Özka Lastik etabliert Vertriebsgesellschaft auf deutschem Markt – Landwirtschaftsreifen
Der türkische Landwirtschaftsreifenhersteller Özka Lastik will auf dem deutschsprachigen Markt deutlich wachsen. Das Unternehmen präsentierte sich bereits Ende Mai auf der Reifen-Messe in Essen. Mittlerweile hat die neue Vertriebsgesellschaft GTK Gummiteile Kanik mit Sitz in Pulheim bei Köln, die aus einer bereits seit 1992 in Höchst i. Odw. betriebenen Handelsfirma für Karkassen hervorgegangen ist, ihre Arbeit aufgenommen und beschäftigt bereits sechs Mitarbeiter. Im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG erläutert Güray Karaca, Geschäftsführer von GTK Gummiteile Kanik, wie das Unternehmen den Start bewältigt hat und wie die weiteren Pläne für den hiesigen Markt aussehen.
In der Welt der Reifen ist das Unternehmen Özka Lastik alles andere als eine unbekannte Größe. Gegründet wurde der Hersteller von Landwirtschafts- und EM-Reifen sowie von Runderneuerungslaufstreifen bereits 1994. In den vergangenen gut 20 Jahren ist es dem südlich von Izmit ansässigen Familienunternehmen gelungen, seine Exportlieferungen auf immerhin über 60 Länder auszudehnen und gleichzeitig zum zweitgrößten türkischen Hersteller von Landwirtschaftsreifen (nach Petlas) aufzusteigen, der aktuell rund eine Million Reifen pro Jahr in seiner Fabrik in der Türkei produziert. Nur eins hat bei all dieser Expansion bisher (fast) immer gefehlt: ein Marktzugang zu Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Wie Güray Karaca erläutert, der seit April dieses Jahres bei GTK als Geschäftsführer tätig ist, habe die Vorgängerfirma aus Höchst zwar auch mitunter Reifen von Özka Lastik vertrieben (wobei Lastik das Türkische Wort für Reifen ist); allerdings war das Ein-Mann-Unternehmen im Odenwald mehr als Karkassenhandel denn als Neureifenhandel angelegt. Mit der Gründung von GTK Gummiteile Kanik – rechtlich betrachtet handelt es sich dabei eigentlich um eine Umfirmierung und den Umzug einer fortbestehenden Gesellschaft – hat die Holdinggesellschaft Kanik Group of Companies nun aber die organisatorischen Rahmenbedingungen geschaffen, dass Özka Lastik in Zukunft auch auf dem deutschsprachigen Markt zu einem der wichtigen Anbieter von Landwirtschafts- und EM-Reifen sowie von Laufstreifen für die Kaltrunderneuerung wird; im Mittelpunkt stehen dabei allerdings ganz klar Landwirtschaftsreifen, die das Unternehmen in zahllosen Profilen – ob als Radial- oder als Diagonalreifen – für verschiedenste Anwendung anbietet.
Damit das Reifengeschäft von Özka Lastik in Deutschland überhaupt starten konnte, mussten bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, erläutert Güray Karaca. Zunächst einmal mussten die entsprechenden Räumlichkeiten her, und zwar für die Vertriebsmitarbeiter wie auch für das eigenbewirtschaftete Lager. Diese fand man dann in Pulheim-Brauweiler vor den Toren Kölns. Neben einem gut 1.000 Quadratmeter großen Lager, in dem bis zu 6.000 Reifen lagern können, bieten die Büroräume, die seit dem 1. Juli genutzt werden, genügend Platz für die derzeit sechs Mitarbeiter und darüber hinaus auch noch Entwicklungspotenzial. Die Immobilie habe GTK immerhin für sechs Jahre fest gemietet und will das auch als Zeichen an den Markt verstanden wissen, dass der Hersteller mit dem deutschen und dem deutschsprachigen Markt eben langfristig plane und hier etwas „Schritt für Schritt aufbauen“ wolle.
Eine weitere Voraussetzung: das Personal selbst. Güray Karaca, der mit der türkischen Inhaberfamilie Kanik zweiten Grades verwandt ist, fällt als GTK-Geschäftsführer freilich die Aufgabe zu, ein entsprechendes Team aufzubauen. Zentral für den Geschäftserfolg einer Vertriebsgesellschaft sind dabei natürlich die Verkäufer. Wie Karaca betont, habe man zwei überaus branchenerfahrene Mitarbeiter finden und an sich binden können: Kai Frantzen (war als Prokurist beim Filialisten Gummi Berger) und Volker Schott (war bei Goodyear Deutschland im Vertrieb von Landwirtschaftsreifen). Darüber hinaus arbeiten drei weitere Mitarbeiter mittlerweile für GTK, und zwar in der Buchhaltung, in der Vertriebsunterstützung und im Lager.
Wichtiger noch als die eigene Organisation ist es natürlich für GTK, das eigene Netzwerk an Kunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz aufzubauen. Natürlich stehe man damit noch ganz am Anfang, so der Geschäftsführer weiter. Dennoch habe man bereits unter dem neuen Namen regelmäßig Reifen und seit Oktober auch Laufstreifen innerhalb Deutschlands ausgeliefert. Zu den Kunden zählen dabei Reifenhändler genauso wie Reifengroßhändler, Absatzmittler oder Landmaschinenhändler bzw. -werkstätten; Endverbraucher – also Landwirte bzw. Lohnunternehmer – beliefere man indes prinzipiell nicht direkt. Derzeit sitzen die Kunden ausnahmslos in Deutschland, „wir wollen aber von hier aus nach Österreich und in die Schweiz wachsen“, betont Karaca. Ein etwaiges Wettbewerbsproblem zwischen den Einzel- und den Großhändlern habe der Geschäftsführer bisher noch nicht wahrgenommen und erwartet mittelfristig auch keines. Auch wenn man den Handelspartnern keine regionale Exklusivität gewähren will, vertraut Karaca auf eine mehr oder weniger saubere Abgrenzung der Märkte. Besonders wichtig sei dem Unternehmen dabei, dass Özka-Reifen weitestgehend aus dem Onlinehandel herausgehalten werden können, um – gerade in einem wirtschaftlich schwierigem Marktumfeld wie im Moment von Bedeutung – den Druck aus den Preisen zu nehmen.
Güray Karaca betont in diesem Zusammenhang das Preis-Leistungs-Verhältnis von Özka-Reifen. Mit den Reifen bräuchte man technisch und qualitativ keinerlei Vergleich zu scheuen, so der Geschäftsführer. Nicht umsonst produziert Özka Lastik im Rahmen von Offtakes Reifen der Marken Titan und Goodyear (für Titan International) für den Vertrieb in Europa, wie kürzlich anlässlich der Landwirtschaftsmesse EIMA im italienischen Bologna zu hören war. Außerdem produziert das Unternehmen Carlisle-Reifen im Rahmen eines weiteren Offtakes, die dann in den USA bei John Deere ans Band geliefert werden; hinzu kommen 2017 noch profilgleiche Reifen der Marke Özka, ebenfalls für die John-Deere-Erstausrüstung. Gerade diese Verbindung stellt für den türkischen Reifenhersteller ein wichtiger Schritt in Sachen Erstausrüstung dar.
Während Özka Lastik seine Reifen technisch und qualitativ durchaus in der Nähe der großen Premiumfabrikate wähnt, sei man preislich davon freilich noch deutlich entfernt. Wie der GTK-Geschäftsführer weiter betont, sehe man die Reifen preislich im mittleren Marktsegment angesiedelt – wobei der Abstand zu Fabrikaten wie BKT, Alliance oder Mitas schon noch merklich ist, wie im Übrigen auch der Abstand zu den Produkten aus dem unteren Marktsegment, wo üblicherweise Produkte aus Fernost zu finden sind. Dass die Produktqualität von Özka-Reifen stimmt, dafür trägt am Produktionsstandort in der Türkei ein Team von rund 100 Mitarbeitern in Forschung und Entwicklung Sorge. Zusätzlich bediene man sich auf Projektbasis der Dienstleistungen von externen Engineering-Büros, erläutert Güray Karaca. Während Özka Lastik derzeit in Westeuropa noch nicht als Lieferant in die Erstausrüstung vertreten ist, so hofft der Geschäftsführer der deutschen Vertriebsgesellschaft dennoch, dass sich dies, wie in den USA mit John Deere, bald ändern wird; man stehe jedenfalls „kurz davor, solche Entwicklungsprojekte abzuschließen“.
Die Handelskunden vor Ort in Deutschland und bald auch in Österreich und der Schweiz könnten auf eine zeitnahe Lieferung aus dem GTK-Lager in Pulheim bei Köln vertrauen. Entweder liefere man die bestellten Reifen, wenn sie denn am Lager verfügbar sind, was auf die sogenannten „Schnelldreher“ regelmäßig zutrifft, täglich per Spedition oder aber selber aus. Um hier die Logistik weiter zu verbessern, will GTK Gummiteile Kanik im neuen Jahr einen eigenen Fuhrpark anschaffen. Wie Geschäftsführer Karaca verspricht, werden 95 Prozent der bis 11 Uhr bestellten Reifen am kommenden Tag ausgeliefert. Die Direktbelieferung der Kunden ab Werk per Container bzw. per Lkw finde dabei nach Bedarf statt.
Özka Lastik hat seinen Fokus als Hersteller stark auf das Segment der Landwirtschaftsreifen gelegt, bietet aber auch EM-Reifen an; Lkw- oder gar Pkw-Reifen waren hingegen nie im Sortiment des vor gut 20 Jahren gegründeten Herstellers zu finden. Auch wenn es zusätzlich zur Marke Özka noch ein zweites bau- und qualitätsgleiches Fabrikat namens Seha gibt, darunter ergänzt noch um das Fabrikat Maccar, das in Osteuropa nur sehr punktuell vermarktet wird, ist und bleibt der deutschsprachige Markt ein Markt für die Marke Özka. Darüber hinaus bietet das Unternehmen aber seinen Kunden in Deutschland seit einigen Wochen noch Laufstreifen für die Kaltrunderneuerung an, und zwar unter den beiden Fabrikaten HP Tread und Rex Tread; das Profilangebot ist dabei deckungsgleich.
Die GTK-Eigentümer – die Familie Kanik mit den vier Brüdern Serif, Serafettin, Irfan und Ismail – betreiben unter dem Dach der Kanik Group of Companies neben Özka Lastik noch zwei weitere Gesellschaften. Dazu gehört der Bälgehersteller IRC Otomotiv. Produkte aus dem IRC-Sortiment seien zwar derzeit noch nicht über die neue Gesellschaft mit Sitz bei Köln zu beziehen, dies werde sich allerdings im neuen Jahr ändern, in Abhängigkeit mit einer entsprechenden personellen Erweiterung. Wie Güray Karaca betont, habe das Reifengeschäft für die hiesige Vertriebsgesellschaft jedoch zunächst Priorität. Man wolle in Deutschland „zunächst Erfahrungen sammeln“, so der Geschäftsführer weiter; dann werde man sehen.
Parallel zur Etablierung der neuen Vertriebsgesellschaft in Deutschland für den DACH-Markt plant Özka Lastik die Erweiterung der Fabrik, und zwar „deutlich“, so Güray Karaca weiter. Während derzeit in der Fabrik südlich von Izmit jährlich rund eine Million Reifen produziert werden können, soll der Output ab 2018 zwischen 1,5 und zwei Millionen Reifen im Jahr liegen. Sobald die erweiterte Reifenproduktion steht, soll auch die Bälgeproduktion an den erweiterten Standort ziehen; diese werden derzeit noch in einer gemieteten Halle in zwei Kilometern Entfernung produziert. Die erweiterte Fabrik werde in jedem Fall dazu beitragen, dass der Landwirtschaftsreifenhersteller Özka Lastik auf dem deutschsprachigen Markt wachsen wird. ab
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