Conti/Schaeffler: Showdown in Hannover?
Am heutigen Mittwoch kommt der Aufsichtsrat der Continental zu einer „Krisensitzung“ zusammen, bei der es um das von der Schaeffler-Gruppe unterbreitete Übernahmeangebot für den Automobilzulieferer bzw. mögliche Abwehrstrategien gegen eine Übernahme gehen wird. Glaubt man allerdings den jüngsten Presseberichten, so scheint sich das Kontrollgremium des Konzerns dabei mit einer Übernahme durch das fränkische Familienunternehmen eher anfreunden zu können als der Conti-Vorstand. „Vernunft ist angesagt, nicht Kampf um jeden Preis. Wenn die Übernahme wahrscheinlich ist, dann bevorzuge ich, dass wir keine verbrannte Erde hinterlassen“, soll beispielsweise Contis Aufsichtsratschef Dr. Hubertus von Grünberg in einem Interview mit dem Manager Magazin zu Protokoll gegeben haben.
Demgegenüber wird dem Aufsichtsratsmitglied Dr. Thorsten Reese eine eher ablehnende Haltung das Übernahmeangebot betreffend nachgesagt. Man habe „einfach kein Vertrauen“ in die Schaeffler-Zusagen, wird Reeses Meinung von DPA Newswire wiedergegeben. Schließlich könne das Unternehmen ja viel versprechen. Ebenso wird die Sache bekanntlich vom Vorstandsvorsitzende Manfred Wennemer gesehen, der nach Informationen der Financial Times Deutschland dem Aufsichtsrat nicht nur die Ablehnung der Schaeffler-Offerte empfehlen, sondern auch einen Plan zur Abwehr der Übernahme präsentieren will. Unter anderem ist in diesem Zusammenhang von einer zehnprozentigen Kapitalerhöhung die Rede, mit der die Ambitionen der Schaeffler-Gruppe ausgebremst werden sollen.
Aber noch an einer weiteren Front als nur im Aufsichtsrat scheint die Front gegen die Herzogenauracher zumindest leicht zu bröckeln. Zwar äußert der Conti-Gesamtbetriebsrat „große Sorge“ um Jobs und Standorte, weil man die bisherigen Zusicherungen der Schaeffler-Gruppe, deren Vorgehen im Zusammenhang mit den Übernahmeplänen für Verunsicherung gesorgt habe, mit Zurückhaltung betrachte, dennoch wurden in einem offenen Brief an das Management des bayerischen Unternehmens für den Fall der Fälle vorsorglich schon mal verbindliche Zusagen gefordert.
Da ließ die Reaktion aus Herzogenaurach nicht lange auf sich warten: Eigenen Worten zufolge begrüßt die Schaeffler-Gruppe die Initiative des Gesamtbetriebsrates der Continental AG und schlägt nun vor, zu den von den Arbeitnehmervertretern angesprochenen Themen und Fragen zeitnah das Gespräch aufzunehmen. „Wir stehen zu unseren bereits mehrfach gemachten Zusagen: Continental soll als Ganzes bestehen bleiben, auch mit Bezug auf das Reifengeschäft; als eigenständiger, börsennotierter Konzern mit Sitz in Hannover, selbstverständlich auch künftig mit einem mitbestimmten Aufsichtsrat. Zur Verlagerung oder einem Abbau von Arbeitsplätzen wird es infolge des Angebots nicht kommen“, betont Dr. Jürgen M. Geißinger, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Schaeffler-Gruppe, ein weiteres Mal.
Er gibt sich zuversichtlich, dass man in Sachen der vom Gesamtbetriebsrat angesprochenen Punkte zu einer einvernehmlichen Lösung kommen werde. „Im Interesse aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Continental wollen wir jetzt Gespräche dazu führen“, so Geißinger, der nun hofft, dass der Aufsichtsrat in seiner heutigen Sitzung zu einer „Entscheidung kommt, die es uns und allen anderen Beteiligten erlaubt, in einer konstruktiven Atmosphäre schnell gute Ergebnisse zu erreichen und die Besorgnisse und Ängste der Belegschaft auszuräumen“.
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