WdK kritisiert „unsachliche Kritik an dem Reifenlabel“
In Sachen der nicht verstummen wollenden Diskussion rund um Sinn und Nutzen der EU-Reifenkennzeichnungsverordnung meldet sich einmal mehr auch der Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie (WdK) zu Wort. Das Reifenlabeling mit seinen Angaben hinsichtlich Energieeffizienz, Geräuschentwicklung und Nassbremsverhalten der schwarzen Rundlinge erfülle nicht nur die europäischen Gesetzesvorgaben, sondern es gebe „den Verbrauchern auch eine gute Orientierung beim Reifenkauf“, macht WdK-Hauptgeschäftsführer Boris Engelhardt den Standpunkt der Interessenvertretung von 130 Unternehmen der Kautschukbranche mit insgesamt 75.000 Beschäftigten und einem Gesamtjahresumsatz von zwölf Milliarden Euro deutlich. Kein Verständnis zeigt Engelhardt demnach für „eine vielfach unsachliche Kritik an dem Reifenlabel“. Erst vor Kurzem hatte beispielsweise AutoBild das Ganze als „großen Etikettenschwindel“ bezeichnet.
Wie schon andere zuvor hatte auch das Magazin vor dem Hintergrund der derzeit laufenden Winterreifensaison unter anderem die auf dem Label fehlenden Angaben zu den Reifeneigenschaften bei winterlichen Fahrbahnbedingungen moniert. „Es muss aufgeklärt werden, was das Label aussagt und wie ich es als Verbraucher nutzen kann. Die Kritik an fehlenden Angaben zur Wintertauglichkeit ist schlichtweg falsch. Im Rahmen eines universellen Labels spezielle Wintereigenschaften zu beurteilen stand beim EU-Gesetzgeber nie zur Diskussion“, tritt Engelhardt derlei Kritik gegenüber und verweist in diesem Zusammenhang einmal mehr auf den WdK-Standpunkt, wonach das Schneeflockensymbol die Eignung von Reifen auf Schnee und Eis anzeige. Und dass Winterreifen im Vergleich zu Sommerreifen beim Nassrutschverhalten in der Regel nicht höher als „C“ eingestuft werden, ist für ihn ebenfalls kein Grund dafür, die Tauglichkeit des Labels für Winterreifen in Zweifel zu ziehen.
„Fakt ist, dass aufgrund der völlig anderen Anforderungen an Winterreifen es auch zu anderen Bewertungen kommt. Die aktuelle Einstufung bei Winterreifen ist ein sicheres Zeichen, dass die europäischen Reifenproduzenten verantwortungsvoll und sorgfältig bei der Einstufung vorgehen“, sagt Engelhardt. „Das Label ist erst seit einem Monat am Markt und wird in diesem Punkt der technologischen Entwicklung sicher einen starken Impuls geben“, ist er überzeugt. Dass das vorgeschriebene Reifenlabel nicht alle Belange abbildet, weiß Engelhardt zufolge auch der Gesetzgeber. Dennoch erhalte der Reifenkäufer mit ihm erstmals eine klare Orientierung zur Auswahl qualitativ hochwertiger Produkte, weil der Kunde exakt auf das jeweilige Modell bezogene Informationen bekomme und jeder Reifen in Sachen Umweltwirkungen (Energieverbrauch und Geräusch) und Sicherheit (Nassbremsverhalten) bewertet sei.
„Die in Europa produzierenden Reifenhersteller setzen auf den Qualitätswettbewerb und tragen daher die Idee, Leistungsmerkmale des Reifens in vereinfachter Form sichtbar zu machen, uneingeschränkt mit. Mit dem Label wird das Preis-Leistungs-Verhältnis transparenter. Wer zum Billigreifen greift, kann nun erkennen, wo er auf Sicherheit und Umweltverträglichkeit verzichtet“, meint der WdK-Hauptgeschäftsführer. Zumindest mit Blick auf Letzteres scheint der Verband also mit AutoBild, Autozeitung oder auch der GTÜ, die bei Reifentests Ungereimtheiten rund um die Labelwerte gerade sogenannter „Billigreifen“ entdeckt hatten, also durchaus auf einer Linie zu liegen. Zu Recht seien „vereinzelt aufgetretene fragwürdige Einstufungen bei Importreifen thematisiert worden“, heißt es dazu. Daraus wird gefolgert, dass die „grundsätzlich vorhandene Verlässlichkeit des Labels durch die gesetzlich vorgesehene Marktüberwachung wirksam abgesichert werden muss“. Zugleich zeigt sich die Branchenvertretung zuversichtlich, dass die damit betrauten staatlichen Stellen auf Länderebene ihrer Aufgabe gerecht werden.
In diesem Kontext geht Engelhardt unter anderem übrigens auch noch auf die Kritik an der Vergleichbarkeit der Testbedingungen geht er ein. Um das weite Spektrum unterschiedlichster Straßen in Europa abzudecken, seien „standardisierte Fahrbahnoberflächen verwendet und physikalisch abgesicherte Ausgleichsfaktoren definiert“ worden, um ein Höchstmaß an Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu gewährleisten. Laut WdK ist dieses Verfahren bei allen Reifenexperten anerkannt. „Anlaufschwierigkeiten, Missverständnisse und Meinungsmache dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Reifenlabel sinnvoll und hilfreich ist“, der Hauptgeschäftsführer des Verbandes abschließend. „Wir warten jetzt die Erfahrungen aus dem Normalbetrieb ab. Danach sind eventuelle Probleme gemeinsam mit dem europäischen Gesetzgeber gezielt anzugehen“, ergänzt er. cm
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