Dunlop erstmals zweiter Sieger in der DTM
Die Entscheidung, welcher Hersteller in der kommenden Saison Reifen für die DTM liefern darf, ist gefallen. Auch wenn der Veranstalter ITR e.V. noch keine offizielle Verlautbarung zum Thema gemacht hat, meldet Dunlop bereits das Ende seines DTM-Engagements zum Jahresende. Wie Frank Hohmann, bei Goodyear Dunlop in Deutschland als Direktor für Marketing und strategische Entwicklung auch für das Motorsportengagement des Konzerns zuständig, im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG erläutert, hatte man auch für die drei Jahre ab der Saison 2011 ein „sehr attraktives Angebot“ abgegeben, „um die erfolgreiche Zusammenarbeit der vergangenen elf Jahre fortzusetzen“. Eingedenk des sich anbahnenden Bieterwettstreits mit Hankook Tire hatte Dunlop ein Angebot abgegeben, so Hohmann weiter, dass für den Goodyear-Dunlop-Konzern „einen Grenzwert erreicht“ habe. Mit anderen Worten: Man sei an einem Limit angekommen, wo der sogenannte Return on Investment negativ zu werden drohte, die Kosten also den vermeintlichen Nutzen eines DTM-Engagements übertreffen würden. Der Direktor für Marketing und strategische Entwicklung mochte sich zwar über die Hintergründe der ITR-Entscheidung nicht öffentlich auslassen und auch nicht darüber spekulieren, wie das bevorzugte Hankook-Angebot wohl ausgesehen haben mag. Dem Vernehmen nach zahlt Hankook zwischen zwölf und 15 Millionen Euro für den Exklusivvertrag. Fakt sei aber, „die ITR hat sich für einen Wettbewerber entschieden“.
In Hanau bei Goodyear Dunlop gibt man sich indessen sportlich. Frank Hohman sei „nicht nachtragend“, was die ITR-Entscheidung betreffe. Gegenüber der Zeitschrift „auto motor und sport“ betonte auch Dr. Thomas Betzler, Zweiter Vorsitzender der ITR, dass es keinen großen Trennungsstreit gegeben habe: „Es ist schade, dass wir mit Dunlop einen langjährigen DTM Partner aus der DTM-Familie verlieren. Es spricht aber für die Partnerschaft, dass sich die Verantwortlichen im Guten trennen.“
Auch Norbert Haug, Motorsportchef bei Mercedes-Benz, wollte sich zu den Gründen des Ausrüsterwechsels nicht weiter einlassen, außer, dass Dunlop gerade in den vergangenen zwei Jahren immer wieder für Gesprächsstoff gesorgt habe – „sei es durch Reifenschäden oder den neuen Reifentyp, der anscheinend Mercedes mehr entgegen kam“, heißt es dazu bei „Motorsport-Magazin.com“. „Natürlich war man hier und da am Limit unterwegs, aber das ist Motorsport. Wenn man da nicht am Limit operiert, kann man auch nicht schnell sein“, so Haug weiter. Entsprechende Vorkommnisse in der jüngeren Vergangenheit wollte Goodyear-Dunlop-Direktor Hohmann aber nicht als grundsätzliches Reifenproblem ansehen. Im Gegenteil: Die Beanspruchung der Reifen habe reglementbedingt in der Vergangenheit immer weiter zugenommen; die Reifenbelastung in der DTM sei reglementbedingt immer anspruchsvoller geworden. Und als Exklusivausrüster stehe man insbesondere dann im Rampenlicht, wenn es Reifenprobleme gibt. Es ist eine der Nebenerscheinungen exklusiv ausgerüsteter Rennserien, dass das Siegerfahrzeug auf den gleichen Reifen unterwegs ist wie der Letztplatzierte.
So oder so, die Entscheidung ist gefallen, auch wenn sie noch nicht offiziell vonseiten der ITR kommentiert wurde. Was macht aber der Goodyear-Dunlop-Konzern nun, da man die DTM nicht mehr ausrüstet? „Mit dieser Entscheidung werden für die Premiummarke Dunlop zusätzliche Kapazitäten frei, die Raum für eine Neuorientierung schaffen“, heißt es dazu in einer Stellungnahme aus Hanau. So werde die Marke mit dem Flying D „ihre Motorsportaktivitäten in den Bereichen GT- und Sportwagen weiter ausbauen“ und sich „weiterhin in zahlreichen nationalen und internationalen Serien dem Wettbewerb stellen“. Es ist gerade diese Wettbewerbssituation, an der der motorsportbegeisterte Frank Hohmann großen Gefallen findet. Während ein Exklusivausrüster eben immer mit den Siegern und den Verlierern über die Ziellinie fährt, müsse man sich im Wettbewerb erst richtig beweisen. Ein gutes Beispiel dafür sei Dunlops Engagement im Langstreckensport, wo die Reifenmarke seit Jahren zu den Ausrüstern führender Teams gehört. Hier wolle Dunlop noch deutlicher als bislang Flagge zeigen, „da gerade im Langstreckensport aufgrund des Reifenwettbewerbs technologische Fortschritte möglich sind, die auch für den Serienreifenbau genutzt werden können und die dazu beitragen, die Spitzenposition der Marke weiter auszubauen“, heißt es dazu weiter in der Stellungnahme aus Hanau. Auch in der Saison 2011 werde Dunlop daher zahlreiche Topfahrzeuge bei den Langstreckenklassikern in Le Mans und am Nürburgring ausrüsten. In diesem Jahr setzte sich BMW auf Dunlop beim härtesten Langstreckenrennen der Welt auf der Nordschleife durch und holte auf Dunlop-Reifen den Gesamtsieg – vor dem „Hankook Team Farnbacher“ auf Rang zwei.
Auch wenn Dunlop in diesem Zusammenhang von einer „strategischen Neuausrichtung“ spricht und Frank Hohmann im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG betont, man sei von der Entscheidung der ITR „nicht völlig überrascht“ worden, so ist die neue Ausrichtung doch nicht freiwillig, bietet aber durchaus Möglichkeiten, sieht man sich in Hanau doch „strategisch für die zukünftige Ausrichtung des Motorsports sehr gut vorbereitet“. Die Marke Dunlop stehe „seit jeher ganz klar für Fahrspaß und Motorsport“, das sei quasi „die DNA der Marke“. Künftig wolle Dunlop dann eben die Zusammenarbeit mit den motorsportlich engagierten Erstausrüstungspartnern ausweiten. Außerdem bleibt Dunlop Partner vieler Serien und Einzelevents – vom Kartsport und Breitensport bis zu Oldtimerevents und Motorradserien. „Dunlop ist und bleibt eine der größten Motorsportreifenmarken in Europa. Kaum eine andere Marke ist so breit aufgestellt wie Dunlop und verbindet ihr Markenimage so eng mit dem Motorsport“, sagt Frank Hohmann.
Bei den Testfahrten, die nach dem Rennen auf dem Hockenheimring (17. Oktober) stattgefunden haben, hat Gary Paffett bereits einen ersten Kontakt mit den neuen Hankook-Reifen gehabt. „Dafür, dass es der erste Test mit einem neu gebauten DTM-Reifen war, hat mich Hankook sehr beeindruckt“, so der britische DTM-Fahrer. Auch Norbert Haug trägt sichtlich nicht allzu schwer an der Entscheidung der ITR: „Für uns ist es ein nächstes Kapitel. Vielleicht sind sie [Hankook; d.Red.] nicht so bekannt wie Dunlop, aber sie weisen ein starkes Wachstum auf und arbeiten sehr fokussiert.“ Die ITR will ihre Entscheidung zum Reifenlieferanten nach dem letzten Saisonrennen in Shanghai am kommenden Wochenende offiziell bekanntgeben. arno.borchers@reifenpresse.de
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