Spektakuläres und Konventionelles bei Mitas
Die tschechische Mitas a.s. (Prag), Mitglied der CGS Holding Group, stellt Industrie-, Motorrad-, selbst Flugzeugreifen her, ist aber vor allem als Produzent der beiden Eigenmarken Mitas und Cultor sowie in Lizenz (vorläufig bis 2019) der Marke Continental im Landwirtschaftsreifensegment – repräsentiert ca. 70 Prozent aller Mitas-Umsätze – einer der ganz großen Marktteilnehmer mit fünf Fabriken (drei in Tschechien, je eine in Serbien und den USA). Im Bereich der Agrarreifen ist Mitas in den letzten Jahren zu einem anerkannten Entwicklungspartner führender Fahrzeughersteller (OEMs) wie John Deere, AGCO/Fendt oder Case New Holland geworden.
Im Jahre 2013 haben zum Beispiel AGCO oder der italienische Traktorspezialist Carraro Agritalia die Qualität des Zulieferers gewürdigt. Und erst unlängst hat Krone Mitas mit einem Lieferantenaward in der Kategorie „Reifen“ bedacht. Das tschechische Unternehmen habe den Award in einem harten Wettbewerbsumfeld gewonnen, hieß es dazu vonseiten des Reifenherstellers. „Es ist für Mitas ein großer Erfolg, die hohe Qualität unserer Produkte und dazugehöriger Dienstleistungen entsprechend anerkannt zu bekommen“, kommentierte Gerhard Schulterobben, Vertriebsdirektor Deutschland für Mitas.
Man sei immer bestrebt, neueste Innovationen zu entwickeln und auf den Markt zu bringen, erklärte Hans-Ulrich Klose, Automotive Engineering & Product Management, gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG auf der Agritechnica und verwies auf das spektakulärste Ausstellungsstück auf dem Messestand: den „PneuTrac“.
Revolution im Reifendesign
Vor etwa zwei Jahren, berichtet Klose, sei man auf die Idee gekommen, die jeweiligen Vorteile von Gummibandlaufwerken und Luftreifen in einem Produkt zu bündeln, viel Traktion bei geringem Luftdruck zu erreichen. Er räumt ein, dass man mit dem auf der Messe gezeigten Prototypen noch einige Jahre von einer eventuellen Serienreife entfernt sei, auch müssten ja dafür geeignete Fahrzeuge parat stehen. Ferner sehe man ja die Premiumqualitäten der eigenen Produkte, mit der eine solche Innovation dann in Konkurrenz trete. Immerhin hätte PneuTrac den „Charme“, sehr weitgehend auf bestehenden Produktionsanlagen für Reifen hergestellt zu können. „Wir müssten nicht eigens eine Fabrik errichten.“
„Mitas sticht als Innovator in der Reifenindustrie hervor. Das Konzept zeigt, dass wir über den Tellerrand gängiger Herstellungsverfahren hinausschauen und den Fokus auf den praktischen Nutzen für Landwirte richten. Es ist noch ein langer Weg vom Konzept zum Verkaufsprodukt, wobei die Herausforderung auch darin besteht, die Vorzüge eines Laufbandes zu dem Kosten einer herkömmlichen Reifenkonstruktion herzustellen, aber die ersten Resultate sind sehr vielversprechend“, lässt sich Andrew Mabin, Direktor Marketing & Sales bei Mitas, zitieren.
PneuTrac soll sich durch bessere Traktion bei niedrigerem Schlupf auszeichnen und somit zu niedrigeren Betriebskosten und höheren Ernteerträgen verglichen mit einem Standardreifen führen, hohe Seitenstabilität bei niedrigen Fülldrücken gewähren und dadurch für Fahrkomfort und Sicherheit sorgen, ohne dass eine Anpassung des Fülldrucks erforderlich ist.
Die Bodenaufstandsfläche des PneuTrac ist 53 Prozent größer als die eines Standardreifens und er verfügt über bessere Zugkraftübertragung. Dies dürfte zu verbesserter Bodenschonung durch bessere Verteilung des Bodendrucks, also geringere Bodenverdichtung, führen. Die Seitenstabilität des PneuTrac übersteigt das Niveau eines Standardreifens um 167 Prozent. Mitas entwickelt PneuTrac zusammen mit dem kompetenten Partner Galileo Wheel Ltd., die ersten ermutigenden Testergebnisse entstammen unabhängigen Untersuchungen in einem Labor in Zlin, dem IGTT, bzw. auf dem dortigen eigenen Testgelände.
Neue Größen für den CHO
Auf der Agritechnica hat Mitas die Erweiterung der Baureihe des CHO (Cyclic Harvesting Operation) um fünf neue Größen der Marken Continental und Mitas vorgestellt. „Die Erweiterung der Baureihe des CHO zeigt, dass dieser Reifen erste Wahl bei den Herstellern von Mähdreschern ist“, so Mabin. „Mitas bietet jetzt weltweit sechs Größen des CHO der Marken Mitas und Continental an.“ Neu in der CHO-Reihe sind die Größen: 900/70 R32 CHO 182A8/179B, 680/85 R32 CHO 178A8/175B, 800/70 R38 CHO 178D/181A8, 900/60 R32 CHO 176A8/173B und 900/60 R38 CHO 178D/181A8; bereits vorher verfügbar war der Reifen in 800/70 R32 CHO 175A8/172B. Mit der CHO-Reihe habe Mitas „extrem kraftvolle Reifen für große Mähdrescher konzipiert. Der CHO erlaubt eine höhere maximale Tragfähigkeit bei gleichzeitig besserer Bodenschonung während des Feldeinsatzes und hohem Fahrkomfort auf der Straße“, so der Hersteller. „Die stark angestiegenen Achslasten durch die Ausstattung mit breiteren Schneidwerken und größeren Getreidetanks stellen eine große Herausforderung dar. (…) Mit dem CHO haben wir einen Reifen konzipiert, der bei erhöhter Tragfähigkeit mit geringerem Fülldruck auskommt“, sagt Klose.
Konkret am 800/70 R32 CHO bietet das den Vorteil, dass der Luftdruck im Vergleich zum Standardreifen bei gleicher Tragfähigkeit um 31 Prozent reduziert werden kann. Dieser geringere Luftdruck führt zu einer um 24 Prozent vergrößerten Bodenaufstandsfläche. Zusätzlich zu verringerter Bodenverdichtung, weniger Schlupf und vermindertem Kraftstoffverbrauch sorgt die vergrößerte Bodenaufstandsfläche für bessere Mobilität auf schwierigen und nassen Böden. Anders als bei einem noch breiteren Standardreifen wird bei einem 800/70 R32 CHO auf beispielsweise einem Claas-Mähdrescher die gesetzlich festgelegte maximale Gesamtbreite des Fahrzeuges von 3,50 Metern nicht überschritten.
Flotationreifen der dritten Generation
Der Agriterra 03 ist für den Einsatz an schwerstem landwirtschaftlichem Gerät wie Gülle-Tankwagen bestimmt. Mit einem Durchmesser von 1,6 Metern und einem Gewicht von 220 kg ist der 650/65 R30.5 der größte Flotationreifen in der Mitas-Palette. Er hat eine radiale Stahlgürtelkonstruktion, ist für Geschwindigkeiten bis 65 km/h zugelassen und trägt eine Maximallast von 7.100 kg bei 4 bar. Der Agriterra 03 besitzt ein geändertes Laufflächendesign im Vergleich zum Agriterra 02, mit größeren Profilzwischenräumen für verbesserte Selbstreinigungseigenschaften des Reifens. Auch die Profiltiefe des Agriterra 03 ist größer als beim Agriterra 02. „Beim Agriterra-Projekt entwickelt Mitas Niederdruckreifen mit den technischen Eigenschaften von Premiumreifen“, sagt Pavel Kott, Produktmanager Landwirtschaftsreifen bei Mitas.
Neue Technologien werden Standard
Schon allein weil die Kunden nach diesen Technologien verlange, sei es selbstverständlich, dass Mitas auch die „Flexion“-Technologie entwickelt habe und anbiete, so Hans-Ulrich Klose, der auf die ausgestellten sechs Reifentypen der Marke Mitas und vier der Marke Continental verweist: So auf den 900/60 R42 SFT (Super Flexion Tyre) von Mitas, der über eine maximale Transportgeschwindigkeit von 65 km/h verfügt und mit einem Gewicht von 426 kg und einem Außendurchmesser von 2,16 Metern der bisher größte Landwirtschaftsreifen der Marke Mitas ist.
Genannt sei auch der den VF HC 1000 – konzipiert für die Anwendung an selbstfahrenden Spritzen – für die gestiegenen Anforderungen an Tragfähigkeit und Geschwindigkeit. Die Geschwindigkeitskategorie „D“ des VF-Reifens (Very High Flexion) erlaubt Geschwindigkeiten von bis zu 65 km/h und eine maximale Tragfähigkeit von 6.500 kg, was die eines Standardreifens um 62,5 Prozent übersteigt. Dennoch können die gleichen Felgen wie bei einem Standardreifen verwendet werden. Die vergrößerte Bodenaufstandsfläche des VF-Reifens führt zu geringerer Bodenverdichtung. Der VF von Mitas wird im neuen Werk in Charles City (Iowa, USA) hergestellt und im Laufe des Jahres 2014 weltweit verfügbar sein. detlef.vogt@reifenpresse.de
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