen, die bereits am Unfallort standen, der 53-jährigen Fußpflegerin nicht zur Hilfe kamen. Die standen am Straßenrand, während die Frau im Wagen um ihr Leben kämpfte, vor Panik schrie und an den sitzen riss, um irgendwie in den Kofferraum zu gelangen, „um vielleicht von dort aus dem Wagen steigen zu können“.
Christoph Kruse ist durch die Menschentraube am Kanal auf den Unfall aufmerksam geworden. Als der Landwirt dort ankam, „haben die die Leute gesagt, du hast ja Gummistiefel an, dann kannst du da ja reingehen“. Unfassbar. Das war am 4. Oktober. Kurze Zeit später habe dann die Polizei bei ihm angerufen, erzählt Kruse auf dem roten Sofa. „Der Polizeipressesprecher sagte mir, dass das Verkehrsministerium nach mir sucht, und fragte, ob er meine Telefonnummer herausgeben darf.“ Durfte er. Alles nahm seinen Lauf. Und wie war Goodyear und dadurch das Bundesverkehrsministerium (Verkehrsminister Alexander Dobrindt ist Schirmherr der Aktion) auf den Mann in Oederquart aufmerksam geworden? Durch die Neue Reifenzeitung, die ihren Firmensitz in Stade hat und von dem jungen Mann und seiner Rettungsaktion gelesen hatte. cs
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