Michelin wirbt auf dem World Mobility Forum für Grüne Reifen
Auf das große Potenzial rollwiderstandsoptimierter Reifen zur CO2-Reduktion machte Didier Miraton, Mitgeschäftsführer der Michelin-Gruppe, im Rahmen des World Mobility Forums aufmerksam, das vor wenigen Tagen im Stuttgarter Rathaus stattfand. Hochrangige Experten diskutierten auf Einladung der Motor Presse Stuttgart über den „Klimawandel und die Folgen für die Mobilität von morgen“. Miraton: „Wir möchten als Partner der Automobilindustrie jedem Hersteller helfen, den CO2-Ausstoß seiner Fahrzeuge in allen Klassen zu senken. Mit dem neuen Energy Saver sparen wir schon heute rund fünf Gramm Kohlendioxid pro Kilometer. In ein paar Jahren können es vielleicht weitere zehn Gramm sein. Dabei spielt es keine Rolle, wie groß ein Fahrzeug ist – ob Fiat 500 oder Mercedes-Benz S-Klasse.“
Zu den Podiumsteilnehmern gehörten Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Deutschen Automobilindustrie, Prof. Dr. Martin Winterkorn, Vorsitzender des Vorstands des Volkswagen-Konzerns, Prof. Dr. Andreas Troge, Präsident des Umweltbundesamtes, Prof. Dr. Kurt Lauk, Mitglied des Europäischen Parlaments, sowie Winfried Hermann, verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Die Gesprächspartner waren sich einig, dass an der schnellen und nachhaltigen Verminderung der CO2-Emissionen kein Weg vorbei führe und alle Beteiligten zur Erreichung der ambitionierten Ziele an einem Strang ziehen müssen.
Auch Matthias Wissmann betonte, dass sich neben der Motorentechnik erhebliche Möglichkeiten böten, um den CO2-Ausstoß zu verringern. Dazu gehöre innovative Reifentechnik ebenso wie der Einsatz umweltfreundlicher Kühlmittel für Klimaanlagen und die Beimischung von Biokraftstoffen der zweiten Generation. „Die EU-Kommission hat einen starren, bürokratischen Vorschlag gemacht, der sich zu sehr auf die Motortechnik konzentriert“, kritisierte Wissmann. Nach dem Willen der Kommission sollen von 2012 an die durchschnittlichen Kohlendioxid-Emissionen für die gesamte EU-Neuwagenflotte höchstens 120 Gramm je Kilometer betragen. Dadurch geraten insbesondere die deutschen Premiumhersteller erheblich unter Druck.
VW-Konzern-Chef Martin Winterkorn hält allerdings auch die Autokäufer für mitverantwortlich dafür, dass Sprit sparende Autos wie die Drei-Liter-Fahrzeuge VW Lupo 3L und der Audi A2 3L kein Markterfolg wurden. „Vielleicht waren wir mit diesen Modellen zu früh auf dem Markt“, so Winterkorn. „Heute würden beide Modelle sicher besser laufen.“
Alle Beteiligten müssen an einem Strang ziehen
In jedem Fall ist die Rolle der Reifen bei der Reduzierung des CO2-Ausstoßes nicht zu unterschätzen: Jede fünfte Tankfüllung geht beim Pkw zu Lasten des Rollwiderstands, beim Lkw sogar jede dritte Tankfüllung. Michelin arbeitet bereits seit 1992 mit Hochdruck daran, den Rollwiderstand bei Pkw- und Lkw-Reifen konsequent zu senken. Didier Miraton betonte, wie wichtig es darüber hinaus sei, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen: „Wir werden auch zukünftig unseren Beitrag leisten und hoffen, dass Zulieferer und Automobilhersteller gemeinsam Lösungen finden werden, den CO2-Ausstoß weiter zu reduzieren“, sagte er in Stuttgart.
Auch bei den Autokäufern müsse ein Umdenken stattfinden. Das gelte nicht nur für den sparsamen Umgang mit Ressourcen, sondern auch im Hinblick auf die Wertmaßstäbe. „Der Begriff „Premium“ soll zukünftig für leiser, sparsamer und effizienter stehen“, regte Miraton an. „Bei der Diskussion um den Klimaschutz muss am Ende die Umwelt der Gewinner sein“, ergänzte er in Stuttgart. Michelin investiert im Jahr rund 700 Millionen Euro allein in die Reduzierung des Rollwiderstandes und der Geräuschimmissionen seiner Reifen. Das entspricht einem Drittel des Gesamtetats für Forschung und Entwicklung.
Neuer Energy Saver mit sehr guter Energieeffizienzklasse
Um den Autofahrern die Entscheidung für umweltschonende Reifen leicht zu machen, fordert Michelin, Reifen künftig europaweit mit Hilfe eines Energiesparindex nach ihrer Energieeffizienz zu kennzeichnen – wie heute schon Fahrzeuge, Kühlschränke oder Spülmaschinen. Ein Konzept für einen solchen branchenweiten Energiesparindex hat der Reifenhersteller bereits im Jahr 2005 der Europäischen Kommission vorgelegt.
Der neue Energy Saver ist bereits als besonders sparsamer Pkw-Reifen entwickelt worden. Gegenüber dem Vorgängermodell ist er zehn Prozent leichter, was den Automobilherstellern Fahrzeuggewicht erspart. Gleichzeitig konnte Michelin die Fahreigenschaften verbessern. Auch die Bremswege wurden deutlich kürzer: aus 100 km/h um drei Meter auf trockener Straße und um sechs Meter bei Nässe.
Mit dem Energiesparindex will Michelin die Verbreitung rollwiderstandsarmer „Grüner Reifen“ vorantreiben. Allein in Europa ließen sich durch energieeffiziente Reifen jährlich rund sechs Milliarden Liter Treibstoff sparen. Zudem könnten die Emissionen des Treibhausgases CO2 um bis zu 15 Millionen Tonnen pro Jahr reduziert werden.
Grenzen für CO2-Ausstoß sollen weiter sinken
In Zukunft würden die gesetzlich erlaubten Grenzen für den CO2-Ausstoß von Pkw noch weiter sinken, mahnte Andreas Troge, Präsident des Umweltbundesamtes, im Rahmen des World Mobility Forums an. Als nächstes Ziel strebe die EU einen Grenzwert von 95 Gramm je Kilometer bis zum Jahr 2020 an. Troge verteidigte die EU-Kommission und warnte vor der Hoffnung der Automobilhersteller, die gesetzte Grenze von 120 Gramm CO2 pro Kilometer bis 2012 sei noch verhandelbar.
Michelin sieht sich für die hohen Anforderungen gewappnet, die in Zukunft an die Automobilhersteller und deren Zulieferer gestellt werden. Didier Miraton bekräftigte auf dem World Mobility Forum erneut das Michelin-Ziel, im Jahr 2030 den Rollwiderstand und damit die reifenbedingten CO2-Emissionen zu halbieren. Darüber hinaus stellte er eine signifikante Verkürzung des Bremsweges und die Halbierung des Reifenverschleißes in Aussicht. Selbst bei der prognostizierten Verdoppelung des Fahrzeugbestandes bis zum Jahr 2030 würden dann für die Herstellung von Reifen nicht mehr Rohstoffe benötigt als heute.
Forschung mit innovativen Antriebskonzepten
Seit vielen Jahren forscht Michelin auch an innovativen Antriebskonzepten. Mit dem Hy-Light hat das Unternehmen 2004 und 2007 jeweils ein Forschungsfahrzeug mit Brennstoffzellenantrieb vorgestellt. Der Antrieb setzt neue Standards bei Leistung und Gewicht. Ein weiterer Versuchsträger ist das „Active Wheel“, bei dem Motor, Aufhängung und Bremse in das Rad integriert sind. „Wir haben nicht die Absicht, Fahrzeuge in Serie zu bauen“, erklärte Miraton auf Nachfrage. Durch solche Versuchsträger lerne Michelin allerdings viel über zukünftige Mobilität. Und dieses Wissen fließe kontinuierlich in die Reifenentwicklung mit ein.
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