Conti-AS-Reifen: Ein Jahrzehnt rasanten Wachstums
Thorsten Bublitz, Geschäftsführer der CGS Deutschland GmbH, reklamiert die Erfolgsgeschichte des Agrarreifengeschäftes der Marke Continental nicht für sich, die Basis haben andere im Hause Continental Mitte der 90er Jahre gelegt. Man erinnere sich: Der Marktanteil der Traditionsmarke war kontinuierlich gesunken, notwendige Investitionen in Radialreifen waren unterlassen worden. Die Marke lag im Bereich Landwirtschaft am Boden und stand vor der Einstellung. Da verbündeten sich kaufmännische Argumentation und verkäuferischer Ehrgeiz Einzelner zu einer kaum noch zu erhoffenden Allianz, die ein Weiterbestehen der Sparte im Continental-Konzern ermöglichte und die Keimzelle bildete für die Erfolge, die das Team um Werner Flebbe und Bublitz heute einheimsen können.
Einerseits waren Produktionsanlagen abgeschrieben und ließ sich das zwar in die Jahre gekommene, aber immer noch von früherer Blüte profitierende Programm mit ordentlichen Deckungsbeiträgen durchaus verkaufen, andererseits war der verkäuferische Ehrgeiz im Vertrieb geweckt. „Da wurde um jeden einzelnen Reifen gekämpft“, erinnert Bublitz. Die weitere Geschichte ist bekannt: Zur Überraschung vieler berappelte sich die Landwirtschaftsreifenmarke und war schließlich wieder so wertvoll geworden, dass sie sich ein bis dato eher kleinerer Wettbewerber aus der Tschechischen Republik einverleiben konnte und dort sogar das Portfolio ideal ergänzte. Im Herbst 2004 kamen Conti-Landwirtschaftsreifen unter das Dach der CGS-Gruppe, die wiederum aus einem Umstrukturierungsprozess der Kautschukindustrie in dem Land, das inzwischen seinen Platz in der Europäischen Union gefunden hat, hervorgegangen war.
Zeit für eine Bilanz mag zwar nicht sein, dafür gibt die immer noch steil nach oben reichende Entwicklung von CGS gar keine Zeit, aber Zeit an eine etwa zehnjähige Erfolgsgeschichte zu erinnern, ist für Bublitz allemal.
Continental ist wieder eine Premiummarke und Mitas mehr als eine Ergänzung, sondern eine echte „Entwicklungsmarke“. Mittlerweile ist die CGS-Gruppe im Landwirtschaftsreifenbereich die Nummer 2 in Europa (hinter Michelin) und hat auch in Deutschland eine erhebliche Lücke zu den direkten Followern (Trelleborg/Pirelli, Goodyear/Fulda) aufgerissen. Dabei sind die CGS-Sorgen eher welche, um die sie andere beneiden könnten: Noch stärkeres Wachstum wird nämlich verhindert durch Kapazitätsengpässe, die denn auch Bublitz immer wieder ermahnen, zum „Einbremsen“ und „Konsolidieren“ – um seine Worte zu benutzen – in der eigenen Truppe aufzufordern.
Gewiss: Manchmal stand auch das „Glück“ in Form von Lieferengpässen der Michelin-Gruppe bei bedeutenden Großhändlern Pate, eine Lücke, in die man schnell zu schlüpfen verstand. Aber die auch aus der Not der mangelnden Verfügbarkeit von Radialreifen geborene Strategie eher behutsamer Eroberung von großen Erstausrüstungskunden (Thorsten Bublitz: „Step by step, einer nach dem anderen.“) war auch hilfreich, der Marke Continental wieder ein Image von Hochwertigkeit einzuhauchen.
Das ist gelungen, jetzt gilt es, die zweite Marke in der Gruppe „Mitas“ nach vorne zu bringen. Eine gewisse Qualitätsanmutung ist bereits da, in Osteuropa gelang auch der Einstieg in die Erstausrüstung, aber in Westeuropa mangelt es noch an Bekanntheit, in einigen europäischen Ersatzmärkten ist auch noch Nachholbedarf hinsichtlich der Vertriebsstrukturen. Insgesamt hat jedenfalls Mitas seinen Platz im Markt noch nicht überall gefunden.
Die klare und in Ländern wie Deutschland realisierte Mehr-Marken-Strategie, bei der die eine Marke von der anderen profitiert, ist dort noch nicht oder erst unzureichend umgesetzt. Barum, Euzkadi und seit einigen Wochen auch Semperit ergänzen das Markenportfolio. Wobei die Umbenennung von der bisherigen Agrarreifenmarke Uniroyal auf Semperit auch produktionsseitig inzwischen praktisch abgeschlossen ist und insgesamt viel weniger problembehaftet gewesen ist als zuvor befürchtet worden war, Bublitz: „Der Switch ist gelungen.“ Genaueres werde sich aber erst dieser Tage zeigen, wenn das Frühjahrsgeschäft läuft. Vorher haben regionale Stützpunkthändler Uniroyal vermarktet, jetzt eben Semperit. Bei den Händlern selbst sind keine Probleme zu erwarten und bei den Verbrauchern könnte sich deren ansonsten so langes Gedächtnis einmal positiv auswirken: Ist denn nicht Semperit auch eine Nutzfahrzeugreifenmarke?
Weiteres Wachstum ist vorgezeichnet, das bereits jetzt ganz überwiegend auf die Fertigung hochwertiger AS-Radialreifen ausgelegte Werk in Otrokovice wird weiter ausgebaut, um den Output der Premiummarke Continental zu erhöhen, aber auch um die Marke Mitas weiter voranzubringen. Ein neues Werk auf der grünen Wiese (dann vermutlich irgendwo im Osten Europas) oder die Übernahme einer bestehenden Fabrik (dann mit Ausbaupotenzial) sind immer noch Optionen, die offen gehalten werden.
Die Märkte in Europa werden einander immer ähnlicher, die Formel „Conti für West-, Mitas für Osteuropa“ wird ersetzt werden, vielleicht in „Conti für das Premiumsegment, Mitas für das optimale Preis-Leistungs-Verhältnis“. Aber wer will das schon sicher langfristig prognostizieren, vor zehn Jahren hätte auch noch keiner geahnt, wo Continental heute im Landwirtschaftsreifensektor stehen würde.
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