Studie sagt „lange Durststrecke“ für deutsche Pkw-Hersteller voraus
„Die deutsche Automobilproduktion sinkt im laufenden Jahr trotz ‚Abwrackprämie’ deutlich. Mit voraussichtlich knapp 4,7 Millionen Pkw werden rund 750.000 Fahrzeuge weniger die Werkshallen verlassen als 2008“, prognostiziert das Automotive Institute der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers. Dies entspreche einem Rückgang um fast 14 Prozent und mache deutlich, dass vor allem Importfahrzeuge die Gewinner des durch die Umweltprämie ausgelösten Nachfragebooms sind. Allerdings hätten die deutschen Hersteller zumindest in den Monaten Mai und Juni verstärkt profitieren können, heißt es weiter – insbesondere mit kleinen und Kraftstoff sparenden Modellen. Für das Jahr 2010 rechnet man bei PricewaterhouseCoopers mit einem weiteren Rückgang des Produktionsvolumens der hierzulande beheimateten Autohersteller auf dann gut 4,5 Millionen Pkw. „Die Umweltprämie hat den Absturz der deutschen Pkw-Produktion abgefedert. Da viele Käufer die Anschaffung eines Neuwagens auf 2009 vorgezogen haben, fehlt diese Nachfrage allerdings im kommenden Jahr und lässt die Fertigungszahlen weiter zurückgehen“, erläutert Harald Kayser, Leiter des Bereichs Automotive bei der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft. Mit einem Anstieg der Fertigung sei erst ab 2011 zu rechnen. Vorhergesagt wird, dass dann knapp fünf Millionen Fahrzeuge in Deutschland von den Bändern rollen, bevor das 2008er-Niveau von annähernd 5,5 Millionen produzierten Pkw erst 2013 übertroffen wird. Insofern ist in diesem Zusammenhang von einer „langen Durststrecke“ für deutsche Pkw-Hersteller die Rede.
Dennoch leide die Automobilindustrie in Deutschland trotz deutlich rückläufiger Fertigungszahlen im laufenden Jahr weniger stark unter der Krise als in den meisten anderen europäischen Staaten. „So sinkt die Pkw-Fertigung in der EU gegenüber 2008 um schätzungsweise 15,6 Prozent auf rund 14,7 Millionen Fahrzeuge. Schwer getroffen sind die russischen Hersteller. Im laufenden Jahr dürfte sich ihre Fertigung nahezu halbieren, sodass Russland erstmals seit 1996 weniger als eine Million Pkw produzieren wird“, heißt es. Als die „größten Verlierer der Wirtschaftskrise“ werden jedoch die Automobilhersteller in den USA und Japan bezeichnet. Denn laut PricewaterhouseCoopers werden 2009 in Nordamerika voraussichtlich nur noch rund acht Millionen Pkw produziert und damit 36 Prozent weniger als 2008, für Japan wird das Minus beim Fertigungsvolumen auf annähernd 25 Prozent entsprechend 8,1 Millionen Fahrzeugen geschätzt. Deutliche Zuwächse werden hingegen für die Automobilindustrie in China und Indien erwartet. „Beide Länder profitieren von einem zwar gebremsten, aber anhaltenden Wirtschaftswachstum und damit einer steigenden Inlandsnachfrage. Indien etabliert sich zudem als Produktionsstandort für Kleinstwagen, die zunehmend ins Ausland exportiert werden“, meint Kayser. Aus indischen Autowerken werden 2009 voraussichtlich 2,1 Millionen Pkw rollen, was einem Plus von 8,7 Prozent gegenüber 2008 entspräche. Und für China wird von einem Anstieg der Pkw-Produktion um 13,8 Prozent auf 8,5 Millionen Einheiten ausgegangen. Damit würde Japan als größter Automobilproduzent der Welt abgelöst. „Für eine überraschend positive Entwicklung sorgt weiterhin der brasilianische Absatzmarkt. Durch Steuerentlastungen konnten die erwarteten Absatzeinbrüche weitgehend kompensiert werden, sodass bereits in 2010 wieder das Produktionsniveau von 2008 erreicht werden könnte“, heißt es.
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