Reifen China – Mit Erfolg ins zweite Jahr
Die erste Reifen China muss als Erfolg bezeichnet werden. Schließlich ist es den Veranstaltern gelungen, innerhalb nur eines guten halben Jahres Vorbereitungszeit etliche renommierte Aussteller zu akquirieren, wichtige Medienpartnerschaften wie etwa mit der NEUE REIFENZEITUNG einzugehen und immerhin über 5.800 Besucher anzulocken. Während der drei Tage im Shanghai New International Expo Center haben die Aussteller aus Asien – vornehmlich aus China –, Europa und Nordamerika eine Veranstaltung vorgefunden, die den hohen organisatorischen Maßstäben gerecht wurde, die durch den Markennamen „Reifen“ und die Mitveranstalter der Messe Essen GmbH gesetzt wurden. Für die zweite Reifen China im Dezember 2008 rechnen die Veranstalter mit noch mehr Ausstellern und Besuchern.
Mit Blick auf die aktuelle Messe ist insbesondere die hohe Dichte an namhaften chinesischen Reifenherstellern ein besonderer Indikator dafür, dass die Veranstalter die richtigen Hebel bewegt haben. Neben Giti Tire, Pirelli, Marangoni und den Großhändlern Hercules und Tire Group International waren mit Hangzhou Zhongce, Linglong, Triangle, South China Tyre, Shanghai Tyre, Aeolus und Guizhou die sieben größten in chinesischem Eigentum befindlichen Reifenhersteller Aussteller in Shanghai. Das war bisher noch keiner Veranstaltung im Reich der Mitte gelungen. Dabei konnte die Messe sicherlich zu einem Großteil vom hohen Ansehen der Marke „Reifen“ unter den Reifenmessen profitieren. Erst mit der Kooperation zwischen der China United Rubber (Group) Corporation und der Messe Essen GmbH entstand die „Reifen China“ als neue Veranstaltung. Bis dahin hatten die chinesischen Partner mit ihrer „Tyres & Rubber Tech China“ bereits sechs Mal ohne ausländische Hilfe eine Reifen- und Gummimesse in China veranstaltet. Durch die Kooperation mit der Messe Essen wurde die Veranstaltung aber zweigeteilt und wurde erstens zur „Reifen China“ und zweitens zur „Rubber Tech China“. Beide Messen fanden zeitgleich in zwei nebeneinanderliegenden Messehallen statt. Die künstliche Trennung der beiden Messen, die bei einigen anderen Veranstaltungen in Asien nicht vorgenommen wird, scheint also schadlos umgesetzt worden zu sein.
Dem Schlussbericht der Veranstalter zufolge haben 88 Unternehmen zur Reifen China ausgestellt, wobei 28 – also knapp ein Drittel – aus dem Ausland stammten. Von der Zahl der Aussteller muss man allerdings fairerweise noch die zahlreichen Medienpartner abziehen, die teilweise gar nicht, teilweise in Kooperation mit anderen Medienpartnern auf der Reifen China ausstellten, sodass unterm Strich etwas mehr als 70 Fachaussteller die Reifen China nutzten, um ihre Produkte zu präsentieren. Diese Aussteller, so muss man einmal mehr betonen, waren innerhalb von nur acht Monaten akquiriert worden, hatte man das Jointventure zur gemeinsamen Veranstaltung der Reifen China doch erst im März desselben Jahres gegründet, also ein gutes halbes Jahr vor dem angesetzten Messetermin.
Dass dies teilweise auf den guten Ruf der Reifen-Messe in Essen zurückzuführen ist, kann zwar kaum nachgewiesen werden, darf aber – auch nach Gespräch mit zahlreichen Ausstellern – als gegeben angenommen werden. Ein weiterer „Hebel“, an dem die Veranstalter gestellt haben dürften, sind die guten Beziehungen des Partners CURC zu den chinesischen Behörden bzw. Verbände. Die CURC – ursprünglich als externe F&E-Einheit für Unternehmen aus der Gummibranche aus einer Abteilung des chinesischen Chemieministeriums entstanden – hatte seit ihrer Gründung 1993 begonnen, Handelsmessen, Informationsveranstaltungen und technische Trainings anzubieten. Dass in einem Land wie der Volksrepublik China eine quasi-staatliche Organisation wie die CURC, die sogar im Vorstand der einflussreichen China Rubber Industry Association (CRIA) sitzt, ihren Einfluss auf Verbandsmitglieder nutzt, ist nur verständlich. Mehrere hochrangige Vertreter von chinesischen Reifenherstellern berichteten dann auch, sie hätten sich „verpflichtet gefühlt”, die erste Reifen China zu einem Erfolg werden zu lassen. Da hätten auch die vergleichsweise hohen Quadratmeterpreise (etwa im Vergleich zur zwei Monate zuvor ebenfalls in Shanghai stattgefundenen China International Tire Expo, kurz: CITEXPO) für die Grundfläche eines Messestands nichts ausgemacht.
Dennoch: Dies soll nicht bedeuten, dass darunter die Qualität der Messe leiden würde. Im Gegenteil. Die Qualität der Aussteller und die Qualität der Besucher wird nicht nur durch die Veranstalter der Reifen China betont, sondern ebenfalls durch unabhängige Beobachter. „All die wichtigen Reifengroßhändler und Distributeure zeigen sich hier und nicht nur die kleinen Reifenhändler“, so sagt etwa Merry Wang, Exportmanagerin bei Shandong Linglong im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG. Außerdem könne man sich auch mit Wettbewerbern austauschen und sehen, wo man mit seinem Unternehmen und seinen Produkten steht.
Dass der chinesische Reifenmarkt und die Reifen China gerade auch für Deutsche und Europäer interessant sind, zeigte das Engagement des Bundesverbands Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV). Der deutsche Verband hatte eine Delegation von Mitgliedern entsandt, die nicht nur ein umfangreiches Rahmenprogramm in und um Shanghai hatte. Darüber hinaus war der BRV verantwortlich für die Ausrichtung einer Fachtagung am Rande der Reifen China. Im Rahmen dieser rund zweistündigen Veranstaltung unter dem Titel „Reifen-Business made in Germany“ sprachen Peter Hülzer, geschäftsführender Vorsitzender des BRV, Hans-Jürgen Drechsler, Geschäftsführer des BRV, sowie Joachim F. Krahl, Geschäftsführer der MMS Marketing + Management-Systeme. Es ging während der gut besuchten Veranstaltung unter anderem um die Themen erfolgreiche Verbandspolitik, Reifen- und Autotechnik sowie -service wie auch darum, was einen erfolgreichen Reifenfachhändler – auch in China – ausmache.
Auch in Zukunft wollen die Veranstalter den Servicecharakter der Reifen China noch weiter betonen, erklärt Wei Yun im Gespräch mit der Neue Reifenzeitung. Der Chairman und General Manager der China United Rubber (Group) Corporation will außerdem den Grad der Professionalität zukünftiger Reifen-Messen in Shanghai weiter erhöhen. In China gebe es „keine wirklich etablierte Reifenmesse”, so Wei weiter. Folglich habe sich die Kooperation mit der Messe Essen auch bezahlt gemacht, schließlich seien die Deutschen bereits seit Jahren erfolgreich in der Branche aktiv. Und es sei lediglich eine Frage der Zeit, bis auch etablierte westliche Reifenhersteller die Qualität der Reifen China realisierten, meint der CURC-Chairman. Dann würde sie – vielleicht bereits im zweiten Jahr ihres Bestehens – den Wettbewerbsveranstaltungen in Ost- und Südostasien den Rang ablaufen.
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