Deutschlandstart von B2C-Reifenshop Popgom für Juli geplant
Für den Juli plant das in Lyon (Frankreich) beheimatete Unternehmen Tyredating, seinen Popgom genannten Reifenonlineshop für Endverbraucher, der in unserem Nachbarland sowie in Spanien bereits am Netz ist, auch hierzulande zu starten. Für sich genommen ist dies auf den ersten Blick vielleicht nichts Besonderes, sind in der jüngeren Vergangenheit doch immer wieder diverse B2C-Plattformen wie Pilze aus dem Boden geschossen. Was im Zusammenhang mit Popgom aufhorchen lässt, ist der Umstand, dass man einerseits eigenen Angaben zufolge im französischen Markt schon nach relativ kurzer Zeit bemerkenswerte Erfolge vorweisen kann. Andererseits dürfte vor allem die Tatsache für Gesprächsstoff in der Branche sorgen, dass Tyredating eine Kapitalgesellschaft ist, bei der mit Michelin ein Reifenhersteller als einer von drei größeren Minderheitsbeteiligten im Hintergrund steht.
Abgesehen von Michelin engagieren sich nach den Worten von Patrick Morat, European Sales Manager bei Tyredating, zudem noch ein Private-Equity-Investor aus der Schweiz sowie der über die M6-Gruppe zum Bertelsmann-Konzern gehörende und schwerpunktmäßig auf technische Artikel (Unterhaltungselektronik, Haushaltsgeräte, Handys u.Ä.) spezialisierte Onlinehändler MisterGoodDeal in größerem Umfang bei Popgom. Eine kleinere Beteiligung soll auch vom Management des Unternehmens gehalten werden, das 2008 von Christophe Tesseraud gegründet wurde. Vor Tyredating/Popgom hat Tesseraud übrigens lange Jahre für Michelin (als IT-Europamanager) bzw. die Euromaster-Handelskette gearbeitet und bringt folglich ein gerüttelt Maß an Erfahrung in der Reifenbranche mit.
Noch eine weitere Besonderheit nimmt Popgom für sich Anspruch, denn bei der Reifenvermarktung über das Medium Internet sollen bei diesem Onlineshop vor allem Markenreifen im Vordergrund stehen. Die will man dem Verbraucher allerdings auf „Internetpreisniveau“ anbieten, wobei Popgom zugleich die Montage zu festgelegten Preisen mitverkauft. Dabei wird Morat zufolge ausschließlich auf ein Netz von sogenannten „Reifenspezialisten“ zurückgegriffen, womit am ehesten wohl Reifenfachhändler zu verstehen sein dürften. In Frankreich hat man seinen Worten zufolge bereits 700 Partner rekrutiert, für Deutschland ist eine Zahl von rund 1.400 Betrieben angepeilt, um einen flächendeckenden Service realisieren zu können. Zum Start werden es vermutlich aber noch deutlich weniger sein, beim Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG Mitte Mai ging Morat von einem Wert irgendwo zwischen 400 und 500 aus, doch schon Ende Juni nannte gegenüber dieser Fachzeitschrift eine Zahl von 600 Partnern.
Doch schon für das Jahresende wird die Marke von 700 bis 800 Partnerbetrieben anvisiert. Tyredating hat sich dabei vorgenommen, jede Montagestation zu besuchen, um auf diese Weise sicherzustellen, dass sie den Anforderungen entspricht, die seitens Popgom an einen „Reifenspezialisten“ zu stellen sind. Aufgenommen wird also beileibe nicht jeder, schon um zu verhindern, dass sich mehrere Montagepartner gegenseitig unnötig ins Gehege kommen. Und so kommt vor diesem Hintergrund die projektierte Zahl von 1.400 zustande: Ausgehend davon, dass Stadtbewohner bereit sind, rund 20 Kilometer zu einer Montagestation zurückzulegen, und Bewohner auf dem Land die doppelte Distanz, wurde Deutschland in 400 Zonen eingeteilt und errechnet, dass hierzulande pro 50.000 Einwohner in etwa ein Montagepartner erforderlich ist.
Mittel- bis langfristig hat Tyredating aber nicht nur den deutschen Markt auf seiner Liste. „Wir wollen zu einem der Hauptanbieter von Reifen im Internet in Europa werden“, sagt Patrick Morat. Dabei wird bis dato – der European Sales Manager kann sich allenfalls irgendwann viel später einmal „vielleicht Motorradreifen“ vorstellen – ausschließlich auf den Pkw-Reifenersatzmarkt abgezielt. Innerhalb von fünf Jahren will man in den wichtigsten europäischen Märkten mit Onlineshops vertreten sein. Ziel sei ein Marktanteil von 25 Prozent innerhalb des Vertriebskanals Internet. Gemessen an der Zahl der Besucher auf den französischen Seiten unter www.popgom.fr ist man anscheinend durchaus auf dem richtigen Weg. Denn Morat kann Zahlen des Onlinemarktforschungsinstituts Nielsen präsentieren, wonach Popgom im Januar dieses Jahres hinter Allopneus und Delticom bereits auf dem dritten Platz rangierte.
Unternehmensangaben zufolge werden in Frankreich bereits rund 2.000 (Mai) bis 3.000 (Juni) Verkäufe bzw. 5.000 abgesetzte Reifen je Monat registriert, wobei der Anteil der Premiummarken dabei mit etwa 70 Prozent beziffert wird. Und innerhalb der ersten sechs Monate nach Gründung der Firma, die inzwischen bereits 22 Mitarbeiter beschäftigt, soll Tyredating/Popgom mit seinen beiden Shops in Frankreich und Spanien bereits einen Umsatz in Höhe von über 2,6 Millionen Euro erzielt haben, der damit über dem mit knapp 2,5 Millionen Euro bezifferten Stammkapital des Unternehmens liegt. Wie Morat sagt, sind „Preis, Convenience, Sicherheit“ die Erfolgsfaktoren im französischen Markt, mit denen Popgom zukünftig eben auch die Autofahrer in Deutschland überzeugen will.
Ziel sei es zwar nicht, immer der Billigste zu sein, aber dem Verbraucher dennoch ein „gutes Preisniveau“ bzw. Preis-Leistungs-Verhältnis zu bieten, erklärt er, wie der erste der von ihm genannten Punkte zu verstehen ist. Dabei soll der Onlinereifenkauf für den Kunden zugleich möglichst reibungslos und komfortabel – wortwörtlich steht der englische Begriff Convenience für Annehmlichkeit – ablaufen. Darunter versteht man bei Popgom beispielsweise, dass der Termin für die Montage der online erworbenen Reifen gleich über die Website reserviert wird und „in der Regel ab dem vierten Tag nach der Bestellung“ dann auch zustande kommt. Und mit dem Schlagwort Sicherheit ist gemeint, dass der Kunde auf die Vertrauenswürdigkeit des Anbieters bauen können soll. Zu den vertrauensbildenden Bausteinen gehören nach dessen Ansicht unter anderem die Zuverlässigkeit aller Informationen, die Qualität der angebotenen Produkte, pünktliche Lieferungen (die Logistik wird von Ihle Baden-Baden verantwortet), eine einfache Erreichbarkeit über ein eigenes Call-Center oder aber auch die Sicherheit rund um die Zahlungsabwicklung.
Bei all dem wird betont, dass alle Seiten von Popgom profitieren. Neben den Betreibern selbst und den Verbrauchern hat man dabei auch die Montagepartner mit auf der Rechnung. „Denn einer Studie zufolge sind bei den Montagestationen je 100 Euro Reifenumsatz 50 Euro an Umsatz durch Zusatzverkäufe aus dem Autoservicebereich wie etwa rund um Bremse oder Fahrwerk/Stoßdämpfer realisierbar“, weiß Morat. Das Mitmachen bei Popgom biete also den „Reifenspezialisten“, die man mit im Boot sehen möchte, ebenfalls Potenzial. Nicht zuletzt deshalb ist der European Sales Manager seit Beginn des Jahres viel in Deutschland bzw. dem deutschsprachigen Raum unterwegs gewesen, um im Handel, bei Kooperationen und Verbänden einerseits die Werbetrommel für das hinter Tyredating/Popgom stehende Konzept zu rühren und andererseits im Vorfeld des Plattformstarts gleichzeitig für „Klarheit zu sorgen, bevor etwas Falsches in Umlauf gerät“.
Insofern dürfte den Machern hinter dem neuen B2C-Shop schon bewusst sein, dass mit www.popgom.de aufgrund der Michelin-Beteiligung – wenn auch „nur als Minderheitsaktionär“ – in Deutschland Neuland betreten wird. Schließlich ist es das erste Mal, dass hierzulande ein Reifenhersteller quasi ganz offen ein Bekenntnis zum B2C-Onlinevertriebskanal abgibt. Man darf gespannt sein, wie der klassische Reifenhandel diesen „Angriff“ auf sein angestammtes Revier aufnimmt und wie der Endverbraucher Popgom im Vergleich etwa zu Alternativen wie Delticom, Reifen vor Ort usw. annimmt. christian.marx@reifenpresse.de
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