Innovative Flottenkonzepte – und Bridgestone ist dabei
Auf einem so genannten „Flotten-Event“ haben Mercedes-Benz und sein Reifenzulieferer Bridgestone im Branchen-Informations-Center (BIC) des Nutzfahrzeugherstellers auf dem Gelände der größten europäischen Lkw-Fabrik in Wörth Transportunternehmern und der Presse innovative Flottenkonzepte vorgestellt. Für den Reifenhersteller stand dabei der exklusiv für den Actros entwickelte Fernverkehrsreifen Greatec Mega Drive in der Dimension 495/45 R22.5 mit seinem Notlaufsystem Aircept im Vordergrund. Bislang haben Kunden für etwa 500 Fahrzeuge von diesem optionalen Angebot Gebrauch gemacht. Der Exklusivvertrag zwischen DaimlerChrysler und Bridgestone endet am 31.12.2005, von diesem Zeitpunkt an dürfte Bridgestone dieses Reifenkonzept auch anderen Fahrzeugherstellern zugänglich machen.
Der GMD ist nicht exklusiv im Markt, auch ein Wettbewerber hat einen entsprechenden Supersingle-Reifen: Michelins X One. Exklusiv allerdings ist, dass es den GMD nur mit einem Notlaufsystem gibt. Das heißt Aircept und war integraler Bestandteil der Entwicklungskooperation zwischen DaimlerChrysler und Bridgestone. Die Mercedes-Verantwortlichen betonten auf dem Event wiederholt, dass der Sicherheitsaspekt im Rahmen der Zusammenarbeit ganz hoch angesiedelt war. Durch die Verwendung von Aircept wird die angestrebte und erreichte Gewichtsersparnis verglichen mit der Zwillingsbereifung 315/70 R22.5 zwar wieder verringert, dafür aber ein Sicherheitsgewinn erzielt: Auf einem mit Aircept ausgerüsteten Fahrzeug kann der Lkw-Fahrer beispielsweise trotz Reifenschadens einen Tunnel oder einen Baustellenbereich verlassen. Bei Demonstrationsfahrten in Wörth wurde bewiesen, dass das Bridgestone-Versprechen, auch im Falle eines Plattens noch wenigstens 25 Kilometer mit einer Geschwindigkeit von 60 km/h zurückzulegen, locker eingehalten werden kann. Die Gewichtsreduzierung für die mit Greatec und Aircept ausgerüstete Antriebsachse liegt bei 82 Kilogramm.
Der Antriebsachsreifen und das dazugehörige Notlaufkonzept mögen fertig entwickelt sein und sich längst auf Europas Straßen bewähren, doch das ist für die Bridgestone-Ingenieure kein Grund, sich zurückzulehnen. So wird mit Hochdruck daran gearbeitet, das Defizit zu beseitigen, dass für den GMD auf der angetriebenen Achse zwar ein Reifendruck-Kontrollsystem (von Beru) verpflichtend ist, dass aber der Lenkachsreifen noch ohne RDKS auskommen muss. Es ist wohl davon auszugehen, dass mit der Entwicklung eines GMD für die Lenkachse in 385/55 R22.5, der den gängigen 315/70 R22.5 ablöst, auch dieses Defizit beseitigt wird.
Die Bridgestone-Verantwortlichen haben schon einige Überraschungen erlebt: so einen Unternehmer, der auf Viehtransporte spezialisiert ist. Für den waren Argumente wie Gewichts- und Treibstoffersparnis sekundär, für ihn war es in der Vergangenheit immer mal wieder ein Problem, dass die schmalen Zwillingsreifen seiner Zugmaschine auf matschigen Höfen von Landwirten einsanken – die pfiffige Überlegung: Mit einem großvolumigen Reifen kann mir das nicht passieren.
Doch auf dem „Flotten-Event“ ging es nicht nur um den Greatec, was schon daran abgelesen werden kann, dass Bridgestone und DaimlerChrysler auch Flottenbetreiber und Endkunden eingeladen hatten, deren Betätigungsfeld eher der Verteil- bzw. Regionalverkehr ist – und für die ist der Greatec eigentlich gar nicht gedacht, wie ja ursprünglich auch nicht für den beispielhaft angeführten Viehtransporteur.
Verknüpfung von Produkten und Dienstleistungen für Flotten
Wer sich die jährlichen Zuwachsraten der Transportleistungen im neuen, größeren Europa betrachtet und das prognostizierte Plus der nächsten zehn Jahre von 50 Prozent dazu nimmt, könnte meinen, Speditionen und Fuhrunternehmen fahren „auf goldenem Boden“. Tatsächlich jedoch ist der Wettbewerb in Transportgewerbe durch die sogenannte „Harmonisierung“ härter denn je. Viele mittelständische Speditionsunternehmen sind stark insolvenzgefährdet, die Belastung deutscher Lkw mit Abgaben und Gebühren sind die dritthöchsten in ganz Europa. Nicht nur DaimlerChrysler, auch Bridgestone als Reifenhersteller bietet Fuhrparkunternehmern Lösungen und Konzepte, die helfen sollen, Renditen zu halten und im Wettbewerb zu bestehen.
Innovative Produkte und intelligente Dienstleistungen, die teils gemeinsam mit Partnern entwickelt und in ganz Europa abgerufen werden können, stellen die wesentlichen Bausteine dieses Angebots dar. Neben langlebigen, komfortablen Reifen für jeden Einsatzbereich im Nah-, Mittelstrecken- und Fernverkehr hat Bridgestone in den letzten Jahren Systeme entwickelt, die die Bedürfnisse der Transporteure berücksichtigen; vorgestellt wurden sie in Wörth von Konrad Bartels, seit 15 Jahren bei Bridgestone Deutschland und Verkaufsleiter für das Lkw-Flottengeschäft.
Durch den Zusammenschluss von Reifenhändlern im europäischen Händlernetz Truck Point ist die ständige Verfügbarkeit der Lkw-Reifen von Bridgestone und Firestone in ganz Europa gegeben. Truck Point wuchs aus dem Entschluss heraus, der steigenden Anzahl paneuropäischer Lkw-Flotten ein gesichertes Servicenetz in ganz Europa zu bieten. Erklärtes Ziel von Bridgestone ist hohe standardisierte Produkt- und Dienstleistungsqualität der Lkw-Reifenhändler. Mittlerweile haben sich seit dem Start Ende der 90er Jahre mehr als 1.900 Reifenhändler (davon gut 550 in Deutschland) in 16 europäischen Ländern dem Truck Point-Netz angeschlossen, das Baltikum und andere Regionen Osteuropas werden aktuell erschlossen. Ein umfassendes Schulungspaket ist für die Truck Point-Händler obligatorisch. Sie sind es größtenteils auch, die die Pannenfahrzeuge für „Service Europe“ bereit halten, hier greifen die beiden Systeme Truck Point und Service Europe ineinander.
In den wichtigsten europäischen Märkten rechnet Bridgestone mit Flotten und Händlern über Zentralfaktura direkt ab. Zwei Jahre nach dem Start in Deutschland kann Bartels eine positive Zwischenbilanz ziehen, da viele Flotten die Vorteile erkannt haben. Das System funktioniert über mehrere Schritte: Fährt das Fahrzeug einer Flotte, mit der Bridgestone einen entsprechenden Liefervertrag vereinbart hat, auf den Hof, prüft der Reifenhändler den Zustand der Reifen am Fahrzeug und nach einem Blick in die Reifenregelung, die der Flottenbetreiber individuell festgelegt hat, weiß er, welcher Service, welche Produkte und welche Abwicklung im konkreten Fall zu erbringen sind. Anschließend führt er alle erforderlichen Arbeiten am Fahrzeug durch und dokumentiert diese ebenfalls im Fahrzeug-Check-Formular. Bridgestone prüft die Angaben, erstellt die Rechnung und richtet sie an den Händler vor Ort, der sie an den jeweiligen Flottenbetreiber weiterleitet. Vorteil des Flottenbetreibers ist, dass seine Fahrer an allen Truck Point-Servicestationen zu gleichen Konditionen bedient werden und nur die zuvor festgelegten Serviceleistungen erfolgen. Außerdem hat er nur einen zentralen Abrechnungspartner.
Angesichts der weiter steigenden Kosten im Transportgewerbe durch Maut und Straßennutzungsgebühren sowie Forderungen der Politik nach Einhaltung immer strengerer Abgasnormen usw. sind branchenspezifische Flottenlösungen mehr denn je gefragt. Logistik-, Speditions- und Fuhrparkunternehmen haben erkannt, dass gemeinschaftliche Ansätze der Lkw-Hersteller, der Fuhrpark-Lieferanten und -Dienstleister und des Transportgewerbes Auswege aus der Kostenfalle bieten. Bridgestone sucht gemeinsam mit den Lkw-Herstellern über die bestehenden Angebote hinaus noch weitergehende Kooperationen mit seinen Entwicklungspartnern, die auch Veranstaltungen wie die im BIC Wörth umfassen, um insgesamt einen zusätzlichen Beitrag für die europäische Transportbranche zu leisten.
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