Keine Akademiker unter den Top-Ten der meistgebrauchten Berufe
Eine schwächelnde Konjunktur, Stellenabbau und mehr Kurzarbeit – die Stimmung in der deutschen Wirtschaft war im Frühjahr stark getrübt. Wie reagierte der Stellmarkt darauf? Der Dekra-Arbeitsmarktreport 2024 zeigt ein widersprüchliches Bild: Während die Einstellungsabsichten in manchen Bereichen verhaltener sind als im vergangenen Jahr, steigt der Bedarf woanders weiter. Erstmals seit Erhebungsbeginn befindet sich kein akademischer Beruf unter den Top-10-Berufen. Fest steht: Auch Kraftfahrzeugmechatroniker können aus vielen Jobangeboten wählen.
Bei der Umsetzung der Energiewende drohen fehlende Fachkräfte zum Flaschenhals zu werden. Elektronikerinnen und Elektroniker sind seit 2021 eine Konstante an der Spitze aller Berufe. Daneben reihen sich aktuell auch die Berufe Anlagenmechaniker Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik sowie Kraftfahrzeugmechatroniker in die Top Ten ein. Sie werden – neben ihren angestammten Einsatzgebieten – dringend gebraucht, um beispielsweise Fotovoltaik- oder Solaranlagen zu installieren oder um E-Autos zu produzieren und zu reparieren.
Die Stellenangebote der Stichprobe können 28 Tätigkeitsbereichen zugeordnet werden. Vakanzen in der Sachbearbeitung haben zum ersten Mal den höchsten Anteil. Arbeitgeber suchen hier insbesondere Fachkräfte für allgemeine Sachbearbeitungsaufgaben sowie Personalfachkräfte.
Der Anteil der Berufe im Vertrieb und Verkauf ist am zweithöchsten, nachdem der Tätigkeitsbereich im letzten Jahr zurückgefallen war. Mehr als jedes fünfte Stellenangebot in der Verkaufsberatung richtet sich an Jobsuchende mit Talent und Erfahrung in der Kundenberatung und -betreuung.
Kaum ein Bereich ist so konjunktursensibel wie die Lagerlogistik und das Transportwesen. Wenn Unternehmen weniger Güter produzieren und verkaufen, brauchen sie auch weniger Personal, das sie bewegt. In der Gesamtstichprobe wurden deutlich weniger Stellenangebote für die Lagerlogistik gezählt als im letzten Jahr. Zum Vergleich: 2023 hatte der Tätigkeitsbereich den drittstärksten Anteil an der Stichprobe (7,9 Prozent). Staplerfahrerinnen und Staplerfahrer konnten sich im Vergleich zur letzten Analyse zwar um drei Plätze verbessern (Platz 4), aber zwei weitere Lagerlogistik-Berufe sind nicht mehr in den Top Ten.
„Selten war der Arbeitsmarkt so widersprüchlich wie aktuell. Auftragseinbrüche bei gleichzeitigen Klagen über Fachkräftemangel sind aber nur scheinbar ein Widerspruch,“ erklärt Katrin Haupt, Geschäftsführerin der Dekra Akademie. „Oft schließen sich Lücken selbst dann nicht mehr, wenn Unternehmen ihre Einstellungsabsichten drosseln. Am Arbeitsmarkt rücken nicht genug junge Menschen nach und zugleich konkurrieren neue Berufsfelder mit angestammten Einsatzbereichen um dieselben Fachkräfte. Das ist eine Kraftprobe für die deutsche Wirtschaft, die ohne eine qualifizierte Zuwanderung und massive Weiterentwicklung der Beschäftigten kaum zu bewältigen sein wird.“
Für den aktuellen Arbeitsmarktreport der Dekra-Akademie wurden 10.460 Stellenangebote untersucht. Auf den ersten zehn Plätzen im Gesamtranking der Berufe gab es einige Überraschungen. Schon 2023 waren hier Stellenangebote für Fachkräfte mit Berufsausbildung sowie für angelernte Arbeitskräfte besonders präsent. Dieser Trend hat sich nun nochmal verstärkt und zum ersten Mal seit 2008 ist kein akademischer Beruf vorn mit dabei. Insbesondere die Entwicklung bei Softwareentwicklerinnen und -entwicklern überrascht: Sie waren unter den zehn am häufigsten gesuchten Berufen gesetzt und sind nun auf Position 19 zurückgefallen. Auch Elektroingenieurinnen und -ingenieure, die 2023 nach mehreren Jahren erstmals wieder unter den Top-10-Berufen vertreten waren, haben sich hier nicht gehalten (Platz 13).
Der gesamte Arbeitsmarktreport ist hier erhältlich.
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