Hat der Reifenfachhandel noch eine Zukunft?
Der Ersatzmarkt für Pkw-Komponenten ist ein Milliardengeschäft: Nach Berechnungen der Kölner BBE-Unternehmensberatung beläuft sich das entsprechende Marktvolumen in Deutschland auf insgesamt rund 26,17 Milliarden Euro. Gut ein Drittel davon entfällt auf Lohnleistungen, der Rest auf Material, gegliedert in die Hauptproduktgruppen Ersatz- und Verschleißteile, Zubehör, Autochemie und Neureifen. Bei einem Marktvolumen der letztgenannten Produktgruppe von rund 2,52 Milliarden Euro (Material und Lohn) wird jeder zehnte Euro im Pkw-Aftermarket mit dem Neureifengeschäft verdient. „Kein Wunder, dass zunehmend mehr Marktteilnehmer Appetit auf ein Stück ‚Umsatzkuchen’ aus diesem Marktsegment verspüren“, heißt es angesichts dessen vonseiten des Bundesverbandes Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e.V. (BRV). Dadurch – so der Branchenverband – sähen sich die Unternehmen des spezialisierten Reifenfachhandels und -handwerks in den vergangenen Jahren in ihrem traditionellen Kerngeschäft einem immer stärkeren Wettbewerb durch konkurrierende Be- und Vertriebsformen wie Werkstätten, Fachmärkte oder Internetanbieter ausgesetzt.
Grund genug für den BRV, bei der BBE-Unternehmensberatung unter dem Titel „Quo vadis, Reifenfachhandel?“ eine Studie den Status quo und die Zukunftsperspektiven des Reifenfachhandels betreffend in Auftrag zu geben, deren Ergebnisse nun vorliegen. Hierfür wurden 500 Pkw-Fahrer telefonisch zum Thema Reifenkauf befragt, zudem führten die BBE-Berater in 60 Betrieben der Branche Expertengespräche zur Zukunft des Reifenverkaufs durch. „Der Reifenfachhandel ist weit davon entfernt, zur aussterbenden Spezies zu werden“, so resümiert Dr. Ralf Deckers, Senior Consultant der BBE und verantwortlich für die Zukunftsstudie, „aber er muss die Wachstumsherausforderung annehmen und sich in seinem von zunehmendem Wettbewerb durch neue Konkurrenten geprägten Umfeld behaupten. Und das heißt: Chancen und Risiken des Marktes erkennen, Stärken und Schwächen des eigenen Unternehmens gezielt analysieren und darauf aufbauend Strategien entwickeln, um das Kerngeschäft zu verteidigen und zudem neue Geschäftsfelder in Schwung zu bringen!“
Obwohl beispielsweise die Bereitschaft zum Kauf von Reifen über das Internet bislang noch eher begrenzt ist – lediglich neun Prozent der befragten Pkw-Fahrer könne sich vorstellen, Reifen über das Internet zu kaufen, nur ein Prozent der Umfrageteilnehmer hat diesen Distributionskanal beim letzten Reifenkauf tatsächlich genutzt –, zeigt die Studie, dass jüngere Pkw-Fahrer besser über Onlinereifenanbieter informiert sind als ältere und die Kaufbereitschaft via Web tendenziell steigt, je jünger der Pkw-Fahrer ist. Kompromisslos ablehnende Skepsis gegenüber dem Internethandel sei also fehl am Platze, denn – so unterstreicht Berater Deckers – „jüngere Fahrer bergen Potenzial!“ Dass auch ein so erklärungs- und dienstleistungsbedürftiges Produkt wie Pkw-Reifen ernst zu nehmende Absatzchancen im World Wide Web habe, belege nicht zuletzt die rasante Umsatzentwicklung einiger Reifenonlineshops. „Auch wenn man hierbei einschränkend hinzufügen muss, dass der größte Teil der Umsätze bisher im Business-to-business-Bereich und nicht im Geschäft mit dem Endverbraucher getätigt wurde“, heißt es weiter in der Studie.
„Die altbekannte Volksweisheit ‚nicht die großen Fische fressen die kleinen, sondern die schnellen die langsamen’ gilt auch für das Reifenersatzgeschäft“, ist Peter Hülzer, BRV-Geschäftsführer überzeugt. „Wir alle leben in einer Zeit der schnellen und radikalen Veränderungen, Beständigkeit scheint ein Begriff aus längst vergangenen Tagen zu sein. Daraus folgt ein hohes Maß an zunehmender persönlicher Unsicherheit und – speziell auch in unserer Branche – unternehmerischer Perspektivlosigkeit. Doch gerade die gilt es dadurch zu bekämpfen, dass wir uns auf den Wandel einstellen und neue Perspektiven erschließen. Den entscheidenden Wettbewerbsvorteil werden hierbei diejenigen haben, denen dies schneller gelingt als der Konkurrenz – egal, aus welcher Distributionsschiene“, ergänzt Hülzer, der gleichzeitig damit auch Nichtmitgliedern die Studie „Quo vadis, Reifenfachhandel?“ ans Herz legen will. Denn die untersuche eine Reihe wichtiger Fragen wie zum Beispiel, welche Betriebstypenmodelle im Reifenfachhandel Zukunft haben oder in welchen Geschäftsfeldern die Branche künftig ihre Erträge erwirtschaften wird. Eingegangen wird in dem Werk zudem auf die zukünftige technische Entwicklung in puncto Reifen, Räder, Fahrwerk und welche Konsequenzen sich daraus für den Reifenhandel ergeben. Natürlich geht es darin außerdem um den Vertrieb von Reifen und Rädern im Internet: Wie wird er sich weiterentwickeln? Mehr zu den Inhalten der Studie, dem Umfang und deren Preis erhalten Interessenten in der BRV-Geschäftsstelle: Franz-Lohe-Straße 19, 53129 Bonn, Telefon 0228/28994-70, Fax 0228/28994-77, E-Mail info@bundesverband-reifenhandel.de.
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