Kfz-Gewerbe bleibt zuversichtlich für die zweite Jahreshälfte
Wilhelm Hülsdonk, Vizepräsident und Bundesinnungsmeister im Deutschen Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK: Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe), berichtete bei einer Presse-Roadshow zur Automechanika im Hause Yokohama in Düsseldorf über die Lage der Branche. Bei den rund 40.700 Betrieben, die der ZDK vertritt, herrscht angesichts eines guten Investitionsklimas offensichtlich Zuversicht in Bezug auf die positive Entwicklung des automobilen Binnenmarktes. Allerdings mahnt der Rückblick auf die erste Jahreshälfte zur Differenzierung: Es gab kräftige Ausschläge sowohl nach oben wie nach unten, mithin ein wechselvolles konjunkturelles Bild im Autojahr 2006.
Die „Phase der baulichen Zwangsinvestitionen“ (in Gebäude und Grundstücke) sei vorbei, die Branche investiere vielmehr in den Service, in dem 25.000 der angeschlossenen 40.700 Betriebe 484 Millionen Euro in Service-Equipment investieren wollen bei einem angestrebten Serviceumsatz von 27 Milliarden Euro. Die durchschnittliche Investitionsquote pro Betrieb für Servicetechnik beziffert Wilhelm Hülsdonk mit 19.600 Euro (12,6 Prozent höher als in 2005). Die Auslastung der Werkstätten liege bei 85 Prozent und damit auf hohem Niveau. Und der ZDK-Präside kalauert: „After Service ist vor dem Service.“
Für das Kfz-Gewerbe verspricht Hülsdonk Aktivität und Offensive. Er erwartet übers Jahr gesehen einen Gesamtumsatz von 130 Milliarden Euro für die Branche (plus vier Prozent) und 3,41 Millionen Neuzulassungen (plus zwei Prozent). Als Negativum verzeichnet der ZDK das Privatgeschäft, lediglich noch 45 Prozent aller Käufe wird von Privatkunden getätigt, Vermieter und Flottenbetreiber sind die, die das Wachstum ausmachen.
Kfz-Gewerbe will Anteil am Reifenersatzmarkt wieder steigern
Man habe schließlich schon einmal mehr gehabt, sagte Helmut Blümer, Geschäftsführer des ZDK, anlässlich der Roadshow, zu den aktuellen Anteilen der Vertriebswege im deutschen Reifenersatzmarkt. Der Marktanteil für das Kfz-Gewerbe „von knapp 30 Prozent“ (im persönlichen Gespräch nennt er 28 Prozent) sei ausbaufähig, ZDK-Vizepräsident Hülsdonk sprach davon, „in einem fairen Wettbewerb den Marktanteil von derzeit rund einem Drittel ausbauen“ zu wollen.
Dass das Kfz-Gewerbe die Reifen für sich (wieder)entdeckt, hat auch damit zu tun, dass die Branche nicht nur im Reifengeschäft Terrain verloren hat. So haben beispielsweise die Baumärkte im Bereich der Fahrzeugbatterien kräftig Anteile gewonnen und hat sich im Bereich Autoglas eine eigene Branchennische abgetrennt. Da dürfte es noch schwieriger sein als im Reifenbereich, diese Geschäftsbereiche zurück ins Autohaus zu holen.
Hülsdonk und Blümer wollen gar nicht erst den Eindruck eines scharfen Wettbewerbes mit dem Reifenfachhandel aufkommen lassen, vielmehr betonen beide das gute nachbarschaftliche Verhältnis in Bonn mit dem BRV im Allgemeinen und mit dessen Geschäftsführenden Vorstandsvorsitzenden Peter Hülzer im Besonderen. Solch ein gutes Verhältnis hätten viele Kfz-Betriebe in ihren lokalen Märkten mit den dortigen Reifenhändlern auch.
Die „kleine Steilvorlage“, die der Gesetzgeber mit der Änderung der Straßenverkehrsordnung (Stichwort „Winterreifenpflicht“) gegeben hat, will nicht nur der Reifenhandel nutzen, sondern soll auch die Kfz-Meisterbetriebe erreichen. Und Wilhelm Hülsdonk greift noch einen anderen Aspekt auf, der in jüngster Zeit immer häufiger genannt wird: die nach allen Expertenmeinungen nicht ausreichende Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern.
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