Großes Autohaussterben erwartet – Onlinegeschäft Gefahr und Chance zugleich
Laut einer Studie von PricewaterhouseCoopers (PwC) werden nur etwa 4.500 der heutigen 7.800 Pkw-Händler in Deutschland im Jahr 2020 noch existieren. Als Gründe für das „große Sterben“ von Autohäusern werden allgemein geringere Absatzzahlen und ein verändertes Käuferverhalten mit einem Wachstum der Onlinefunktionen im Automarkt angeführt. Doch Prof. Dr. Rainer Hofmann, Leiter der Kompetenzgruppe E-Commerce im ECO – Verband der deutschen Internetwirtschaft e.V. (das Kürzel ECO im Namen steht dabei für Electronic Commerce), sieht im Onlinehandel auch eine Chance für die Autohändler. „Informationen über die zu verkaufenden Autos, ihre Ausstattung und ihre Preise müssen online zu finden sein. Mit einer wachsenden Bedeutung der Onlineangebote im Markt sollten aber auch die vielfältigen Möglichkeiten, vom Sofortkauf im eigenen Onlineshop und bundesweitem Lieferservice über Augmented Reality bis hin zum Ausbau der Services genutzt werden. Um wirklich zu punkten, muss der Händler vor Ort allerdings in erster Linie weiterhin auf die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit seinen Kunden bauen“, sagt er.
Hofmann ist überzeugt, dass fast alle Bereiche des Handels und der damit verbundenen Dienstleistungen von internetbasierten Onlinefunktionen durchdrungen sind. „E-Commerce ist überall“, sagt er und sieht er nicht zuletzt deshalb die Hersteller in der Pflicht, über entsprechende Verträge und Regelungen, ihre Vertragshändler vor der Billigkonkurrenz aus dem Netz zu schützen. Nötig wird das aus seiner Sicht aufgrund einer sehr viel größeren Markttransparenz, die aus der Vielzahl online zugänglicher Informationen entstehe und die Preisgestaltung erschwere. Denn wenn alle Verbraucher den global günstigsten Preis für eine gegebene Ware kennen, dann müssten die Händler – heißt es zumindest – „ihre Preise ebenfalls nach unten anpassen, um im Geschäft zu bleiben“. Doch der Druck des E-Commerce biete auch große Chancen für Autohändler, ist Hofmann überzeugt. „Die Autohändler müssen sich ihrer klassischen Stärken wie Erfahrung und Qualität wieder bewusst werden, auf die auch Kunden vertrauen. Kombiniert man diese mit einer pfiffigen Digitalstrategie, sind die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt“, meint er.
„Damit sich der Kunde danach aber nicht wieder in den Weiten des Internets verliert, muss der Fachhandel seine Chancen ergreifen und im Netz darstellen, warum der Kunde ausgerechnet hier eine vertrauensvolle Beratung und Behandlung erfahren wird – das wird schlussendlich in Umsatz münden“, ergänzt der Leiter der E-Commerce-Kompetenzgruppe des ECO-Verbandes. Eine weitere Möglichkeit, die Online- mit der Offlinewelt zu verknüpfen, wird im Zusammenhang mit dem Autoteilkauf gesehen, der immer öfter online erfolge. Da unter Berufung auf Untersuchungsergebnisse des Marktforschungsunternehmens Puls von einem Anteil in Höhe von annähernd einem Viertel der Autofahrer die Rede ist, die Kfz-Teile online kaufen, dann aber in einer Werkstatt einbauen lassen, wird Autohäuser geraten, derartige Angebote „nach vorne zu treiben, um online und offline optimal zu verknüpfen“. Dadurch eröffneten sich Chancen, dass die Kunden auch künftig zum Service in den Betrieb kommen, meint Hofmann. Das Thema Kunden sei jedenfalls ein Schlüsselfaktor, der einen erfolgreichen Autohändler auszeichne. cm
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