Schaeffler schließt Conti-Übernahme formell ab
Die Schaeffler-Gruppe hat die Übernahme der Continental AG gestern auch formell abgeschlossen und den Depotbanken der Aktionäre, die ihre Aktien Schaeffler angedient hatten, 75 Euro je Aktie bezahlt. Die Depotbanken werden diese Zahlungen jetzt den Aktionären gutschreiben. Die Schaeffler-Gruppe hält nun 49,90 Prozent der Stimmrechte an der Continental AG und ist damit deren größter Aktionär. Die darüber hinaus angedienten Aktien hat Schaeffler an Finanzinstitute übertragen, schreibt das Familienunternehem aus Herzogenaurach (wir berichteten). „Mit dem Abschluss der Übernahme ist der Weg frei, die Verbindung der Unternehmen schnell und pragmatisch umzusetzen. Vor dem Hintergrund der Finanzkrise und der Marktveränderungen in der Automobilindustrie stehen beide Unternehmen vor großen Herausforderungen und haben keine Zeit zu verlieren. Es gilt nun, konstruktiv zusammen zu arbeiten und sich auf die Sachthemen und das Geschäft zu konzentrieren. Das erwarten auch unsere Mitarbeiter und Kunden von uns“, erklärte Dr. Jürgen M. Geißinger, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Schaeffler-Gruppe.
„Indem wir die Stärken beider Unternehmen schnell zusammenführen und unsere großen Potenziale und Synergien zügig realisieren, machen wir den richtigen Schritt im Rahmen der weltweiten Konsolidierung der Automobilzulieferindustrie und können gemeinsam gestärkt aus der Krise hervorgehen“, so Geißinger weiter. Mit der Kombination kämen Schaefflers Stärken bei mechanischen, mechatronischen und Präzisionskomponenten für Motor, Getriebe und Fahrwerk sowie Continentals Stärken bei Elektronik- und Softwaresystemen für Motor, Fahrwerk und Innenraum zusammen. Die gemeinsame Entwicklungs- und Innovationskompetenz eröffne neue Marktchancen. „Gemeinsam werden wir ein leistungsfähiger und stabiler Partner für unsere Kunden sein und einen wesentlichen Beitrag zur Lösung der zentralen technologischen Herausforderungen der Automobilindustrie liefern“, ergänzte Geißinger.
„Das Übernahmeangebot der Schaeffler KG für die Continental AG ist vollzogen worden“, schreibt die Continental AG in einer Pressemitteilung. Die Investorenvereinbarung zum Schutz der Interessen der Continental AG und ihrer Aktionäre, Mitarbeiter und Kunden sei vollständig in Kraft getreten, so die Continental weiter. Die Europäische Kommission hatte das Engagement von Schaeffler bei der Continental AG am 19. Dezember 2008 kartellrechtlich freigegeben. In der am 20. August 2008 abgeschlossenen Investorenvereinbarung verpflichtet sich die Schaeffler KG unter anderem, ihre Beteiligung an der Continental AG bis August 2012 auf 49,99 Prozent zu beschränken. Sie sagt zudem zu, die bisherige Strategie und Geschäftspolitik des Vorstands unter Beibehaltung des bisherigen Markt- und Markenauftritts zu unterstützen und keine Verkäufe oder sonstige wesentliche Strukturmaßnahmen zu verlangen. Weiterer wesentlicher Punkt ist die Verpflichtung von Schaeffler, etwaige Schäden aufgrund eines so genannten Change of Control im Zusammenhang mit bestehenden Finanzierungsverträgen der Continental AG sowie aus der Schaeffler-Beteiligung resultierende steuerliche Nachteile bis zu einer Höhe von insgesamt 522 Millionen Euro auszugleichen, heißt es weiter in der Continental-Mitteilung.
„Gegen den Willen der Continental wird es auch keine Veränderungen in Bezug auf die Unternehmensform, den Sitz, die Konzernzentrale und die Geschäftsbereiche, die Börsennotierung oder eine Änderung der Dividendenpolitik oder eine Erhöhung der Verschuldung geben. Die Vereinbarung kann frühestens im Frühjahr 2014 gekündigt werden.“
Mit Vollzug des Angebots und Inkrafttreten der Investorenvereinbarung beginnt ebenfalls die Aufgabe von Bundeskanzler a. D. Dr. Gerhard Schröder als Garant zur Wahrung der Interessen von Continental, ihrer Aktionäre, Arbeitnehmer und sonstigen Stakeholder.
Der Continental-Konzern gehört mit einem anvisierten Umsatz von 25 Mrd Euro im Jahr 2008 weltweit zu den führenden Automobilzulieferern. Als Anbieter von Bremssystemen, Systemen und Komponenten für Antrieb und Fahrwerk, Instrumentierung, Infotainment-Lösungen, Fahrzeugelektronik, Reifen und technischen Elastomerprodukten trage das Unternehmen zu mehr Fahrsicherheit und zum Klimaschutz bei. Continental ist darüber hinaus ein kompetenter Partner in der vernetzten, automobilen Kommunikation. Das Unternehmen beschäftigt derzeit rund 146.500 Mitarbeiter an nahezu 200 Standorten in 36 Ländern.
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