Sibur gliedert Reifensparte zum Herbst aus
Was in der Öffentlichkeit bisher lediglich als Plan bekannt war, hat der russische Sibur-Konzern nun auch offiziell bestätigt: Die gesamten Reifenaktivitäten des Unternehmens werden unternehmensrechtlich in den Aufgabenbereich der Tochtergesellschaft Sibur-Russian Tires überführt. Die Reorganisation des Reifengeschäfts soll bis zum Herbst dieses Jahres abgeschlossen sein. Die 2002 gegründete Tochtergesellschaft Sibur-Russian Tires mit Sitz in Moskau war offiziell bisher nur für den Vertrieb und das Marketing zuständig. Russische Medien spekulieren allerdings gleichzeitig, dass die Mehrheitsanteile an Sibur-Russian Tires eventuell aus der Hand gegeben werden könnten – eventuell an einen westlichen Investor?
Bis zum Herbst 2005 sollen die Anteile, die der Sibur-Konzern an seinen vier Reifenfabriken in Yaroslavl’, Omsk, Ekaterinburg und Volzhski hält, an Sibur-Russian Tires übertragen. Der Chemiekonzern Sibur, der zum russischen Gasgiganten Gazprom gehört (hält rund 90 %), wird somit sein Reifengeschäft komplett ausgliedern, was auch die finanziellen Ströme einschließt. Wie die russische Wirtschaftszeitung Kommersant meldet, werde das Reifengeschäft in eine einheitliche Struktur überführt, um ein für notwendig befundenes Engagement auswärtiger Investoren zu erleichtern. In der Zeit von 2004 bis 2008 sollen rund 350 Millionen US-Dollar in die Weiterentwicklung der Reifensparte investiert werden, wie Vertreter des Unternehmens gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG kürzlich erklärten. Kommersant spekuliert sogar darüber, Sibur könnte seine Mehrheitsanteile an den vier Reifenwerken sogar komplett einem auswärtigen Investoren übertragen, der sich an Sibur-Russian Tires beteiligen könnte.
Sibur-Russian Tires wurde 2002 gegründet und gehört zu 100 Prozent dem Sibur-Konzern. Das Unternehmen fungiert derzeit als Generalhändler für Sibur-Reifen, kümmert sich um das Vertriebsnetzwerk in Russland sowie um die Marketingpolitik auf dem heimischen Reifenmarkt. Sibur hält über 76 Prozent an der Yaroslavsky Tire Works, etwa 83 Prozent an der Omsky Tire Works, 100 Prozent an der Uralsky Tire Works (Ekaterinburg) und über 82 Prozent an der Volzhsky Tire Works. Im vergangenen Jahr wurden in den vier Fabriken über 15,1 Millionen Reifen hergestellt, darunter 6,5 Millionen Pkw-Reifen.
Erst im Februar dieses Jahres hatte Sibur angekündigt, einen Teil seiner Schulden beim Mutterkonzern zu kapitalisieren, indem Firmenanteile – darunter auch 100 Prozent an Sibur-Russian Tires sowie die jeweiligen Anteile an den Reifenfabriken – in eine neu zu gründende Gazprom-Tochter überführt werden sollten. Die jüngste Ankündigung allerdings, so Kommersant weiter, sei so zu verstehen, dass das Reifengeschäft komplett aus dem Gazprom-Konzern ausgegliedert werden könnte, ließe sich ein entsprechender Investor für Sibur-Russian Tires finden. Das Unternehmen (Sibur-Russian Tires) würde dann als neue Reifen-Holding firmieren, die das komplette Reifengeschäft unter sich vereint.
Sobald im Herbst der Umbau des Reifengeschäfts abgeschlossen ist, wird Andrei Brodovich, derzeit als CEO verantwortlich für die Reifensparte des Sibur-Konzerns, die neue Reifen-Holding leiten. Das neue Unternehmen werde volle Entscheidungsbefugnisse über das Reifengeschäft haben, was Produktion, Marketing, Preispolitik und Vertrieb mit einschließe.
Laut Dmitry Konov, Senior Vice President bei Sibur, sei man darauf vorbereitet, die neue Reifen-Holding bis zum dritten Quartal des Jahres auf den Weg zu bringen: „Wir sind entschlossen das Reifengeschäft wirklich von anderen Aktivitäten zu isolieren, da es grundsätzlich eine andere Struktur und eine andere Ökonomie hat.“ Darüber hinaus sei es „lebenswichtig, Profit Center der Reifenproduktion zusammenzufassen. Dann werden wir auch in der Lage sein, einen auswärtigen Investor anzuziehen, um das Geschäft weiter in diese Richtung entwickeln zu können. Bereits jetzt ist diese Notwendigkeit offensichtlich.“
Vor nicht allzu langer Zeit haben Gespräche zwischen Sibur und Michelin über den Verkauf eines Teils des Reifengeschäfts stattgefunden, allerdings ohne Ergebnis. Gegenwärtig führe Sibur keine Gespräche mit einem potenziellen Käufer, obwohl Sibur „zum Thema beraten wird“, wie Dmitry Konov gegenüber Kommersant erklärt.
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