Arktische Extreme für Mensch und Maschine
Für Sportler gibt es heutzutage nicht mehr viele Veranstaltungen, die extreme, sportliche Herausforderung und Abenteuer zugleich sind. In diese Liga einzuordnen ist allerdings ohne Frage die Fulda Challenge, die in diesem Jahr bereits das sechste Mal in Folge im kanadischen Yukon Territory stattfindet und von den Sportlern, den Fahrzeugen und den Reifen Eigenschaften verlangt, die gleichfalls für den deutschen Reifenhersteller gelten sollen. Die Fulda Challenge hat sich während der vergangenen Jahre nicht nur zu einem sportlichen, sondern eben auch zu einem medialen Großereignis entwickelt, mit dem das Unternehmen seine Botschaften kommuniziert.
Sportlich gesehen wird von den zehn teilnehmenden Teams aus Deutschland, Großbritannien, Österreich, Belgien, Holland, Polen und Kanada einiges verlangt. Ob beim Halbmarathon, beim Hundeschlitten-Rennen, beim Biathlon, beim Mountain-Biking oder beim Kayak-Downhill-Rennen – die 20 Sportler kämpfen dabei um Punkte für die Einzel- und für die Teamwertung, um sich am Ende Gold und einen beträchtlichen Bargewinn in Höhe von 3.000 Dollar für die beste Frau sowie den besten Mann zu sichern. Wer am Ende des arktischen Zehnkampfes im bis zu minus 30 Grad kalten Yukon Territory die Nase vorn hatte, entschied sich erst am allerletzten Wettkampftag bei einem anspruchsvollen Berglauf entlang des Dempster Highways vor eindrucksvoller Kulisse. Bei der Siegerehrung in Dawson City, der alten Goldgräberstadt am Zusammenfluss von Yukon und Klondike, standen die Belgierin Liesbeth Buytaert und Martin Hollerbach vom Team Deutschland Lowa auf dem Treppchen, unterstützt von einem der Ausstatter. Beide gewannen jeweils 3.000 Kanadische Dollar. Als Team gewann ebenfalls Deutschland Lowa, bestehend aus Martin Hollerbach und Heike Möller, die zufällig aus Fulda stammt.
Während die diesjährigen Sieger der Fulda Challenge durchweg Allround-Sportler mit zahllosen Talenten sind, lebt die Veranstaltung heute mehr denn je auch von den beiden Prominenten-Teams mit Musiker Joey Kelly und Kanutin Birgit Fischer sowie Boxer Sven Ottke und Weitspringerin Heike Drechsler. Für den Iron-Man-Rekordhalter Kelly (acht absolvierte Wettkämpfe in einem Jahr) etwa, dessen sportliche Interessen von seiner Leidenschaft für das Extreme und Außergewöhnliche gelenkt werden, ist die Fulda Challenge eine Erfahrung mit Fortsetzungspotential – er nahm bereits im vergangenen Jahr teil. Auf der Suche nach einer starken Challenge-Partnerin für das Jahr 2006 fiel die Wahl auf Birgit Fischer, u.a. 27-fache Weltmeisterin ihrer Spezialdisziplin Kanurennen und erfolgreichste deutsche Olympionikin aller Zeiten. Beide Sportler konnten allerdings nie in den Kampf um den Titel eingreifen und mussten den anderen Ausdauer- und Allroundexperten das Feld überlassen. Sportlich ebenfalls dem olympischen Prinzip verpflichtet, dafür aber mit großer Begeisterung dabei, waren Weitspringerin Heike Drechsler, die im Mai letzten Jahres offiziell das Ende ihrer aktiven Karriere bekannt gab, sowie Box-Champion Sven Ottke (vielfacher Weltmeister).
Für den Begründer der Fulda Challenge, Bernd J. Hoffmann, ist die Teilnahme der beiden Prominententeams besonders wichtig, hebt sie doch das öffentliche und mediale Interesse am arktischen Zehnkampf im Yukon Territory stark an. Auch früher haben bereits Spitzensportler an der Fulda Challenge teilgenommen. Dass sie sich nun allerdings dem Wettbewerb stellen ist neu; bisher waren sie vielmehr als Coach mit dabei. Der Marketingexperte Hoffmann weiß um die Bedeutung der Promis, zu denen auch Rallyeweltmeisterin Isolde Holderied und Ex-Formel-1-Pilot Hans-Joachim Stuck gehören, die von den Medien „stark in Szene gesetzt werden“. Wenn Boxer Sven Ottke vom Hundeschlitten fällt und seine Beine in die Hand nehmen muss, um das Gespann wieder einzufangen, findet das im Vermischten in Tageszeitungen, Zeitschriften und natürlich im Fernsehen eher Erwähnung als wenn einem eigentlich unbekannten Teilnehmer das selbe Missgeschick passiert. Prominente Sportler erhöhen den „Bekanntheitsgrad einer solchen Veranstaltung“, die sich jetzt nach sechs Jahren weitestgehend als etabliert betrachten darf.
Aber nicht nur die Teilnehmer und das sportliche Ereignis sorgen dafür, dass über die Fulda Challenge in Wort und Bild berichtet wird, so Hoffmann. Sondern auch die Destination, also das Reiseziel Yukon, stelle für die Veranstaltung eine der Erfolgssäulen dar. Im Yukon Territory, mit einer Fläche von 486.450 km² etwa ein Drittel größer als Deutschland, leben nur etwa 30.000 Menschen, 24.000 davon allein in der Hauptstadt Whitehorse. Ungeachtet seiner riesigen Ausdehnung und seiner geringen Bevölkerungsdichte ist der überwiegende Teil von Yukon über ein 4.600 Kilometer langes Straßennetz erreichbar, das einige der spektakulärsten und außergewöhnlichsten Routen der Welt umfasst. Der Dempster Highway etwa, die einzige öffentliche Straße in Kanada, die den Polarkreis kreuzt, ist eine atemberaubende Strecke durch die arktische Tundra, während der Klondike Highway im Wesentlichen die Route entlang führt, die einst die Goldsucher genommen haben, um ihr Glück in Dawson City zu suchen. Von allem, was Yukon zu einem derart spannenden und exotischen Abenteuer macht, ist die Vielfalt der dort beheimateten Tiere vielleicht am beeindruckendsten. Bei einer Bevölkerung von gerade einmal 30.000 Menschen beherbergt Yukon 50.000 Elche, 185.000 Karibus, 10.000 Grizzly-Bären.
Trotz der zurückgelegten rund 2.000 Kilometer auf den verschiedenen Highways zwischen Whitehorse, Watson Lake und Dawson City fanden Begegnungen zwischen Mensch und Tier beinahe nicht statt – ein einziger Teilnehmer will ein Karibu gesehen haben, ein anderer einen Wolf. Das Yukon Territory verspricht also als Reiseziel und Veranstaltungsort die ideale Kulisse für eine sportliche Extremveranstaltung wie die Fulda Challenge, ist sich Bernd J. Hoffmann sicher, der nach seinem Ausscheiden als Geschäftsführer bei Fulda im vergangenen Dezember als Berater für den Reifenhersteller tätig ist.
Angst davor, dass sich die Veranstaltung als extremes, arktisches Abenteuer irgendwann einmal verschleißen könnte, müsse man nicht haben, so Hoffmann. Im Gegenteil. Die Veranstaltung gewinne sogar jedes Jahr an Popularität, was sich bereits an der hohen Zahl an Bewerbern ablesen lasse. Dafür tun die Verantwortlichen allerdings auch einiges, damit das Interesse der Medien nicht erlahmt. So werden nicht nur neue (Fun-)Sportarten wie etwa das Kayak-Downhill-Rennen eingeführt, sondern der Kurs, den der Tross mit den insgesamt 30 Fahrzeugen nimmt, wird ebenfalls variiert. So standen bei der Fulda Challenge 2006 erstmals der Robert Campbell Highway sowie der Besuch des kleinen, aber weltweit berühmten Ortes Watson Lake auf dem Reiseplan. Berühmt geworden ist Watson Lake durch seinen „Schilderwald“.
Der Schilderwald an der Kreuzung des Alaska Highways mit dem Robert Campbell Highway ist die bekannteste Attraktion von Watson Lake. So berühmt, dass er vielfach nachgeahmt wird. Den Anstoß zu der heute weit über 50.000 Schilder umfassenden Sammlung wurde Anfang der 1940er Jahre von Arbeitern gegeben, die damals den Alaska Highway bauten und an Heimweh litten. Sie befestigten daher Schilder, die in Richtung ihrer Heimatorte wiesen, und eines, auf dem geschrieben stand, wie viele Meilen es bis dorthin sind.
Andere folgten dem Beispiel – und tun dies bis heute. Jährlich wächst der Signpost Forest um bis zu 4.000 Schilder, die Reisende und Touristen aus aller Welt mitbringen und an dort aufgestellte Pfähle nageln. Auch die Fulda-Crew um Bernd J. Hoffmann und Marketingleiter Helge Jost nutzte die Gelegenheit durch die Anbringung eines speziell dafür angefertigten Schildes unter Anwesenheit von hochrangigen Vertretern der Lokalpolitik; selbst Elaine Taylor, Ministerin für Tourismus und Kultur im Yukon Territory, nahm an der kleinen Zeremonie teil. Das Territorium ist im Übrigen Sponsor der Veranstaltung.
Auch die Kosten der Veranstaltung seien nebensächlich, betrachte man gleichzeitig den Return-on-Investment. Laut Marketingexperte Bernd J. Hoffmann sei die Fulda Challenge eine Investition, die ihren Aufwand 15 bis 20 Mal wieder einspiele, wenn man die Berichterstattung bewerte. Dies sei medienwissenschaftlich belegbar. Es finde aber nicht nur eine Kommunikation mit potenziellen Kunden statt, indem über die Veranstaltung berichtet wird, sondern die Qualität der Kontakte sei darüber hinaus durchweg positiv und etabliere die Marke und den Markennamen. „Im Hinblick auf die Marke speichert sich etwas sehr Positives ab“, sagt Hoffmann. Fulda als Reifenmarke, die im Übrigen in Kanada wie auch in den USA kaum vertrieben wird, werde auf eine positive Art bekannter. Und die Markenbekanntheit entscheide im Zweifel über den Kauf eines Reifens, betont Hoffmann.
Gerade in diesem Zusammenhang sind die Schnittstellen zwischen den Produkten aus Fulda und der Veranstaltung im Yukon Territory offensichtlich. Die erste Schnittstelle ist der Winter und die Winterperformance. Die nächste Schnittstelle sind die großen SUVs von Toyota (Sponsor der Veranstaltung), für die der Reifenhersteller ebenfalls Produkte parat hält, wie etwa den „Fulda Tramp 4×4 Yukon“ oder den „Fulda 4×4 Road“, der seit dem vergangenen Jahr in Deutschland zu haben ist. Der Dreiklang „Winter – Offroad – Reifen“ gehört also fest zur Fulda Challenge hinzu und lässt sich über das arktische Extremabenteuer gut transportieren.
Über die Zukunft der Fulda Challenge müsse man sich ebenfalls keine Sorgen machen, ist Hoffmann überzeugt. Jetzt sei die „Zeit des Melkens“ gekommen, nachdem die Veranstaltung bereits im sechsten Jahr in Folge stattfindet und somit als durchaus etabliert betrachtet werden darf. „Ich bin sicher, dass die Veranstaltung fortgeführt wird“, selbst ohne „Mr. Fulda Challenge“ an der Spitze des Reifenherstellers. „Ich fände es dumm, die Veranstaltung abzusetzen“, nun, da sie ihr eigener und bester Markenbotschafter geworden ist und eine große Anziehungskraft auf Teilnehmer und natürlich auf Sponsoren ausübt.
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