Trifft Bridgestone Schuld an Ferraris Debakel?
„Der Titel rückt immer weiter in die Ferne“, sagte Michael Schumacher nach dem Grand Prix von Spanien. „Wir müssen akzeptieren, dass unsere Gegner im ersten Teil der Meisterschaft stärker sind als wir“, meinte sein Teamchef Jean Todt, so die Financial Times Deutschland. Zwar fügten beide noch ein paar kämpferische Worte vom Nicht-Aufgeben und Nicht-den-Mut-Verlieren hinzu, doch seit Barcelona ahnt man, dass sich Ferraris Formtief zum Langzeitproblem entwickeln könnte; die Schumacher-Festspiele seien jedenfalls passé. Und der Grund dafür seien die Reifen von Bridgestone, kommentiert die Zeitung weiter. Die Japaner hätten bisher das Problem gehabt, dass ihr Gummi entweder sehr schnell oder sehr ausdauernd war, selten aber beides gleichzeitig. Auf dem aggressiven Asphalt von Barcelona nun waren die Bridgestone-Reifen weder das eine noch das andere. Michael Schumacher war viel zu langsam im Qualifying, um von vorne starten zu können, und trotzdem hielten seine Reifen nicht durch.
„Die erste schnelle Runde ist unser Hauptproblem“, gestand Hirohide Hamashima, der Entwicklungschef von Bridgestone. Den Rückstand auf Michelin sieht er darin begründet, dass der konkurrierende Reifenlieferant mehr Formel-1-Partnerteams und damit wesentlich mehr Daten für die Entwicklung zur Verfügung habe. „Im Winter waren Michelin-Teams oft mit drei Autos unterwegs, Ferrari nur mit einem“, sagte Hamashima. „Deshalb konnten wir auf die Regeländerung, nach der nur noch ein einziger Reifensatz pro Rennen erlaubt ist, nicht so schnell reagieren“, schreibt die Financial Times weiter. Der Bridgestone-Chef stellt klare Forderungen an Ferrari. „Wir müssen unser Konzept ändern. Wir müssen mehr testen und dabei nicht auf Kilometer achten.“
Die Probleme in der Partnerschaft Ferrari-Bridgestone seien freilich hausgemacht. Bridgestone ist nicht nur Lieferant, sondern auch Sponsor des Teams, und zahlt jährlich 25 Millionen US-Dollar in die Ferrari-Kassen. Dafür erwarte man Exklusivität. „Bridgestone produziert einen reinen Ferrari-Reifen, genau besehen einen reinen Michael-Schumacher-Reifen, maßgeschneidert auf seinen Fahrstil“, beklagte sich letztes Jahr Teamchef Peter Sauber, der seine Motoren aus dem italienischen Maranello bezog, mit den Reifen aber unzufrieden war. Anfang der Saison 2005 wechselte er, wie zuvor schon BAR-Honda, zu Michelin.
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