Reifenersatzgeschäft schwächelt auch auf europäischer Ebene
Dass in fast allen Produktsegmenten neue Reifen 2012 in Deutschland weniger gefragt waren als in den Jahren zuvor, hat nicht nur so mancher Händler feststellen müssen. Auch in den Absatzzahlen der Industrie in Richtung der Reifenvermarkter hierzulande spiegelt sich der schwächelnde Markt ebenso wieder wie mit Blick auf Europa.
Laut der jüngsten Absatzstatistik der European Rubber Manufacturers’ Conference (ERMC) wurden im Gesamtjahr beispielsweise mit rund 40,5 Millionen Pkw-Reifen 16,1 Prozent weniger Einheiten an Reifenvermarkter in Deutschland ausgeliefert als 2011. Etwas größer als im Schnitt ist dabei das Minus bei den Pkw-Sommereifen, von denen mit gut 18,1 Millionen Einheiten 17,4 Prozent weniger an den Handel geliefert wurden. Dafür sieht es bei den Pkw-Winterreifen leicht besser aus, weil die 2012 in Summe knapp 22,4 Millionen Stück einem Rückgang um „nur“ 14,9 Prozent entsprechen. In Sachen Offroad- bzw. 4×4-Reifen weist die ERMC-Statistik in Bezug auf den Absatz der Industrie in Richtung Handel mit 3,5 Prozent auf fast 2,8 Millionen Stück übrigens noch das kleinste Minus aus, weil im zurückliegenden Jahr auch deutlich weniger Llkw- und Lkw-Reifen ausgeliefert wurden als 2011: Demnach sank der Absatz von Bereifungen für leichte Lastkraftwagen um 11,9 Prozent auf gut 3,5 Millionen Stück, und in Sachen Reifen für „richtige“ Lkw wurde sogar ein Minus von 18,4 Prozent auf gut 1,2 Millionen Stück registriert.
Nicht anders sieht es für die Reifenhersteller mit Blick auf den europäischen Markt aus. Denn nach den Zahlen der European Tyre & Rubber Manufacturers’ Association (ETRMA) gingen die Reifenverkaufszahlen auch in Europa in allen Marktsegmenten auf breiter Front zurück. Für den „Consumer“-Bereich – also im Wesentlichen Pkw-Reifen – wird ein Minus von 13 Prozent auf 194,6 Millionen Reifen berichtet, und für das „Truck“-Segment ist von einem etwa 19-prozentigen Rückgang auf 8,2 Millionen Reifen die Rede. Der Absatz an Reifen für landwirtschaftliche Fahrzeuge sank mit elf Prozent beinahe genauso stark wie die Nachfrage nach Motorrad-/Rollerreifen, was absolut gesehen ziemlich genau zwischen 1,6 und 1,7 Millionen respektive bzw. gut 7,6 Millionen ausgelieferten Einheiten entspricht. Nach zwei positiven Jahren, in denen der Gesamtmarkt in Europa trotz eines rückläufigen Marktanteils der europäischen Hersteller gewachsen sei, wertet die ETRMA die 2012 gesunkenen Absätze ihrer Mitgliedsunternehmen als Indiz dafür, dass die „Wirtschaftskrise noch lange nicht überwunden“ ist. Zumal man hinsichtlich der Importe außereuropäischer Reifenhersteller in etwa den gleichen Trend beobachtet hat. Laut Fazilet Cinaralp, Secretary General der ETRMA, ist das 2012 erreichte Marktvolumen jedenfalls das niedrigste der letzten sieben Jahre.
„Gründe dafür könnten eine geringere Fahrleistung je Fahrzeug, das Aufschieben von Reifenneuanschaffungen durch die Verbraucher oder der Trend sein, verstärkt Gebraucht- anstatt Neureifen zu kaufen“, so Cinaralp. Gerade Letzteres wird von dem Herstellerverband äußerst kritisch beäugt, weil man darin eine potenzielle Gefahrenquelle für die Verkehrssicherheit sieht. Wenn sich solche Secondhandreifen länger als vorgesehen in Gebrauch befänden, könnten sie sehr schnell illegal werden, begründet die ETRMA ihre Sicht der Dinge und in diesem Zusammenhang die Wichtigkeit einer regelmäßigen Überprüfung von Reifen etwa hinsichtlich ihrer Profiltiefe. Inwiefern hier ein Unterschied zwischen Neu- und bereits gebrauchten Reifen bestehen soll, darauf wird bei alldem allerdings nicht eingegangen. Wie dem auch sei: Angesichts der Negativentwicklung des europäischen Reifenersatzmarktes setzt die ETRMA große Hoffnungen in den „Cars 2020“ genannten Aktionsplan der EU-Kommission. „Wir hoffen, dass dieser Aktionsplan dank der Förderung von Investitionen in Innovationen, Trainings, bessere Regelungen sowie über eine effektivere Überwachung des Marktes bzw. Sanktionen gegen unfaire Marktspieler ein wenig Licht auf das doch sehr düstere Szenario wirft“, sagt Fazilet Cinaralp. christian.marx@reifenpresse.de
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