Lange Zahlungsziele für Viborg
Die Reifenhandelskette Viborg fordert jetzt grundsätzlich von allen Lieferanten, wie Unterlagen kleinerer Firmen belegen, ein Mindestzahlungsziel von 90 Tagen. Wer sich dem nicht unterwirft, wird sofort aus dem Lieferantenkreis gestrichen. Viborgs Anspruch generell geht dahin, unter Zugrundelegung des hohen Abnahmevolumens den niedrigsten Preis überhaupt sowie eine zusätzliche Zentralvergütung von zehn Prozent von den wichtigsten Lieferanten zu bekommen. Viel Lärm im Markt. Aber auch berechtigt? Ein Zahlungsziel jedenfalls der großen Reifenhersteller für Großkunden zwischen 90 bis 120 Tagen mag durchgängig nicht gewährt werden, es ist aber so ungewöhnlich im Reifenhandel in zurückliegenden Jahren auch wieder nicht gewesen. Wie aus durchaus zuverlässigen Kreisen berichtet wird, hatte zum Beispiel die Firma Gummi-Mayer von den großen Lieferanten Michelin und Dunlop ein Zahlungsziel von 180 Tagen, das im Sommer eines fast jeden Jahres dann nochmals um weitere 30 Tage verlängert werden musste. Ein Zahlungsziel in diesem Rahmen hat – jedenfalls noch bis vor einiger Zeit, die aktuellen Absprachen sind nicht bekannt – zum Beispiel auch die zweitgrößte Reifenhändler-Kooperation Deutschlands mit dem Lieferanten Pirelli vereinbart. Man kann einem Marktteilnehmer mit Nachfragemacht nicht verdenken, wenn er versucht, diese Nachfragemacht optimal für sich zu nutzen. Wer zu diesen verlangten Konditionen nicht mehr gewinnbringend liefern kann, muss die Geschäftsbeziehung tatsächlich beenden. Reifenhändler sind derzeit stärker als zuvor gezwungen, sich möglichst weitgehend über Lieferanten zu finanzieren, weil das neue Rating-Verfahren die Zurverfügungstellung von Bankkrediten nicht einfacher macht. Die schon lange bekannten und gut gepflegten Gerüchte, die Viborg-Gruppe gehörte zu Michelin, haben trotz vielfacher Wiederholungen keine neue Nahrung bekommen, erst recht gibt es keine Beweise dafür. Richtig ist nur, dass die Michelin-Gruppe mit Abstand bedeutendster Lieferant bei Viborg ist und allein schon wegen des hohen Lieferanteils und des damit verbundenen notwendigerweise hohen Kreditrahmens bei Viborg auch Einfluss ausüben kann. Wie zu hören war, soll Pirelli nicht mehr so zufrieden wie früher mit der Geschäftsbeziehung sein, was vielleicht auf übersteigerte Preisvorstellungen der Handelsfirma zurückzuführen ist. Weder der Bridgestone- noch der Continental-Konzern halten derzeit bei Viborg bedeutendere Lieferanteile, sondern Viborg vermarktet nur die nicht umzupolende Nachfrage. Nach Berichten gut informierter Marktkenner soll Viborg in Deutschland im laufenden Jahr erheblich weniger große Lkw-Reifen als im Vorjahr abgesetzt haben, gleichzeitig aber ist der Anteil von Michelin-Lkw-Reifen bei Viborg weiter nach oben gegangen. Der Rückgang ist darin begründet, dass sowohl Bridgestone wie Continental gut im Geschäft mit Flotten sind und eigentlich wegen der schwachen Geschäftsbeziehung mit Viborg auch kein Interesse daran haben, diese Geschäfte mit Viborg weiter zu pflegen. So haben die Betriebe der Kooperation Team in vielen Fällen davon profitieren können. Viborg ist übrigens auch der größte Bandag-Lizenznehmer in Europa mit großen Fabrikationsstätten in den neuen Bundesländern.
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