Erst im Rennsport, dann auf der Straße: Pirellis „Diablo Corsa III“
Seit der Saison 2004 ist der Reifenhersteller Pirelli exklusiver Reifenausrüster der World-Superbike-Serie. Die Italiener bereifen allerdings nicht nur die Motorräder der Superbike-WM, sondern auch diejenigen der in diesem Umfeld ebenfalls startende Supersport-WM sowie des Superstock-FIM-Cup und der Superstock-EM. Rollten bislang die 600er-Superstock-Maschinen auf Serienreifen des Typs „Diablo Corsa“, so hat es zum diesjährigen Saisonauftakt der Serie in Valencia Veränderungen gegeben: Zwar tragen seither immer noch die Reifen aller Maschinen das Pirelli-Logo auf der Seitenwand, doch hat zum Frühjahr der neue „Diablo Corsa III“ mit über die Laufflächenbreite unterschiedlichen Gummimischungen am Hinterrad Einzug gehalten. Wie sein Vorgänger ist der „Corsa III“ aber nicht nur für den Renneinsatz gedacht, sondern dank Zulassung für den Einsatz auch auf normalen Straßen eignet er sich laut Hersteller für alle Fahrer, die „sowohl auf der Rennstrecke als auch bei sportlicher Fahrt auf der Landstraße maximale Performance brauchen“.
Der neue „Diablo Corsa III“, den Pirelli im Produktsegment „Racing & Street“ positioniert, verbindet nach Ansicht der Italiener in idealer Weise die Anforderungen an einen modernen Straßenreifen für supersportliche Maschinen mit den Vorteilen, die das Unternehmen mit dem Rennstreckeneinsatz als Testlabor assoziiert (vgl. bereits NEUE REIFENZEITUNG 11/2005). Insofern sind natürlich die mit dem Vorgänger gemachten Erfahrungen im Rennsport in den neuen Reifen mit eingeflossen. Von außen sind auf den ersten Blick freilich keinerlei Veränderungen erkennbar, denn am Profildesign hat der Hersteller gegenüber dem „Diablo Corsa“ nichts verändert. Doch beide Produkte haben durchaus noch mehr Gemeinsamkeiten aufzuweisen: Wie sein Vorgänger wird nämlich auch der neue „Diablo Corsa III“ mithilfe des von Pirelli entwickelten MIRS-Prozesses (Modular Integrated Robotized System) gefertigt. Mit der robotergestützten nahtlosen Produktion ohne Unterbrechung von der Zubereitung der Gummimischung bis zum Fertigprodukt gebe es weder ein Handling von Halbzeug noch Zwischenlagerungsphasen und damit – so die Argumentation des Herstellers – auch keine Fehler, die bei solchen Zwischenschritten auftreten könnten.
Gearbeitet haben die Entwickler eigenen Aussagen zufolge aber an der Struktur sowie der Laufflächenmischung des Reifens. Die Vorderradreifen sollen sich durch einen besonders stabilen, dennoch aber flexiblen Unterbau auszeichnen. Damit – so der Hersteller – trage er in hohem Maße Energie aufnehmen könne und auf diese Weise einen Beitrag zu einer kurzen Aufwärmphase, mehr Grip, einem Plus an Traktion sowie einem guten Bremsverhalten beitrage. Um diese Eigenschaften bei nassen Fahrbahnen genauso wie auf trockenem Asphalt, bei mittleren Temperaturen ebenso wie bei großer Hitze zu gewährleisten bzw. noch zu unterstützen, setzt Pirelli bei der Laufflächenmischung des „Diablo-Corsa-III“-Vorderreifens auf ein ausgewogenes Verhältnis von Silica und Ruß, während die Lauffläche des Hinterrades sogar in drei Zonen gleicher Größe mit unterschiedlichen Mischungseigenschaften unterteilt ist. In der Mitte der Lauffläche wird die schon beim Vorgänger eingesetzte identische Laufflächenmischung verwendet – in Richtung der Reifenschultern kommt auf beiden Seiten eine neue, weichere Mischung zum Einsatz.
Ist der Bereich in der Laufflächenmitte eher auf Widerstandsfähigkeit und Langlebigkeit ausgelegt, zählt im Schulterbereich, auf dem insbesondere in Kurvenschräglage gefahren wird, vor allem eines: der Grip. Durch die weichere Schulter werde zudem die Aufwärmphase verkürzt und das Feedback des Reifens beim Einlenken in Kurven verbessert. Insofern sieht Pirelli dank der Zweikomponentenmischungstechnologie die Anforderungen hinsichtlich eines gleichmäßigen Abriebs und damit einer hohen Kilometerlaufleistung erfüllt, ohne dass Abstriche bei der Haftung bei schnellen Kurvenfahrten hingenommen werden müssen. Damit der Fahrspaß bei sportlicher Gangart nicht zu kurz kommt, setzten die Entwicklungsingenieure darüber hinaus bei dem „Diablo Corsa III“ auf eine „Ideal Contour Shaping“ (ICS) genannte Designtechnik, mit der über die Geometrie des Reifenquerschnitts ein möglichst perfektes Zusammenspiel von Vorder- und Hinterradreifen erreicht werden soll. In Kombination mit der patentieren 0°-Stahlgürteltechnologie des Herstellers wollen die Entwickler dadurch sicherstellen, dass jede Lenkbewegung unmittelbar umgesetzt bzw. genauer in die Kurve eingelenkt sowie gleichzeitig bei jeder Geschwindigkeit eine stabilere Kurvenlage gewährleistet werden kann.
Die erzielten Verbesserungen gegenüber dem Vorgänger „Diablo Corsa“ haben sich Angaben Pirellis zufolge bereits beim Saisonauftakt der diesjährigen Superstock-EM gezeigt. Demzufolge konnte man sich beim Einsatz des neuen „Diablo Corsa III“, der in den Größen 120/70 ZR17 M/C TL (58W) und 120/65 ZR17 M/C TL (56W) für das Vorderrad sowie 180/55 ZR17 M/C TL (73W) und 190/50 ZR17 M/C TL (73W) für das Hinterrad erhältlich ist, schon beim ersten Superstock-600-Rennen in Valencia über schnellere Rundenzeiten freuen. „Sie lagen im Durchschnitt rund eine Sekunde unter den Zeiten der vergangenen Saison. Ein echter Quantensprung auf der anspruchsvollen Strecke von Valencia“, so der Hersteller.
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