RuLa/BRW investieren in die Heißerneuerung
Der Markttrend ist seit einigen Jahren offenkundig und wird insbesondere von der Neureifenindustrie und den professionellen Flotten in Westeuropa beflügelt: Es werden mehr und mehr heißrunderneuerte Reifen vermarktet. Diesem Trend folgen auch die RuLa GmbH samt Tochtergesellschaft BRW GmbH und haben jetzt beträchtliche Summen in die Erweiterung der Heißrunderneuerung investiert. Während das Geschäft insgesamt durch die bisher starke Ausrichtung auf osteuropäische Märkte und der dort nun rückläufigen Nachfrage nach Kalterneuerten beeinträchtigt ist, sehen Geschäftsführer Detlev Biermann und Jörg Wolter in Deutschland einen deutlich positiven Trend hin zu mehr heißerneuerten Reifen.
Ja, der Runderneuerungsmarkt war in der ersten Jahreshälfte 2012 deutlich rückläufig; auch Detlev Biermann und Jörg Wolter rechnen mit Rückgängen in Höhe von rund 20 Prozent insgesamt. Auch wenn man beim Runderneuerer in Brandenburg mit seinen beiden Produktionsstätten in Schraden (RuLa GmbH) und in Königs Wusterhausen-Zernsdorf (BRW GmbH) mit einer Erholung im weiteren Verlauf des Jahres rechnet, nicht zuletzt auch bedingt durch die üblichen, saisonalen Nachfragesteigerungen zum Herbst hin, so werde 2012 am Ende doch wohl ein Minusjahr werden, was die Stückzahlen betrifft. Der Markt ist der Markt – gegenzusteuern sei aber wichtig, findet auch Detlev Biermann, der den Betrieb 1992 gemeinsam mit seinem Vater Hans-Josef Biermann gegründet hat. Eine der zentralen Richtungsentscheidungen in diesem Zusammenhang sei eben die stärkere Hinwendung zur Heißrunderneuerung gewesen.
Dass heute heißrunderneuerte Lkw-Reifen beliebt sind unter den Flottenbetreibern und Kunden der RuLa/BRW, liege nicht zuletzt an ihrem Erscheinungsbild, das dem eines Neureifens gleicht, und an den Leistungseigenschaften, die ebenfalls durchaus mit denen eines Neureifens verglichen werden können – bei gleichzeitigen Preisvorteilen, die den Runderneuerten als sinnvolle Alternative erscheinen lassen. Die Heißrunderneuerung sei „in Mode gekommen“, findet Detlev Biermann. Dafür verantwortlich macht er eher einen Langfristtrend, der unabhängig von aktuellen Marktschwankungen zum Tragen komme.
Investitionen über 1,5 Millionen Euro
Während die RuLa in Schraden ausschließlich kalterneuert, werden am zweiten Standort in Königs Wusterhausen-Zernsdorf sowohl das Kalt- wie auch das Heißverfahren angewandt. Die Investitionen hier jedenfalls flossen zuletzt überwiegend in die Heißrunderneuerung sowie in die Logistik. Wie Biermann erläutert, habe das Unternehmen allein im vergangenen Jahr rund 1,5 Million Euro in die Modernisierung und Erweiterung seiner Produktionsstätten investiert. So wurde etwa eine neue computergesteuerte Raumaschine für die Heißrunderneuerung installiert. Hinzu kam die neueste Entwicklung aus der Marangoni-Gruppe, ein neuer T.R.M.-Extruder, der sogenannte „Black-Dragon“-Extruder. Und dann ist die Anzahl der Pressen für die Lkw-Reifenheißerneuerung im vergangenen Jahr um zwei auf jetzt 25 gesteigert worden, von der kontinuierlichen Investition in stets aktuelle Vulkanisationsformen ganz zu schweigen.
Zusätzlich zu den Investitionen in die Produktion und die Produktionstechnik haben Biermann und Wolter im vergangenen Jahr am Standort in Königs Wusterhausen-Zernsdorf weitere 1,1 Millionen Euro in die Erweiterung der Lagerkapazitäten investiert. Wie die beiden Geschäftsführer dazu im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG sagen, seien die bisherigen Kapazitäten einfach nicht mehr ausreichend gewesen; zuletzt hätten stets etliche Karkassen draußen lagern müssen. Der Grund: Als die RuLa GmbH 2008 ihre Baupläne für die zweite Produktionsstätte in der Nähe von Berlin verwirklichte, tat man dies sozusagen „in die Krise hinein“, wie Biermann resümiert. Das Auslieferungs- und Karkassenlager am neuen Standort musste folglich „etwas kleiner ausfallen“. Die Zeiten hätten sich seither aber verändert, befindet auch Jörg Wolter. Anfang dieses Jahres konnte die BRW GmbH in Königs Wusterhausen-Zernsdorf nun also ein neues Lager einweihen, das auf 2.500 m² Fläche genügend Platz für rund 10.000 Lkw-Reifen biete; es lagern dort neben fertigen Runderneuerten, die auf ihre Auslieferung warten, auch die Karkassen. Direkt neben dem neuen Lager befindet sich die 4.000 m² große Produktion; das Grundstück ist insgesamt 20.000 m² groß.
Nachdem der brandenburgische Runderneuerer nun seine Heißrunderneuerung auf einem aktuellen Stand hat, stellt sich die Frage nach der Auslastung. Laut Jörg Wolter produziere die BRW aktuell rund 50.000 heißrunderneuerte Reifen im Jahr (2011), wobei die technische Kapazitätsgrenze deutlich darüber liege. Man könnte bei einer Drei-Schicht-Produktion immerhin den Output auf 400 Heißerneuerte pro Tag steigern. „Wir sind bereit, weitere Investitionen vorzunehmen, wenn diese nötig werden sollten. Aber im Moment sind wir kapazitätsseitig ausreichend ausgestattet“, so Wolter weiter. RuLa/BRW sei damit für die Zukunft gerüstet.
In Summe, so schätzen Detlev Biermann und Jörg Wolter, werde der Absatz an heißrunderneuerten Reifen in diesem Jahr bei RuLa/BRW sogar noch steigen, was ein positives Schlaglicht auf die Richtungsentscheidung wirft. „Wir haben uns für die Heißerneuerung entschieden und das war eine richtige Entscheidung“, so Biermann weiter.
Osteuropa-Märkte unter Druck
Und dass das Unternehmen auf etwaige Marktveränderungen stets flexibel reagieren muss, haben jüngste Entwicklungen in Osteuropa und Russland gezeigt. Der in Brandenburg ansässige Runderneuerer hat traditionell immer viel in Richtung Osten vermarktet, wo hauptsächlich kalterneuerte Lkw-Reifen nachgefragt werden. Auf diesen Märkten gerieten Runderneuerte in den vergangenen Jahren aber deutlich unter Druck, wurden dort doch mehr und mehr Neureifen aus Fernost angeboten. Laut Detlev Biermann werden auf seinen Exportmärkten in Osteuropa und Russland zum Teil chinesische Neureifen zu Preisen unter der einer guten Runderneuerung angeboten. In einem solchen Wettbewerbsumfeld könne man nur sehr schwer konkurrieren. Folglich sei demnach insbesondere das Geschäft mit kaltrunderneuerten Reifen außerhalb Deutschlands zuletzt stark rückläufig gewesen. Laut Jörg Wolter gelte gerade auf den Märkten östlich von Deutschland der Einstandspreis oftmals mehr als die effektiven Kosten pro Kilometer. Während Fuhrparks in Westeuropa und in Deutschland heute vielfach ein professionelles Reifenmanagement betreiben, müsse man diesbezüglich in Osteuropa und in Russland noch mehr Aufklärungsarbeit leisten.
Die oben angesprochenen Rückgänge in den Absätzen, die sich in diesem Jahr eben auch bei RuLa/BRW eingestellt haben, stammten unterdessen hauptsächlich aus den Rückgängen in der Kaltrunderneuerung für Exportmärkte. Dabei müsse man aber festhalten, dass die marktbedingten Rückgänge sich auf die Umsätze und das Ergebnis deutlich geringer ausgewirkt hätten, da der Anteil an vermeintlich teureren Runderneuerten, die in Deutschland und Westeuropa abgesetzt werden, tendenziell stark steigt bzw. gestiegen ist. „In Westeuropa haben wir ein anderes Preisniveau“, so Biermann weiter.
Auch wenn das Unternehmen aktuell seine Investitionen auf die Heißrunderneuerung konzentriert, wird auch die Kaltrunderneuerung stets modernisiert. So hat die BRW am Standort in Königs Wusterhausen-Zernsdorf, wo nicht nur heiß-, sondern auch kalterneuert wird, im vergangenen Jahr in einen neuen Bindegummiextruder investiert. Und in Schraden, am Stammsitz des Unternehmens im südlichen Brandenburg, wo ausschließlich kalterneuert wird, hat die RuLa GmbH jüngst in eine neue Belegemaschine für Ringlaufstreifen investiert. Der neue „Ringbuilder 3000“ von Marangoni sei bereits die dritte Belegemaschine für Ringlaufstreifen, die am Standort eingesetzt wird, und verstehe sich als Ersatzbeschaffung. RuLa ist bereits seit vielen Jahren Ringtread-Spezialist und werde als solcher auch bei Marangoni als Ringnet-Partner gelistet.
Zusätzlich zu den rund 50.000 heißrunderneuerten Reifen fertigt RuLa/BRW jedes Jahr noch einmal 50.000 Kalterneuerte (2011). Auch hier liege die technisch mögliche Kapazitätsgrenze bei 400 Reifen pro Tag. Einen nicht unerheblichen Anteil daran nehmen Marangonis Ringtread-Ringlaufstreifen ein. Darüber hinaus ist das Unternehmen aber auch noch Goodyear-Runderneuerungspartner und dort als sogenannter „Goodyear Authorized Retreader“ gelistet.
Die Investitionen des Runderneuerers beschränkten sich indes nicht nur auf das eigentliche Kerngeschäft der Reifenproduktion. Wie Detlev Biermann erläutert, habe RuLa/BRW erst kürzlich in zwei Solaranlagen investiert, die nun die Dächer der Produktionsanlagen in Schraden und in Königs Wusterhausen-Zernsdorf zieren. Aber nicht nur das, die 900 kWp Spitze werden ins Stromnetz eingespeist – das sei auch ein Geschäft.
Aktuell beschäftigt das Unternehmen an beiden Standorten insgesamt 90 Mitarbeiter und konnte damit im vergangenen Jahr einen Umsatz in Höhe von rund 18 Millionen Euro generieren. arno.borchers@reifenpresse.de
Detlev Biermann und Jörg Wolter – Geschäftsführer der RuLa/BRW – haben in der jüngsten Vergangenheit viel in die Weiterentwicklung der eigenen Heißrunderneuerung investiert
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