Optimismus im Kfz-Gewerbe – stabile Autokonjunktur erwartet
„Die positive Stimmung im Kfz-Gewerbe wächst weiter. Es ist nicht nur die Sehnsucht nach dem Erfolg“, so Wilhelm Hülsdonk, Vizepräsident und Bundesinnungsmeister, im Rahmen der Jahrespressekonferenz des Zentralverbandes Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe e.V. (ZDK) Mitte März in München. Nach Einschätzung des Verbandes gewinnt die automobile Binnenkonjunktur an Stabilität. Für Zuwächse in Service und Handel mit neuen und gebrauchten Pkw sprächen mehrere Indikatoren, nachdem man bereits im vergangenen Jahr Marktanteile bei Service und Gebrauchtwagenhandel habe gewinnen können. Für das Autojahr 2006 rechnet der ZDK in Service und Handel mit einer Umsatzsteigerung von zwei Milliarden Euro auf knapp 128 Milliarden Euro. Um Sondereinflüsse bereinigt, könne das Neuwagengeschäft nach einem – wie es heißt – „erfreulichen Jahresbeginn“ um bis zu zwei Prozent auf insgesamt 3,41 Millionen neue Pkw und Kombis zulegen. „Die mittelständische Autobranche schöpfe nach sechs aufeinander folgenden schwierigen Jahren zunehmend Zuversicht. Diesen Erwartungen liege aber zugrunde, dass der allgemein wachsende Optimismus in Deutschland nicht getrübt werde“, so der ZDK.
Das Gebrauchtwagengeschäft mit erwarteten 6,8 Millionen Besitzumschreibungen werde vor allem getragen durch weitere Marktanteilsgewinne zulasten des Privatmarktes, und im Service sehe man auf dem hohen Niveau von jetzt 73 Millionen Aufträgen weitere Steigerungen, vor allem auch durch Nachrüstpotenziale. Die Bilanz des Autojahres 2005 sei hingegen in einigen Geschäftsbereichen, vor allem im Verkauf neuer Pkw, hinter den Erwartungen zurückgeblieben, sagten Hülsdonk und Burkhard Weller, Sprecher der Markenverbände, vor den Journalisten in München. Der unerwartet hohe Umsatzverlust von 7,5 Prozent im Verkauf mit neuen Pkw habe eine Bilanz getrübt, die bereits im letzten Quartal des vergangenen Jahres im Service und bei Gebrauchtwagen Aufwärtstendenzen erkennen ließ. Die Marktanteile des Kraftfahrzeuggewerbes veränderten sich auf 69 Prozent (Vorjahr: 75 Prozent) im Handel mit neuen Pkw, 53 Prozent (Vorjahr: 50 Prozent) im Verkauf von Gebrauchtwagen und 84 Prozent (Vorjahr: 85 Prozent) im Service.
Zum negativen Teil der Bilanz des Autojahres 2005 rechnet der ZDK die Verluste bei den Zahlen der Betriebe und Mitarbeiter. Demzufolge sind im zurückliegenden Jahr 6.250 Arbeitsplätze im Kfz-Gewerbe verloren gegangen, sodass heute knapp 477.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Branche beschäftigt sind. Die zunehmenden Aktivitäten der Autoindustrie im Einzelhandelsgeschäft hätten die ohnehin fragile Basis weiter belastet, heißt es. „Statistische Pluszahlen und eine Ausweitung des Absatzvolumens bei neuen Pkw förderten auf der einen Seite zwar die Aufbruchstimmung, auf der anderen Seite aber gingen immer mehr Geschäfte am Handel vorbei“, kritisiert der Verband. Dramatisch verstärkt habe sich aber auch der Mengendruck. Die höheren Direktgeschäfte im Volumen von 31 Prozent (Vorjahr: 24,3 Prozent), eine wachsende Kostenverlagerung auf den Handel und ein allgemeiner Kostendruck, vor allem durch gestiegene Energiepreise, verschärften die Lage einer Branche, die „im traditionellen Neuwagenhandel kein Geld mehr verdient“.
Mahnende Worte und deutliche Kritik richtete Weller daher an die Autoindustrie. „Die Aufgabe der Hersteller endet mit der Produktion. Wettbewerb im Aktionsbereich von Hersteller-Outlets funktioniert nicht“, sagte er. Positiv am Autojahr 2005 sei demgegenüber gewesen, dass sich der Service einmal mehr als Ertragssäule für die rund 40.800 (Vorjahr: 41.600) Betriebe erwiesen habe. Der Umsatzanstieg auf 25,7 Milliarden Euro egalisiere mit einem Plus von 5,6 Prozent die Verluste des Jahres 2004, wobei Hülsdonk jedoch daran erinnerte, dass das Auftragsvolumen noch nicht „das alte, hohe Niveau“ erreicht habe. Den Verlusten aus dem Autojahr 2004 von rund 4,6 Millionen Aufträgen stünden Zuwächse im vergangenen Jahr von rund zwei Millionen Aufträgen gegenüber.
Für alle Betriebe des Kfz-Gewerbes bedeute dies ein Auftragsvolumen von rund 73 Millionen nach 71,1 Millionen Stück im Jahr 2004, wobei vor allem die Gewinne der markengebundenen Servicebetriebe auffällig seien: Markengebundene Servicebetriebe erreichten im vergangenen Jahr 53 Prozent (2004: 52 Prozent) und freie Unternehmen 31 Prozent (2004: 33 Prozent) Marktanteil bei Wartung und Inspektion sowie der Unfallreparatur. „Unverändert bedenklich sei der hohe Anteil der Schwarzarbeit mit rund zehn Millionen Aufträgen“, so der ZDK. Hülsdonk forderte in diesem Zusammenhang die gesamte Automobilwirtschaft auf, mit „zielgruppengenauen Marketing- und Preismaßnahmen“ die gestörte Wartungsloyalität vor allem in den Segmenten der älteren und alten Pkw zu verbessern. Alle Untersuchungen im vergangenen Autojahr im Hinblick auf Fahrzeugmängel hätten ein bedenkliches Bild gezeichnet. Allein dem TÜV-Report zufolge seien auf den Straßen Deutschlands rund 9,4 Millionen Pkw mit Mängeln unterwegs. Der Lichttest habe mit 39 Prozent die höchste Mängelquote seit seiner erstmaligen Durchführung im Jahr 1956 ergeben.
Als große Herausforderung für das aktuelle Geschäftsjahr hat der ZDK den „Kampf gegen Nachlässe und Rabatte“ identifiziert. „Die statistische Hochrechnung mit durchschnittlich 3.500 Euro unter der unverbindlichen Preisempfehlung der Hersteller führt bei rund 3,34 Millionen Zulassungen zu einer gigantischen Summe von über elf Milliarden Euro“, sagte Weller. Das Ziel von Handel und Hersteller für 2006 müsse es sein, über alle Marken und Modelle den Nachlass „deutlich im einstelligen Bereich“ anzusteuern. Autoverkauf in Deutschland ohne Rabatte sei zwar ein erstrebenswertes Ziel, doch müsse man bei realistischer Einschätzung der Kauferwartung und dem Verkäuferverhalten konstatieren, dass es einen „Mittelweg zwischen Fußmatten und 8.000 Euro über Schätzpreis“ geben könne. „Nachlässe wird es immer geben. Sie gab es immer. Wir müssen sie aber in betriebswirtschaftlich vernünftige Leitplanken positionieren“, so Weller. Die Hersteller sollten sich dem Ziel des Kampfes gegen die „Rabattitis“ anschließen, appellierte er.
Trotz allem seien die Erwartungen der rund 40.800 Kfz-Meisterbetriebe von Zuversicht und wachsendem Optimismus getragen. Das „Licht am Ende des Tunnels“ basiere aber nicht nur auf dem hoffnungsvollen Start ins neue Autojahr und dem wachsenden Ersatzbedarf wegen eines extrem hohen Fahrzeugalters im Bestand (Privatautos: 8,3 Jahre, Bestand allgemein: 7,9 Jahre), sondern vor allem auch auf der besseren Konsumneigung, einem wachsenden Optimismus „im Land der Fußballweltmeisterschaft“ und einer anhaltenden Modelloffensive zu attraktiven Preisen. Weller gab sich zuversichtlich, dass der in Umfragen erkennbare Optimismus anhalte. Rund ein Drittel im Autohandel erwarte steigende Umsätze und baue nach dem starken Winter auf einen echten Autofrühling. Daran ändere auch das Februar-Ergebnis der Neuzulassungen mit leichten Einbußen nichts. Dem erwarteten Gesamtumsatz im Kraftfahrzeuggewerbe 2006 in Höhe von 128 Milliarden Euro liege zugrunde, dass der Erholungskurs im Gebrauchtwagenmarkt anhalte, Hersteller und Importeure ihre Einzelhandelsgeschäfte deutlich zurückführten und der Service sein hohes Niveau zumindest halten könne.
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