BFGoodrich freut sich auf die Rallye-Herausforderung Norwegen
Die „nordische Kombination“ geht in die zweite Runde: Nur wenige Tage nach der spannenden Highspeed-Schlacht von Schweden erwartet die Lenkradartisten der Rallye-WM Neuland. Die Rallye Norwegen rund um Hamar gehört dem Weltmeisterschaftskalender erstmalig an. Selbst bei geschlossener Schneedecke und Temperaturen um minus 20 Grad Celsius dürften die Piloten mit heißen Drifts beeindrucken – auch ein Verdienst der Spike-Reifen von BFGoodrich.
Das Rallyezentrum des neuen WM-Landes liegt nur unweit des bekannten Wintersportorts Lillehammer, wo 1994 die olympischen Winterspiele ausgetragen wurden. Auch abgesehen von den Temperaturen unterscheiden sich die beiden Winter-Events gewaltig: Die Region Hedemark ist deutlich hügeliger als das schwedische Flachland. Das Streckenprofil in Norwegen zeichnet sich daher durch mehr Kurven, engere Pisten sowie steilere Anstiege und Abhänge aus.
Bereits in Schweden bestimmte die Reifen-Thematik die Performance der Piloten maßgeblich. Marcus Grönholm wählte praktisch die ganze Rallye über Pneus mit kürzeren Nägeln als sein Konkurrent Sébastien Loeb. Diese Taktik zahlte sich am Ende für Grönholm aus. Sein Vorsprung im Ziel betrug sozusagen 0,5 Millimeter – so groß ist der Unterschied zwischen dem BFGoodrich g-Force Ice „long stud“ und dem „normal stud“ mit etwas kürzeren Spikes.
Bei beiden Modellen stellte BFGoodrich einen weiteren Fortschritt im Vergleich zum Vorjahr fest: „Unsere Reifen erwiesen sich als sehr haltbar, denn es lösten sich weniger Nägel als im vergangenen Jahr“, resümiert Mathieu Bonardel, bei BFGoodrich für das Rallye-Engagement verantwortlich. „Besonders achteten wir auf das Duell zwischen Daniel Carlsson und Gigi Galli. Sie fuhren auf identischen Autos, aber unterschiedlichen Reifen. Abgesehen von den Auftaktprüfungen behielt Carlsson auf unseren Pneus das ganze Wochenende über die Oberhand.“
In puncto Pneus stellt der norwegische WM-Lauf noch höhere Anforderungen an die Spike-Reifen als die Prüfungen im schwedischen Värmland. „Auf kurvenreicheren Strecken driften die Autos naturgemäß mehr“, erklärt Patrick Lefort, Cheftechniker bei BFGoodrich. „Daraus resultiert eine höhere Belastung für die einzelnen Spikes. Die Wahl der Länge der jeweiligen Nägel dürfte sich auch in Norwegen als entscheidend herausstellen.“
BFGoodrich g-Force Ice – der Eiskunstläufer im Detail
Damit sich die kleinen Nägel aus Wolfram – dem härtesten Metall der Welt – besser in die gefrorene Fahrbahnoberfläche bohren können, kommen bei Winterrallyes vergleichsweise schmale Reifen zum Einsatz. Der Trick dabei: Durch die kleinere Auflagefläche erhöht sich das auf eine Stelle wirkende Gewicht. Dank der so erhöhten Radlast pro Fläche krallen sich die Spikes tiefer im Eis fest. Durch das asymmetrische Laufflächenmuster verbessert sich die Bewegung der Spikes auf Geraden (längliche Blöcke) und in den Kurven (schräge Blöcke). Damit sich Schnee, Matsch und Dreck nicht im Reifen festsetzen, besitzen die Pneus zudem ein zu den Seiten geöffnetes Profil.
Auch das bei Asphalt- und Schotterveranstaltungen übliche „Mousse“-System kommt bei den Spikes zum Einsatz, das den Piloten auch bei einem Reifenschaden die Weiterfahrt im gewohnten Tempo ermöglicht. Für viele überraschend: Bei Schnee-Rallyes kommt es vergleichsweise häufig zu Plattfüßen, da die schmalen Felgen anfälliger für Beschädigungen sind.
Um auf längeren Prüfungen eine noch bessere Haltbarkeit zu ermöglichen, setzen die Pneu-Experten aus Clermont-Ferrand seit diesem Jahr auf ein neues Klebeverfahren. Diesen speziellen Job übernimmt die Firma Däckproffsen im Auftrag von BFGoodrich. Die schwedischen Spezialisten kleben die Spikes per Hand in die Öffnungen der Laufflächen, die in Clermont-Ferrand konstruiert und dann nach Skandinavien geschickt werden. Das Kleben eines jeden g-Force Ice dauert etwa eine Stunde. Allein für die WM-Läufe in Norwegen und Schweden ließ BFGoodrich 1.998 Pneus anfertigen.
Obwohl die Spikes extern eingeklebt werden, zählt die „nordische Kombination“ der beiden Läufe in Norwegen und Schweden für die Mitarbeiter von BFGoodrich zu den arbeitsreichsten der gesamten Saison: Innerhalb von zehn Tagen müssen sie die rund 2.000 Reifen bei Temperaturen weit unterhalb des Gefrierpunkts montieren. Das Aufziehen die Spikes gestaltet sich dabei als weitaus schwieriger als bei Asphalt- oder Schotterpneus, da die Schneereifen schmaler sind und sich die spitzen Wolfram-Nägel gerne durch die Handschuhe der Mechaniker bohren.
Genaue Bestimmungen schränken die Freiheit der Reifeningenieure ein
Wie bei jeder anderen Rallye gelten auch bei den „Spikes“ für Norwegen und Schweden strenge Regeln in puncto Reifen: Jedem Piloten steht lediglich eine Laufflächenmischung zur Verfügung, in diese dürfen in einem Umkreis von 30 Zentimetern höchstens 60 Spikes eingelassen werden. Die Länge der einzelnen Spikes darf 20 Millimeter, das Gewicht vier Gramm nicht überschreiten.
Seinen Partnern bietet BFGoodrich in Norwegen die gleichen Reifenvarianten an wie in Schweden. Jeder Reifen verfügt über das maximal erlaubte Limit von 384 Wolfram-Spikes, die sich bei einer Geschwindigkeit von 120 km/h 17 Mal pro Sekunde in den Boden eingraben, um dem Fahrer optimale Traktion zu liefern. Wegen der möglicherweise wechselhaften Bedingungen variiert die Länge der Spikes, die aus dem Reifen herausragt, von Typ zu Typ. BFGoodrich bietet den g-Force Ice in den Versionen „long stud“ mit langen Spikes für Schnee, „normal stud“ für eisige Pisten und „short stud“ für gefrorenen Schotter an. Die Spikes des „long stud“ ragen dabei einen Millimeter weiter aus der Lauffläche heraus als die des „normal stud“. So minimal dieser Unterschied klingen mag: Sébastien Loeb und Co. spüren ihn deutlich.
Für die Veranstaltung kann jeder der zehn eingeschriebenen Piloten maximal 66 Reifen nominieren, von denen er beim Shakedown und während der Rallye höchstens 45 einsetzen darf. Die Nominierung erfolgte in zwei Schritten: Am 2. Februar wählten die Asse der Rallye-WM 45 Reifen aus. Die übrigen 21 BFGoodrich g-Force Ice müssen sie aus dem Schweden-Kontingent verwenden und bis gestern bekannt geben.
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