Frühjahr ist Zeit der Motorradreifentests
Regelmäßig im Frühjahr veröffentlichen nicht nur die großen Automobilzeitschriften ihre aktuellen Pkw-Sommerreifentests, Gleiches praktizieren die bekannten Motorradzeitschriften genauso mit Blick meist auf die neueste Generation der schwarzen runden Gummis für motorisierte Zweiräder. Da bildet das Jahr 2009 keine Ausnahme, denn vor Kurzem erst haben das Sportmotorradmagazin PS, die Motorrad News und Motorrad ihre aktuellen Testergebnisse veröffentlich. Bei PS hat man sich dabei auf supersportliche Reifen für die Straße kapriziert, während sich die Motorrad News Tourensportreifen vorgenommen haben und Motorrad sieben Sportreifenpaarungen unter die Lupe genommen hat.
Beim PS-Test wurde der Fokus auf die aktuellen Neuerscheinungen 2009 in Superbike-Dimension gelegt. Konkret heißt das, dass die Modelle Bridgestone „Battlax BT-003 Racing Street“, Metzeler „Racetec Interact K3“ sowie Pirellis „Diablo Supercorsa SP“ in den Größenpaarungen 120/70 ZR17 (vorne) und 190/50 ZR17 (hinten) auf einer Honda Fireblade ihre Qualitäten unter Beweis stellen mussten. Dabei wurden die Bridgestone- und Metzeler-Modelle alternativ auch mit 55er-Querschnitt am Hinterrad getestet. Als Sieger des Vergleichs ging denn auch der „Racetec Interact K3“ in der Größe 190/55 ZR17 am Hinterrad mit 35 von 40 möglichen Punkten – maximal je fünf in den acht Disziplinen Kaltlaufverhalten, Handling, Zielgenauigkeit, Grip, Verhalten im Grenzbereich, Stabilität, Aufstellmoment beim Bremsen und Feedback waren möglich – ins Ziel. „Die Reifenpaarung fühlt sich beinahe wie reinrassige Rennpellen an – nur ohne deren Eigenarten beim Kaltgrip“, lautet die Meinung zu dem Testsieger. Den zweiten Platz teilen sich mit jeweils 31 Gesamtpunkten der „Racetec Interact K3“ in der Paarung 120/70 ZR17 und 190/50 ZR17 und der „Supercorsa SP“ von Pirelli, bei dem dieselbe Größenkombination zum Einsatz kam.
„Das Kaltlaufverhalten ist erste Sahne, Handlichkeit und Zielgenauigkeit liegen im Durchschnitt. Überragend ist die Kurvenstabilität des ‚Interact’. Selbst in großen Schräglagen liegt er wie das sprichwörtliche Brett. Der Grenzbereich beginnt spät, und das Bike lässt sich gut darin kontrollieren. Minimales Manko: Der Vorderreifen wirkt etwas teigig“, urteilen die Tester über den Metzeler-Reifen und halten zugleich einen im Vergleich zum restlichen Wettbewerberfeld einen „deutlich rascheren“ Verschleiß für den „Supercorsa SP“ fest. Das Kaltlaufverhalten des Pirelli-Reifens soll zwischen dem der Metzeler- und Bridgestone-Modelle liegen, und dem Vorderreifen der Italiener wird extreme Bremsstabilität attestiert. Knapp dahinter in der Wertung rangiert der „Battlax BT-003 Racing Street“ in der Paarung 120/70 vorn und 190/55 hinten: Er kommt dank einer extremen Stabilität und einem im Grenzbereich „manierlichen“ Verhalten trotz Untersteuerns am Kurvenausgang und eines ab mittleren Schräglagen erforderlichen hohen Kraftaufwands, um die Testmaschine auf Kurs zu halten, auf insgesamt 30 Punkte.
Sein gleichnamiger Bruder mit 50er-Querschnitt am Hinterrad kam auf der Fireblade demgegenüber nicht über 27 Punkte hinaus. „Der Vorderreifen ist klasse, die Honda biegt zielgenau und handlich in Kurven. Ab mittleren Schräglagen benötigt der Pilot etwas mehr Kraft. Der hintere Pneu wirkt instabil. Beim zackigen Abwinkeln hat der Pilot häufig das Gefühl, dass die Hinterhand kurz vorm Ausbrechen steht. Beim harten Beschleunigen aus den Ecken scheint sich der Pneu stark zu verformen“, wird der letzte Rang für den Bridgestone-Reifen begründet, der nichtsdestotrotz mit einer guten Transparenz aufwarten können soll. Nicht ganz so gut für die japanische Marke lief es auch beim Test der Zeitschrift Motorrad, die wie PS ein Titel der Stuttgarter Motorpresse ist. Getestet wurde bei Motorrad ebenfalls die Größenpaarung 120/70 ZR17 (für vorne) und 190/50 ZR17 (für hinten), allerdings bildeten hier die etwas weniger sportlichen Modelle Avon „VP2 Supersport“, Bridgestone „Battlax BT-016“, Continentals „SportAttack“, Dunlop „Sportmax Qualifier II“, Metzeler „Sportec M3“, Michelin „Pilot Power 2CT“ sowie Pirelli „Diablo Rosso“ das Wettbewerberfeld.
Bewertet wurden die Reifen in diesem Test hinsichtlich ihrer Alltagstauglichkeit, ihrer Leistungseigenschaften auf der Rennstrecke und bei Nässe sowie in puncto Verschleiß. Ihre Alltagsqualitäten mussten die sieben Reifenmodelle auf knapp 3.900 Kilometern Landstraße unter Beweis stellen, wobei die Eigenschaften jeweils im Neuzustand und nach 3.000 Kilometern bewertet wurden, sodass sich letztlich insgesamt fünf Wertungsdisziplinen ergeben. Da in jeder Kategorie maximal 100 Punkte vergeben wurden, hätte einer der Aspiranten höchstens 500 Gesamtpunkte auf seinem Konto ansammeln können. Geschafft hat das freilich keiner, als Bester und damit Testsieger bei Motorrad hat es der Michelin-Reifen allerdings immerhin auf 437 Zähler gebracht. „Der Michelin ‚Pilot Power 2CT’ kann sich in vier von fünf Disziplinen klar an die Spitze setzen. Er zeigt im Alltag sowohl neu als auch bei halber Laufleistung sowie beim Verschleiß und auf nasser Fahrbahn die beste Leistung. Hut ab vor diesem Spagat“, so die Redakteure des Blattes.
Federn lassen musste der Reifen der Franzosen lediglich in der Rennstreckenwertung, wo er als Letzter durchs Ziel ging. Diese Unterkategorie konnte der Pirelli-Reifen für sich entscheiden, was zusammen mit den Ergebnissen in den anderen vier Testdisziplinen mit alles in allem 414 Punkten den Gesamtrang vier für den Reifen aus Italien ergibt. Vor ihm konnten sich der „SportAttack“ von Conti und Dunlops „Sportmax Qualifier II“ mit 428 respektive 426 Punkten einen Platz auf dem Podium hinter dem Michelin-Reifen sichern. „Der Conti gefällt durch tolle Leistungen im Alltag, trotz hohem Verschleiß hinten auch mit geringerem Profil. Ebenso überzeugt er auf der Rennstrecke“, so die Tester über den Conti-Reifen. Und im Zusammenhang mit dem neuen Dunlop-Reifen wird von einer „erfolgreichen Evolution“ gesprochen, das dieses Modell mit seinem Vorgänger wenig gemein habe. Auf den weiteren Plätzen in dieser Reifenfolge: Metzeler „Sportec M3“ (412 Punkte), Avon „VP2 Supersport“ (408 Punkte) und Bridgestone „Battlax BT-016“ (376 Punkte). „Liegt der ‚BT-016’ im Neuzustand im Mittelfeld, rutscht er mit zunehmender Laufleistung auf den letzten Platz. Gleiches gilt für das Gesamtergebnis“, schreibt das Blatt.
Dichter zusammen lag das Wettbewerberfeld bei Reifenvergleichstest der Motorrad News. Hier mussten sieben Tourensportreifen – Bridgestones „Battlax BT-021“, Conti „RoadAttack“, Conti „Motion“, Dunlop „Sportmax Roadsmart“, Metzeler „Roadtec Z6 Interact“ sowie Michelin „Pilot Road 2“ und Pirelli „Angel ST“ – gegen die an der verwendeten Testmaschine Suzuki Bandit 1250 montierte Serienbereifung der Größe 120/70 ZR17 (vorn) bzw. 180/55 ZR17 antreten. Bewertet wurden die Modelle dabei in den vier Disziplinen Handling, Stabilität, Haftung trocken und Haftung nass, wobei für jede der Kategorien maximal fünf Punkte vergeben wurden und somit insgesamt höchstens 20 Gesamtpunkte von den Kandidaten eingefahren werden konnten. Auch hier wurde dieses Idealergebnis von keinem der Reifen erreicht, aber alle machten es besser als die Serienbereifung Dunlop „D218“ in Sonderspezifikation, der die Tester nur zwölf Punkte zuerkannten – vor allem wegen Schwächen bei Nässe.
Am anderen Ende der Skala machte es der Metzeler-Reifen am besten. Nur in Sachen Handling gab es einen Punkt Abzug, sodass er unterm Strich 19 Gesamtpunkte auf seinem Konto verbuchen konnte. „Rundenzeiten und Bremswege zeigen es schwarz auf weiß, die Tester waren begeistert: Mit dem ‚Interact’, hinten in Spezifikation ‚C’, hat Metzeler nicht nur aufgeholt, sondern eine Rundumlösung für die Bandit vorgestellt“, lautet das Fazit der Tester. Den zweiten Platz des Vergleichs teilen sich gleich drei Modelle mit jeweils 18 Punkten: „Sportmax Roadsmart“, „Pilot Road 2“ und „Angel ST“ gaben sich keine größeren Blößen bekamen lediglich in den beiden Disziplinen Handling und Haftung trocken (Dunlop) bzw. Stabilität und Haftung nass (Michelin und Pirelli) jeweils einen Punkt Abzug. Auch den dritten Platz müssen sich zwei Reifen teilen. Bridgestones „Battlax BT-021“, dem leichte Schwächen bei Nässe, dafür aber beste Stabilität attestiert werden, und Contis „RoadAttack“ mit ausgeglichenen Leistungen in allen vier Testkategorien konnten beide 16 Punkte einfahren, während mit dem „Motion“das außer Konkurrenz mitgetestete zweite Modell des deutschen Herstellers lediglich auf 14 Punkte kam. „Er bedient das Marktsegment der günstigen Alltagsreifen und ist kein hochgezüchteter Tourensportler. Böse Überraschungen gab es jedoch auch hier keine, der ‚Motion’ fuhr sich um Längen besser als die Erstausrüstung“, urteilen die Tester über diesen Conti-Reifen, der auf Fahrbarkeit und Laufleistung getrimmt sei, was sich in „sehr neutralem Fahrverhalten und eher begrenztem Grip“ niederschlage.
Insofern steckt bei dem Test eigentlich wohl nur die Originalbereifung der Maschine Kritik ein, weil sie „im Nassen zurückstecken“ muss. „Am Ende entscheiden bei Preise von etwa 220 bis über 300 Euro pro Satz das jeweilige Angebot sowie Vorlieben bei Handling und Stabilität“, so das Fazit der Motorrad-News-Redaktion angesichts des eng beieinanderliegenden Wettbewerberfeldes. „Gripmäßig wären diese Pneus vor zehn Jahren als Supersportler durchgegangen. Die Floskel ‚schlechte Reifen gibt’s es nicht mehr’ trifft also auf die getesteten Konstellationen zu“, heißt es abschließend.
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