Goodyear-Dunlop: Sortiment wird weiter ausgebaut
Der europäische wie auch der deutsche Runderneuerungsmarkt – der größte und somit bedeutendste in Europa – haben sich im vergangenen Jahr positiv formuliert „leicht rückläufig“ entwickelt. Während im Jahr 2006 noch rund 1,36 Millionen runderneuerte Reifen in Deutschland abgesetzt worden sind, waren dies in 2007 Informationen von Goodyear-Dunlop zufolge gerade noch 1,2 bis 1,25 Millionen Runderneuerte. Wie Rupert Kohaupt im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG betont, hat sich dabei insbesondere auch ein seit Jahren beobachteter Trend fortgesetzt: die zurückgehende Bedeutung der Kaltrunderneuerung, die sich auch europaweit ablesen lasse.
Wie der Sales and Marketing Manager Commercial Tyres German Operations sagt, werde sich im laufenden Jahr das deutsche Marktvolumen wohl bei 1,25 Millionen runderneuerter Lkw-Reifen einpendeln. Dabei werde aber der Anteil der Kaltrunderneuerten weiter rückläufig sein. Während für das Jahr 2006 noch 905.000 kaltrunderneuerte und in Deutschland abgesetzte Lkw-Reifen gezählt wurden (vgl. Retreading Special 9/2007), sollen dies im aktuellen Jahr noch rund 700.000 Einheiten sein, so Kohaupt weiter. Dies entspräche einem Rückgang von über 20 Prozent bei den Kaltrunderneuerten innerhalb von nur zwei Jahren. Und während in 2006 450.000 Heißrunderneuerte in Deutschland abgesetzt wurden, sollen dies im laufenden Jahr dem Goodyear-Dunlop-Konzern zufolge 550.000 solcher Reifen sein – dies entspricht einer Zunahme von über 20 Prozent. Auch 2009 werde ein Jahr, das vorwiegend durch seine Stagnation in Erinnerung bleiben werde, prognostiziert Rupert Kohaupt weiter.
Der Goodyear-Dunlop-Konzern gibt sich allerdings vorbereitet auf die derzeit stattfindenden und noch anstehenden Veränderungen. So ist das Unternehmen gleichzeitig auf drei Gebieten aktiv und will auch aktiv bleiben. Goodyear-Dunlop kooperiert erstens mit vom Hersteller autorisierten (Kalt-)Runderneuerern, den sogenannten „Goodyear Authorized Retreaders“ (GARs). Davon gibt es in derzeit in Europa rund 75; 16 dieser Next-Tread-Partner davon befinden sich in Deutschland, deren Anzahl – so Kohaupt – nicht ausgebaut und auch nicht reduziert werden soll. Wohl aber wolle man mit dem an strengen Qualitätskriterien ausgerichteten GAR-Konzept in anderen Teilen Europas stärker Fuß fassen; Kohaupt nennt etwa Osteuropa, hier insbesondere Polen als potenzielle Kandidaten für ein deutlich ausgebautes GAR-Netzwerk.
Zweitens betreibt Goodyear-Dunlop in Europa die Heißrunderneuerung eigener Lkw-Karkassen in den Werken in Riom (Frankreich) und in Wolverhampton (Großbritannien). Zusätzlich zu diesen beiden Produktionsstätten der eigenen Werksrunderneuerung kooperiert der Konzern noch mit drei Heißrunderneuerern in Deutschland und in Italien. Auch diese Offtake-Partner liefern direkt in das europäische Zentrallager für Nutzfahrzeugreifen in Wittlich. Wie der Sales and Marketing Manager sagt, ist die Kapazität in den beiden Goodyear-Werken ausreichend und es gebe keine aktuellen Pläne, diese weiter auszubauen. Genaue Zahlen zu den verfügbaren Kapazitäten möchte das Unternehmen nicht veröffentlichen. Insgesamt habe der Goodyear-Dunlop-Konzern keine Bestrebungen, sich aus einem der beiden Marktsegmente zurückzuziehen. Zu guter Letzt betreibt das Unternehmen das klassische Materialgeschäft mit Runderneuerern und liefert Laufstreifen der eigenen Profile. Auch dieses Geschäft solle gehalten werden.
Da Goodyear – wie jeder andere Neureifenhersteller auch – im Nutzfahrzeugreifensegment die zunehmende Diversifizierung und Spezialisierung der Profildesigns erkennt, steht man eigentlich vor dem Problem, dass die offenbar im Trend liegende aber durchaus investitionsstarke Heißrunderneuerung mit sich bringt: Es müssen immer mehr Formen für tendenziell geringer werdende Stückzahlen vorgehalten werden. Während etwa früher ein Busreifen angeboten wurde, seien im selben Segment heute drei bis vier Profile erforderlich, um die Marktbedürfnisse zu befriedigen. „Wir müssen auch im Runderneuerungsbereich wesentlich diversifizierter auf die Kunden zugehen“, so Kohaupt. Dies ist zwar kostspielig, da hohe Investitionen notwendig werden, sei aber „sehr kundenorientiert – der Markt geht eben in diese Richtung“.
Darüber hinaus hat das Unternehmen in den vergangenen zwölf Monaten intensiv an der Überarbeitung und Modernisierung des eigenen Neureifenportfolios gearbeitet, so der Sales and Marketing Manager weiter. Diese Produktpalette müsse natürlich nun Stück für Stück auch in der Runderneuerung eingeführt werden, wozu etwa auch Profile für sogenannte Super-Single-Reifen oder andere (noch) Nischenprodukte zählen.
Insgesamt, so Kohaupt abschließend, müsse ein Neureifenhersteller ein entsprechendes Angebot an hochwertigen, runderneuerten Lkw-Reifen haben. Dieses Angebot sei „essenziell für den Neureifenabsatz“. Kunden, gerade Flottenkunden, verlangen heute immer öfter ein umfassendes Produktangebot, in dem es eben nicht nur um Neureifen geht, sondern um die Minimierung der Kilometerkosten pro Fahrzeug – und da spielen Runderneuerte eben eine optimale Ergänzung im Reifenmanagement. Goodyear habe eigenen Aussagen zufolge in den vergangenen Jahren den Marktanteil auf dem zentralen, deutschen Runderneuerungsmarkt – trotz hart geführtem Verdrängungswettbewerb – „gravierend steigern“ können und bediene derzeit zehn Prozent der Nachfrage.
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