Rösler: Außer Spesen nichts gewesen
Nachdem die deutsche Rösler-Gruppe über Monate mit Continental Tire North America (CTNA) und den Gewerkschaften um die Übernahme des EM-Reifenwerkes in Bryan, Ohio, gerungen hat, ist das Dortmunder Unternehmen nun ganz offensichtlich aus dem Rennen. CTNA hat einen „Letter of Intent“ mit der Pensler Capital Corp. unterzeichnet, zu der die Denman Tire Corp. gehört, ein Industriereifenhersteller aus Ohio. „Ich bin ein wenig amüsiert“, sagt Paul Rösler jun. im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG. Der Geschäftsführer muss aber gleichzeitig anerkennen, dass der neue Verhandlungspartner der Continental offenbar bereit ist einen Preis zu zahlen, der das Investment kaum mehr rentabel machen dürfte.
Der Rösler-Geschäftsführer ist eigentlich „ganz zufrieden, dass wir da nicht mehr in der ersten Reihe stehen“, kann sich aber auch ein bisschen Galgenhumor nicht verkneifen, nun, da die Übernahme der EM-Reifenfabrik in Bryan in weite Ferne gerückt ist. Die Art und Weise, wie die Verhandlungspartner mit der Rösler-Gruppe umgegangen seien, sei ein „Abbild der amerikanischen Tätigkeiten der Continental“. Nachtreten will Paul Rösler allerdings nicht, sondern zwingt sich, das Ganze positiv zu sehen.
Ursprünglich war einmal über einen Verkaufspreis von 55 bis 60 Millionen Dollar verhandelt worden. Als dann zu Beginn des vergangenen Jahres absehbar war, dass die Fabrik im Zuge der starken weltweiten Nachfrage nach EM-Reifen 2005 erstmals in sechs Jahren wieder einen Gewinn abwerfen würde, wurde die ursprüngliche Verhandlungsbasis schnell obsolet. Aber auch ein „Deal“ mit dem Continental-Vorstandsvorsitzenden Manfred Wennemer, den Zuschlag bei einer zusätzlichen Zahlung von zehn Millionen Dollar zu erhalten, war bald hinfällig, nachdem Pensler Capital bzw. Denman Tire Corp. ein Angebot machte, das abermals um 15 Millionen Dollar über dem lag, was die Dortmunder bereit waren zu zahlen. Nun wird die Fabrik, die im vergangenen Jahr rund zehn Millionen Gewinn erwirtschaftet hat, so Rösler weiter, wohl für 75 bis 80 Millionen Dollar an die neuen Verhandlungspartner verkauft.
Sollten sich die Verhandlungen mit Pensler Capital bzw. Denman Tire genauso lange hinziehen, wie die Verhandlungen mit der deutschen Rösler-Gruppe, könnten die neuen Eigentümer am Ende ein Werk besitzen, dass bei normaler Nachfrage auf einem stabilen, weltweiten EM-Reifenmarkt kaum mehr profitabel sein dürfte, dafür aber umso teurer war. Dass andererseits der Verkäufer eines Werkes zusammen mit den gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmern versuchen muss, den besten Verkaufspreis zu erzielen, muss auch Rösler anerkennen. Leider blieben jetzt die hohen Vorlaufkosten für Consultants, Anwälte, Gutachter, Reisen, etc. bei den Dortmunder EM-Reifenspezialisten hängen.
Laut Paul Rösler jun. wolle man aber keinesfalls den Kopf in den Sand stecken. Der Form halber erkläre man nach wie vor „Interesse“ an der Continental-Fabrik in Bryan, die „gut in unser Portfolio“ passe. Der Geschäftsführer deutet aber an, dass man sich nun stattdessen „in Richtung Osten“ orientieren wolle: „Wir haben da Optionen“. Nähere Details zu diesen neuerlichen Plänen wollte das Unternehmen nicht bekannt geben.
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