Weiter enttäuschende Stückzahlentwicklung im deutschen Reifenersatzmarkt
Analysten sprechen von einer Schwäche des europäischen Reifenmarktes – und erzählen Handel und Industrie damit sicherlich nicht viel Neues. Auch Deutschland ist davon betroffen, wie ein Blick auf die Absatzzahlen Industrie an Handel (Sell-in) sowie Handel an Verbraucher (Sell-out) mehr als deutlich zeigt. Nach dem ersten Halbjahr präsentiert sich die Stückzahlentwicklung in nahezu allen wichtigen Bereichen weiter hin blutrot. Angesichts all dessen und den Auswirkungen etwa auch auf die Umsatzentwicklung im Handel dürfte klar sein, dass alle Hoffnungen der Branche nun auf dem zweiten Halbjahr bzw. vor allem einem möglichst guten Winterreifengeschäft ruhen.
War gemäß dem Sell-out-Panel des Wirtschaftsverbandes der deutschen Kautschukindustrie (WdK) etwa im Pkw-Sommerreifengeschäft Ende April bereits ein Minus von knapp zehn Prozent aufgelaufen, so ist der aktualisierten Statistik für die ersten sechs Monate des laufenden Jahres nunmehr sogar ein Rückgang um gut 13 Prozent zu entnehmen. Dafür wurden im selben Zeitraum allerdings sieben Prozent mehr Pkw-Winterreifen an die Frau oder den Mann gebracht, und auch das Geschäft mit 4×4-/Offroadreifen entwickelte sich während der ersten sechs Monate positiv: Hier wird ein Plus von leicht mehr als neun Prozent berichtet. Davon kann der Handel im Lkw-Reifengeschäft nur träumen, spricht das WdK-Panel diesbezüglich doch von einem bis dato 20-prozentigen Absatzminus – an Llkw-Reifen konnten von Januar bis Juni jedoch immerhin etwa drei Prozent mehr verkauft werden als im Vergleichszeitraum 2011. Allerdings ist das Plus bei den Llkw wie auch bei den 4×4-/Offroadreifen seit Jahresbeginn von Monat zu Monat immer kleiner geworden. Zur Erinnerung: Per Ende April wurden aus diesen beiden Teilsegmenten des Marktes noch Zuwächse von knapp elf respektive rund 20 Prozent gemeldet.
Kein Wunder, dass sich diese Absatzentwicklung im Sell-out natürlich auch im Sell-in – also bei den von der Industrie an den Handel gelieferten Stückzahlen – dementsprechend widerspiegelt. Laut den Zahlen der European Rubber Manufacturers’ Conference (ERMC) lieferten die Reifenhersteller in den ersten sechs Monaten 2012 fast 17 Prozent weniger Pkw-Sommerreifen an die Vermarkter ihrer Produkte in Deutschland. Im Minus auch die Segmente Llkw- und Lkw-Reifen: Rückgänge von gut acht bzw. immerhin fast 34 Prozent schlagen hier zu Buche. Versöhnlich dagegen auch beim Sell-in die Absatzentwicklung bei den Pkw-Winterreifen sowie den 4×4-/Offroadreifen, wo Zuwächse von 3,3 respektive 6,8 Prozent während der ersten sechs Monate 2012 registriert wurden. Zumindest mit Blick auf die Winterbereifungen für Personenkraftwagen kann dies jedoch nicht Anlass für einen Freudentaumel sein. Denn logischerweise steht im ersten Halbjahr das Sommerreifengeschäft im Fokus, wie man anhand der absoluten Liefermengen im Sell-in erkennen kann, die der ERMC zufolge bei den Pkw-Sommerreifen bei alles in allem 18,3 Millionen Einheiten gelegen haben sollen und bei den Pkw-Winterreifen bei knapp 4,8 Millionen Einheiten. christian.marx@reifenpresse.de
Schreiben Sie einen Kommentar
An Diskussionen teilnehmenHinterlassen Sie uns einen Kommentar!