„Ich habe Scheiße gebaut …“

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Kleinlaut räumte Michael Ramstetter – ADAC-Kommunikationschef und Chefredakteur der Motorwelt – ein, was so niemand erwarten konnte und den ADAC in seinen Grundfesten erschüttert. Er hat ein wenig gemauschelt und vorgelegte Zahlen mit einer zusätzlichen Null aufgehübscht, was am Ergebnis, also der Rangfolge, selbst jedoch nichts geändert haben soll. Selbst wenn dem so wäre, könnte diese ramstetterische Frisiertechnik bestenfalls als Verarschung der gesamten Automobilbranche mitsamt millionenfacher Motorwelt-Leserschaft gewertet werden; eine verniedlichende Umschreibung für Täuschung, Betrug, Wettbewerbsverzerrung. Dass die Betrügereien von innen heraus „durchgestochen“ wurden, soll auch in Ramstetters selbstherrlichem Auftreten begründet sein. Ginge es um Michaela und nicht um Michael, könnte wenigstens Alice dies zum Anlass nehmen, eine tränenreiche Opferrolle zu erfinden. So aber ist klar: Ramstetter hat eine Riesendummheit begangen, ist Opfer seines ausgeprägten Egos und hat über Nacht alles eingerissen, was über Jahrzehnte aufgebaut worden ist. Er wird auf viele Jahre hinweg als Beispiel dafür angeführt werden, wie ein Mann mit offenbar ungezügeltem Geltungsdrang eine riesengroße Organisation mit hoher Reputation vor die Wand fahren kann.

Und nun kommen die Gegner, diejenigen, die es schon immer gewusst haben wollen, aus der Deckung. Professor Dr. Ferdinand Dudenhöffer, der Autopapst, spricht in jedes ihm vorgehaltene Mikrofon und hält Vorschläge parat. Lange hat Dudenhöffer mit dem ADAC zusammengearbeitet. Die Trennung vor Jahren muss er als Majestätsbeleidigung empfunden haben. So lässt er heute nichts unversucht, die Glaubwürdigkeit des ADAC-Präsidenten anzukratzen, liefert der Presse Vorlagen, aus denen heraus sich vermuteter Betrug schon hätte ersehen lassen. Wäre dem so, und in der Rückschau lässt sich einiges nicht von der Hand weisen, hätte aber auch ein Experte Alarm schlagen können, der sich mit Zulassungszahlen, verkauften Stückzahlen etc. exzellent auskennt und weitaus fachkundiger ist als ein ADAC-Präsident, der sich auf sauberes Arbeiten seiner Fachleute verlassen muss.

Einem Präsidenten hält man ein Bobby Car vor, einem anderen einen aus Termingründen organisierten – und bezahlten – Helikopterflug. Dabei könnte das Bild entstehen, ein Rettungshubschrauber habe irgendwo in Deutschland gefehlt, Menschen seien Opfer der Bequemlichkeit des Präsidenten geworden. Und Professor Dudenhöffer legt Wert auf die Feststellung, er sei nur auf dem Hinflug dabei gewesen.

Ja, es scheint so zu sein, als habe auch der ADAC eine Reihe schräger Vögel in den eigenen Reihen, dennoch sollte man die vielen Mitarbeiter dieser Organisation, die in der Vergangenheit ja auch viel Gutes zu leisten wusste, nicht ganz vergessen.

Die Reifentests sind bereits in Zweifel gezogen worden, obwohl Herr Ramstetter, nach allem, was man weiß, nicht durch die Messergebnisse fuhrwerkte, bis sie ihm in den Kram passten. Reifentests werden von einer Reihe von Automobilzeitschriften durchgeführt und bei aller Kritik galt der ADAC-Test bisher auch bei nahezu allen Insidern als bester und neutralster, neben zwei, drei anderen. Reifentests sind auch ein Geschäft für die Zeitschriften, weil sie damit ihren Anzeigenumsatz steigern können. Reifentests sind aber auch ein Geschäft für die Reifenhersteller, sofern die Testergebnisse einigermaßen ordentlich sind. Wer von anderen gelobt wird, verfällt nicht auf billiges, unglaubwürdiges Eigenlob. Und natürlich gewinnt auch jeder Leser, wenn er sich umfassend informieren kann. Wer macht denn schon aufwendige und teure Reifentests, wenn er sie nicht wenigstens für sich auch vermarkten kann?

So ist es nicht verwunderlich, dass sich schon immer Fachleute der Reifenhersteller einzubringen versuchten. Der Qualität von Tests muss das nicht schaden. Ganz im Gegenteil. Derzeit entsteht aber der Eindruck, dass bereits ein gemeinsames Mittag- oder Abendessen als Einfallstor für künftige Betrügereien arrangiert wird. Wem soll damit gedient sein? klaus.haddenbrock@reifenpresse.de

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