Reifen mit Köpfchen
Die zweite Generation von Reifendruck-Kontrollsystemen warnt Autofahrer nicht nur, wenn ein zu niedriger Reifendruck Kraftstoffverbrauch und Reifenverschleiß in die Höhe treibt, sondern informiert auf Wunsch auch über die Vergangenheit des Reifens. Hauptvorteil der neuen Sensorik: Sie arbeitet mit einer indirekten Stromversorgung und ermöglicht auch die elektronische Identifikation der Reifen. Das System wurde von der Siemens VDO Automotive AG gemeinsam mit Goodyear entwickelt.
Der richtige Luftdruck im Reifen sorgt nicht nur für besseren Fahrkomfort, sondern hat großen Einfluss auf die Sicherheit und den Kraftstoffverbrauch eines Autos. Siemens VDO Automotive präsentiert auf der 60. IAA in Frankfurt am Main ein System für Neufahrzeuge, bei dem der notwendige Drucksensor fest in das Reifenmaterial integriert ist. Die Gemeinschaftsentwicklung mit Goodyear besteht aus einem im Unterbau des Reifens eingebetteten Sensor, einer im Reifen integrierten Antenne und einer jeweils im Radkasten sitzenden Sende- und Empfangseinrichtung. Diese versorgt gleichzeitig die Elektronik im Reifen mit Energie. Einen Druckverlust erkennt die spezielle Auswertungssoftware und gibt daraufhin eine Warnung mit einer detaillierten Information zu den betroffenen Reifen an den Fahrer weiter. Zusätzlich speichert der Chip im Reifen selbst die Laufleistung und die Anzahl von Kilometern, die im Notlaufbetrieb ohne ausreichenden Luftdruck gefahren wurden. Die Auswertung und Verarbeitung dieser Daten kann entweder in einem eigenen Steuergerät erfolgen oder in das Bordnetzsteuergerät integriert werden.
Die nur wenige Quadratmillimeter große Elektronik misst die Reifentemperatur und mit Hilfe eines mikromechanischen Sensors den Luftdruck im Reifeninnenraum. Da sich dieser Luftdruck durch Parameter wie der aktuellen Geschwindigkeit, Beladung oder Temperatur ändert, benötigt ein Reifendruck-Kontrollsystem einen besonders intelligenten Algorithmus zur schnellen, frühzeitigen Erkennung eines langsam eintretenden Reifendruckverlustes. Die Software erhält über die Empfänger im Radkasten Daten zum Reifendruck und zur Reifentemperatur aller vier Reifen. Über das Datennetz des Autos wertet die Elektronik zusätzliche Daten wie zum Beispiel die Raddrehzahl aus. Damit errechnet die Software den Nominal-Luftdruck. Liegt der tatsächlich gemessene Druck unter diesem aktuell bestimmten Nominaldruck, wird der Fahrer gewarnt. Er kann außerdem den aktuellen Reifendruck oder die von jedem Reifen geleistete Fahrtstrecke zu jeder Zeit abfragen. Da die Sensorik fester Bestandteil des Reifens ist, können nun Reifendaten wie zum Beispiel der Reifentyp direkt an die Fahrzeugelektronik gesendet werden. Davon profitieren auch ABS und andere Fahrwerkregelsysteme.
Für den Autofahrer wird durch das neue System die Fahrzeugwartung erleichtert. Der Sensor muss nicht mehr zusätzlich zum Reifen auf die Felge montiert und beim Reifenwechsel von einem zum nächsten Rad übertragen werden, da er bereits fester Bestandteil des Reifens ist. Das geringe Gewicht des Sensorsystems erlaubt eine Integration in den Reifen, ohne die Fahreigenschaften des Autos negativ zu beeinflussen. Für den Pkw-Hersteller bedeutet die Neuentwicklung eine Verkürzung der Montagezeit in der Fahrzeugfertigung.
Die zweite Generation des Reifendruck-Kontrollsystems, die von Siemens VDO gemeinsam mit Goodyear entwickelt wurde, bedeutet einen deutlichen Zugewinn an Komfort und Sicherheit für Millionen von Autofahrern.
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