Mr. Aluminiumrad Jens Klausdeinken – die NRZ besuchte den Wirbelwind an seinem Schreibtisch

JKD – diese Buchstaben sind Programm. Zumindest in der Felgenbranche. Sie stehen für den Namen Jens Klausdeinken. Ein Mann wie ein Offroadreifen auf einer unverwüstlichen Stahlfelge. Mehr als 40 Jahre ist er in der Branche. Hat den Fahrstuhl rauf und auch runter genommen. Die NEUE REIFENZEITUNG besuchte den 69 Jahre alten Macher an seinem Schreibtisch in Niederzissen.

Jens Klausdeinken sitzt im graukarierten Hemd an seinem Schreibtisch. Genauer gesagt an drei aneinandergestellten Eichentischen. Er braucht Platz. Viel Platz. Es stapeln sich links und rechts Papierhaufen. Vor ihm stehen drei Bildschirme. Auf ihnen ist im Off-Modus ein Foto eines blonden lockigen Jungen zu sehen. „Das ist Clemens, und er ist heute der Mittelpunkt meines Lebens“, sagt Klausdeinken. Clemens ist zwölf Jahre alt, und es ist sein Kind mit seiner zweiten Frau Anne. „Ich versuche an ihm sehr viel gutzumachen, was ich bei meinen ersten beiden Söhnen leider verpasst habe.“ Was er damit meint: „Ich hatte keine Zeit für meine heute 48 und 42 Jahre alten Jungs, ich war immer unterwegs.“ Das ist heute anders: Er ist Elternsprecher in der Schule, war es auch schon im Kindergarten. Jeden Abend, wenn Ehefrau und Sohn schlafen, sitzt er im Keller und schreibt Tagebuch für Clemens. Zwölf dicke rote Bildbände gibt es schon. Jeweils mit gold geprägtem Namen und Jahreszahl.

JKD setzt auf Weinflaschen und Kaffeebecher anstatt Visitenkarten

JKD setzt auf Weinflaschen und Kaffeebecher anstatt Visitenkarten

JKD ist ein Mann, der sich hochgearbeitet hat. Nach einer nicht ganz einfachen Kindheit und der Ausbildung zum Industriekaufmann ging er zur Bundeswehr. Das war 1966.  „Ich hatte einen Offizier, an dem habe ich hochgeguckt, für den habe ich Leistung gezeigt.“ Sieben Jahre später hatte er ein Studium der Betriebswirtschaft absolviert und auch einen Titel als Diplom Volkswirt in der Tasche und wurde dann auch Kriegsdienstverweigerer.

Geld hat damals keine Rolle gespielt

1974 stieg er bei Kleber Reifen in Mettmann ein. Hier wurde er Verwaltungsleiter. Geld habe damals keine Rolle gespielt. „Wir wurden alle vernünftig ausgebildet, nicht nur in Mettmann, sondern auch bei Michelin in Frankreich und in ganz Europa.“ Seine Wegbegleiter von damals waren später bekannte Branchengrößen wie Dietmar Hüschler (später Toyo Reifen), oder Jürgen Petsch (später Semperit). 1977 habe er bemerkt, „was für Geld im Reifenhandel verdient wurde“. Klausdeinken wechselte als Assistent zu Heinz W. Vogel. Er betreute acht Niederlassungen und zusätzlich leitete er ab 1978 dann drei Betriebe als Geschäftsführer bei Krings in Erkelenz. Am Schreibtisch habe er dort zwar auch gesessen, „lieber war ich aber im Blaumann in der Montage und somit direkt am Kunden und damit an vorderster Verkaufsfront“. 1978 habe er auch angefangen Remotec-Räder zu verkaufen. Als 1982 Vogel an Goodyear und Krings an Bridgestone verkauft wurde, ging Klausdeinken als Geschäftsführer zu der Meyer Alurad KG mit den Marken Fondmetal und Enkei.

Der umtriebige Mann war ab diesem Zeitpunkt nur noch unterwegs. „Ich habe mehr in Hotels gewohnt, als zuhause“, sagt er. Die Wände seines Büros in der Eifel sind auch mit Fotos dieser Zeit geziert: Porsche Cup, Formel 1, DTM Rennen, Offroad-Cups, Langstreckenpokal. Dazu etliche Messen. „Und da haben wir noch richtig Geschäfte gemacht. Abends bis 19 Uhr auf der Messe, dann Party bis 4 Uhr und dann um 9 Uhr wieder auf dem Stand. Zehn Tage am Stück“, erinnert sich Klausdeinken wohl auch gerne an die Zeit. Es war aber nicht nur eine Zeit geprägt von richtig viel Spaß, sondern auch vom Geldverdienen. „Wir haben damals Felgen für wenig Geld aus Asien importiert und mit dicken Aufschlägen an die Händler verkauft.“

“Ich habe bittere Pillen schlucken müssen”

In seiner Karriere durchlief er die verschiedensten Aluminiumradstationen. Von Fondmetal wechselte er 1989 für fünf Jahre zu RH Alurad als Marketingdirektor und wurde auch Verkaufsleiter bei Artec. 1993 ging er wieder zu Fondmetal. Diesmal als geschäftsführender Gesellschafter. „Da habe ich dann eine bittere Pille schlucken müssen. Das Unternehmen ging in die Insolvenz, und durch persönliche Bürgschaften habe ich viel Geld verloren“, so Klausdeinken. Als er sich wieder berappelt hatte, stand er wieder an vorderster Verkaufsfront bei Artec. 2006 bis 2010 war er Aufsichtsratsmitglied und Direktor Vertrieb bei der Xtra Wheels AG, um dann doch wieder Verkaufsleiter bei Artec zu werden.

Auch das Teeservice ist auf dem Schreibtisch des Räderexperten zu finden. Er hat es von einem chinesischen Geschäftspartner geschenkt bekommen

Auch das Teeservice ist auf dem Schreibtisch des Räderexperten zu finden. Er hat es von einem chinesischen Geschäftspartner  mit dem deutschen Namen Klaus Lu geschenkt bekommen

Seit 2014 ist Klausdeinken Rentner und „macht ein bisschen in Diewe Wheels“. Das heißt: Er arbeitet nur noch zehn Stunden am Tag. Ist nur noch viermal die Woche unterwegs, versucht höchstens einmal in der Woche auswärts zu schlafen. Etwa 400 Kunden aus Deutschland und den Niederlanden werden von ihm betreut. „Ich versuche, jeden Kunden zweimal im Jahr zu besuchen. Du musst als Verkäufer den Kontakt halten. Es geht dann nicht um Räder, sondern um Dinge, die die einzelnen Kunden bewegen.“ JKD weiß genau, was seine Kunden umtreibt, ob die Tochter geheiratet hat oder der Sohn den Betrieb nicht übernehmen will und die Oma Husten hat.

Geschäftszeiten von 8 bis 22 Uhr 

Auf seinem Schreibtisch stehen auch einige Kaffeebecher. Die verteilt er anstatt Visitenkarten an seine Kunden. Auf ihnen sind Felgen zu sehen, sein Name und seine Telefonnummer damit die Kunden täglich an mich erinnert werden. Ein weiteres Werbegeschenk von ihm: Rot- und Weißwein. Natürlich mit Namen und Telefonnummer drauf. Zudem zu sehen die Geschäftszeiten: Außer Sonn- und Feiertags täglich von 8 bis 22 Uhr und die Warnung: „Es können leichte Spuren von Rotweingenuss zu hören sein“. Seine Kunden nutzen das Angebot: „Ich bekomme oft spät abends noch Anrufe, dann haben die Händler Zeit um nach alten Gutachten oder ABEs zu fragen.“

christineschoenfeld@reifenpresse.de

 

 

 

 

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