Continental veranstaltet europaweite Roadshow für den HTR2
Wenn der Marketingdirektor für Lkw-Reifen Dr. Michael Korpiun den neuen Trailerreifen HTR2 von Continental als „Vorläufer“ bezeichnet, dann verbirgt sich dahinter ein großer Entwicklungsaufwand: Denn dieser Reifen auf der Nachlaufachse verfügt als erstes Produkt einer völlig neuen Reifengeneration, mit der Continental in den nächsten Jahren im Lkw-Reifenmarkt aufwarten will, über die geballten Entwicklungserfolge der letzten Jahre. Mit dem HTR2 sieht sich Continental jetzt als technologischer Marktführer hinsichtlich Rollwiderstand – ein bereits 2004 vom Konzernvorstand Nutzfahrzeugreifen Dr. Hans-Joachim Nikolin gesetztes Ziel.
Das Erreichen dieses Zieles mag Grund genug sein, dass Continental eine mehrmonatige Veranstaltungsserie quer durch Europa durchführt, um den HTR2 angemessen im Markt vorzustellen. Mitte Mai hatte die Roadshow dabei Station am Standort der Konzernzentrale in Hannover-Stöcken gemacht, wo sich ja auch die F+E-Zentrale der Nutzfahrzeugreifendivision, die Wiege des HTR2 also gewissermaßen, befindet. Und wo Dieter Horni, Leiter Marketing und Vertrieb Ersatzgeschäft Deutschland Nutzfahrzeugreifen der Continental AG, Großkunden und die Presse aus dem deutschsprachigen Raum begrüßen konnte. Dabei wurde nicht nur der HTR2 präsentiert: Auch vom erstmalig gezeigten Showtruck samt allem für solch eine Präsentation denkbaren Infotainment konnte man sich einnehmen lassen. Wer diesen sehr speziellen Truck übrigens einmal besichtigen möchte, hat nach Ende der Roadshow dazu Gelegenheit, denn dann soll er nach Hannover zurückgekehrt und ein Highlight des Messeauftritts der Continental zur Nutzfahrzeug-IAA sein.
Korpiun verweist auf die lange Tradition des Lkw-Reifenherstellers, der in seiner Geschichte immer die Kundennähe gesucht und das Segment in die drei Bereiche Güter- und Personentransport sowie Construction eingeteilt hat. Korpiun ist auch mutig genug, an eine der bittersten Zeiten der Sparte zu erinnern, als Continental in der zweiten Hälfte der 80er Jahre einen besonders kraftstoffsparenden Reifen vorgestellt hatte, der aus den verschiedensten Gründen zu einem kräftigen Flop wurde und unter dem Namen „EOT“ noch heute in der Branche höchst negativ besetzt ist. Nur: Die damals bei der Entwicklung gesetzten Ziele waren ja so falsch nicht und sind vielleicht heute aktueller denn je. Wobei einem Missverständnis vorgebeugt werden soll: Ein neuer EOT-Reifen ist der HTR2 natürlich nicht.
Definiert wurde der neue Reifen in der Entwicklung als „Allrounder“, womit auch verbunden war, ihn auch zu Beginn in der mit Abstand populärsten Dimension 385/65 R22.5 aufzulegen, hat die doch einen Marktanteil von 23 Prozent in Europa, bezogen auf Trailer im Nah- und Fernverkehr gar von 61 Prozent. Und auch dass Continental die neue „Technologiegeneration“ ausgerechnet mit einem Trailerreifen startet ist nachvollziehbar, trägt doch diese Achsposition ca. 55 Prozent zum Rollwiderstand eines Gespannes bei. Und genau bei diesem Feature wollte sich – siehe oben – Continental ja an die Spitze des Wettbewerbes setzen.
Bernd Korte ist maßgeblich verantwortlich bei der Produktentwicklung gewesen und hat das Produkt, das im Übrigen bereits lieferfähig ist, bis zur industriellen Umsetzung in den Fabriken begleitet. Diese Praxisnähe ist wichtig um zu gewährleisten, dass die großen Entwicklungsschritte und -anstrengungen nicht auf dem Weg zur Kommerzialisierung (teilweise) auf der Strecke bleiben. Um die Fortschritte auch jedermann sichtbar zu machen, wurde auch die Seitenwand neu gestaltet. Denn „was in dem Reifen steckt“, wissen nur die Continental-Entwickler selbst und irgendwann die Wettbewerber, wenn sie solch einen Reifen aus dem Markt bekommen, aufgeschnitten und analysiert haben.
Als erstes werden diese Wettbewerber feststellen, dass Continental eine „Tradition“ in der Entwicklung zwar nicht gebrochen, in der Prioritätenliste aber nicht mehr ganz oben an erster Stelle positioniert hat. Continental steht branchenweit in dem Ruf, die „leichtesten“ oder wenigstens mit die leichtesten Lkw-Reifen im Angebot zu haben. Der neue HTR2 in der Dimension 385/65 R22.5 wiegt jedenjalls ca. 72 Kilogramm, während sich sein direkter Vorgänger noch mit 68 Kilogramm begnügt hatte. Dass dennoch nicht einfach mancher Verbrauchermeinung hinterhergehechelt wurde, dass nur viel (Gewicht) viel (Laufleistung) verheißt, beweist Kortes Kurzformel „Mehr Muskeln, weniger Speck“.
So ganz abwegig ist des Verbrauchers (Vor-)Urteil ja auch nicht, bedeuten doch die zwanzig Prozent mehr Gummi beim HTR2 verglichen zu seinem Vorgänger auch um ca. zwanzig Prozent mehr Laufleistung. Mehr Gummi bedeutet aber im Allgemeinen auch Einbußen beim Rollwiderstand. Gleiches gilt hinsichtlich der Profiltiefe, die ebenfalls verglichen zum Vorgänger von 15,5 auf 17 Millimeter angehoben wurde. Mit anderen Worten: Hätte man die Profiltiefe übernommen, so wäre auch die Verbesserung beim Rollwiderstand deutlich höher gewesen und hätte vielleicht acht statt der immerhin fünf Prozent erreicht. Aber auch bei „Quantensprüngen“ in der Produktentwicklung müssen gemeinhin Kompromisse gemacht werden.
Auf der Suche nach alternativen „Stellschrauben“ bei der Produktentwicklung ragen aus einer Vielzahl von Details folgende Bereiche heraus: Materialseitig hat Continental erstens den Anteil von Stahl zu Lasten von Nylon erhöht; man verwendet zweitens eine völlig neuartige „Air-keep-Technologie“ (Bernd Korte: „Darauf sind wir besonders stolz.“), sprich eine neue „Innenseele“, die dafür Sorge trägt, dass die Luft wesentlich schlechter diffundieren kann; ein Stahlwulstverstärker sorgt für ein Plus an Festigkeit; und viertens verwendet Continental einen so genannten „Dreiecksstahlgürtel“, auch „Triangelverband“ genannt.
All diese Aspekte zusammengenommen stellt der Reifenhersteller als Verbrauchervorteile zusammen: Der nachgefragten Nutzlast wird Genüge getragen, die Laufleistung ist erhöht und der Kraftstoffverbrauch gesenkt. Dass der Reifen gut runderneuerbar sein muss, ist bei Reifen des Premiumsegmentes eine Selbstverständlichkeit, um die Performance zu erreichen.
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