Zulieferer wandern nach Osten ab
Jeder zweite deutsche Zulieferer der Autoindustrie plane den Aufbau von Werken in Osteuropa oder China. Grund für den Treck nach Osten seien vor allem niedrige Lohn- und Produktionskosten sowie gut ausgebildete und flexible Arbeitskräfte, wie eine Umfrage der Unternehmensberatungsgesellschaft Ernst & Young unter deutschen Zulieferbetrieben ergab.
Die aktuell geplanten Produktionsverlagerungen haben nach der am Montag in Frankfurt veröffentlichten Studie vor allem Osteuropa zum Ziel. Von allen Unternehmen gebe es derzeit bei 39 Prozent konkrete Planungen für die Verlagerung von Teilen der Produktion nach Osteuropa; 23 Prozent planen Investitionen in China. Mehr als 95 Prozent der Unternehmen, die bereits in Osteuropa oder China tätig sind, geben an, dass bei der Standortentscheidung niedrige Lohn- und Produktionskosten eine große Rolle spielten, eine größere Rolle sogar als die Nähe zu attraktiven Absatzmärkten.
Kostensenkungsmaßnahmen in den deutschen Werken stießen auf Grund hoher Löhne und Lohnnebenkosten sowie vieler Feiertage oft schnell an ihre Grenzen, heißt es in der Studie. Der Anteil der Lohnnebenkosten an der Gesamtwertschöpfung betrage in der Automobilindustrie etwa 20 Prozent. Für einige Regionen in Ungarn gelte beispielsweise, dass je nach Qualifikation die Stundenlöhne nur 15 bis 20 Prozent und die Gehälter nur 20 bis 25 Prozent der vergleichbaren Kosten in Deutschland ausmachen. Gleichzeitig sei die jährliche Arbeitszeit um 15 bis 20 Prozent länger.
Die lohnintensivsten Bereiche der Wertschöpfung in der Automobilindustrie – Teilefertigung und Endmontage – werden nach Ansicht der Unternehmen langfristig aus Kostengründen aus Westeuropa abwandern. Bereits heute werden im Ausland auch komplexe und kapitalintensive Komponenten gefertigt. Sogar Teile der Entwicklung werden von bald 36 Prozent der Unternehmen nach China oder Osteuropa verlagert.
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