Continental-Experte beim ADAC-Fachforum „Lärmminderung“
Auf dem ADAC Fachforum zum Thema „Lärmminderung“ war Dr. Frank Gauterin, Leiter des Akustik-Forschungslabors von Continental in Hannover, als Gastredner geladen. Hierbei erläuterte er die Ursachen des Verkehrslärms, den Einfluss und die Möglichkeiten des Reifens. Fazit des Fachmanns: Weitere Fortschritte bei der Verringerung des Verkehrslärms in Städten und Wohngebieten sind nur durch gemeinsame Anstrengungen der Reifen- und Fahrzeugindustrie, von Straßenbauern und Stadtplanern möglich – die Maßnahmen am Reifen allein sind nach gegenwärtigem Stand der Technik nahezu ausgereizt, weitere Geräuschreduzierungen erfordern intensive Grundlagenarbeiten. Am ADAC-Fachforum „Lärmminderung in Städten und Gemeinden“ in Hamburg nahmen am 7. September weitere Fachleute aus den Bereichen Verkehrspolitik, Stadtentwicklung, Stadtplanung und Straßenwesen aus Unternehmen, Behörden, Universitäten teil.
Verkehrsgeräusche haben die unterschiedlichsten Ursachen: Motor, Antriebsstrang, das Abrollgeräusch der Reifen auf der Fahrbahn und Windgeräusche der Karosserie – jedes Element für sich allein ist nicht Grund für den hohen Geräuschpegel des Verkehrs. Erst das Zusammenspiel aller Faktoren ergibt den eigentlichen Verkehrslärm. Je nach Geschwindigkeit überwiegt mal die eine, mal die andere Geräuschquelle. Gerade in Städten und Wohngebieten wird der Verkehrslärm von Anfahrvorgängen dominiert, die bei geringer Geschwindigkeit vom Antrieb, oberhalb etwa 50 km/h vom Reifen-Fahrbahn-Geräusch bestimmt werden. „Wenn man den Verkehrslärm weiter senken will, muss ein ganzheitlicher Ansatz gefunden werden“, mahnte Dr. Frank Gauterin daher an.
Beim Abrollen entstehen auf der Reifenoberfläche Schwingungen. Die Schwingwege sind zwar winzig, sie betragen nur ein Hundertstel des Durchmessers eines Haares, werden aber vom menschlichen Ohr als Geräusch wahrgenommen. Ursache für die Schwingungen sind die Struktur der Fahrbahnoberfläche und das Reifenprofil. „Ein profilloser Reifen wäre auf einer sorgfältig gefertigten, ebenen und glatten Fahrbahn völlig leise, doch seine Fahreigenschaften vor allem bei Nässe oder Schnee wären absolut inakzeptabel“, erläuterte der Physiker.
Konstruktive Änderungen im Design konnten die von Continental-Reifen abgestrahlte Schallleistung innerhalb der letzten zwanzig Jahre um die Hälfte reduzieren. „Die Entwicklung moderner, laufrichtungsgebundener oder asymmetrischer Reifen hat viel zur Senkung des Reifen-Fahrbahn-Geräusches beigetragen“, so Dr. Frank Gauterin. „Auch die diagonale Anordnung von Profilrillen in der Reifenmitte verringert Abrollgeräusche – die Profilblöcke schlagen nicht über ihrer gesamten Breite in der Bodenaufstandsfläche auf, sondern laufen sanft ein. Noch sanfter wird es mit weichen Laufstreifenmischungen. Doch dann leidet die Agilität des Fahrzeugs und damit auch das Fahrverhalten.“ Um das Reifen-Fahrbahn-Geräusch weiter deutlich senken zu können, müsste – nach heutigem Stand der Technik – auf sicherheitsrelevante Eigenschaften der Reifen zumindest teilweise verzichtet werden.
Der Markt verlangt von modernen Reifen jedoch ein ausgewogenes Eigenschaftsspektrum. Zielkonflikte zwischen Fahrsicherheit, Langlebigkeit und Umweltaspekten müssen auf hohem Niveau gelöst werden. Hier kontinuierliche Verbesserungen darzustellen, erfordert intensive Forschungs- und Entwicklungsarbeiten. Dafür hat Continental erheblich in moderne Versuchs- und Simulationsmethoden investiert und das Team seines Akustikzentrums verstärkt.
Da das Rollgeräusch aus der Wechselwirkung zwischen Reifen und Fahrbahn entsteht, sieht Continental einen Schlüssel für weitere Geräuschreduzierungen in der Zusammenarbeit mit dem Straßenbau. In gemeinsamen Forschungsprojekten erarbeiten Continental, die Bundesanstalt für Straßenwesen, Straßenbau- und Baumaschinenhersteller, Universitäten und Automobilhersteller ein vertieftes Verständnis für die Mechanismen in der Kontaktzone zwischen Reifen und Fahrbahn. Drei wesentliche Ziele haben sich die Partner dabei gesteckt: Entwicklung eines Simulationswerkzeugs, das die Optimierung der Geräuscheigenschaften von Reifen und Fahrbahn bereits im Computer erlaubt, Entwicklung geräuschreduzierter Reifen und Entwicklung lärmarmer Fahrbahnbeläge. „Die Aufgabe ist ehrgeizig“, resümiert Dr. Frank Gauterin und fügt mit Blick auf die Zukunft hinzu: „Im Team haben wir die besten Möglichkeiten, das Ziel zu erreichen.“
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