Schaeffler-Gruppe reduziert Nettoverschuldung
Die Schaeffler-Gruppe (Herzogenaurach) sieht die schwerste gesamtwirtschaftliche Krise der jüngeren Vergangenheit erfolgreich gemeistert und ist nach eigener Einschätzung schneller als erwartet zu gewohnter Stärke zurückgekehrt. Das Unternehmen profitiert dabei von der erstarkten Nachfrage aus dem Automobil- und Industriesektor. Man arbeite bereits wieder nahe an der Kapazitätsgrenze und sei in allen Werken weltweit fast ausgelastet, heißt es in einer Pressemitteilung anlässlich der Präsentation der Halbjahresergebnisse des in der Vergangenheit hinsichtlich Unternehmenskennziffern so verschwiegenen Familienunternehmens. Zugleich würden die bereits 2009 gestarteten Kostensenkungs- und Optimierungsprogramme positive Wirkung zeigen, zudem Fortschritte beim Schuldenabbau erzielt und so Flexibilität für Investitionen und weiteres Wachstum geschaffen werden.
Im ersten Halbjahr 2010 stieg der Umsatz um 31 Prozent auf ca. 4,6 Milliarden Euro (Vorjahreszeitraum: rund 3,5 Milliarden Euro). Die Innovationskraft und operative Exzellenz der Gruppe zeigten sich noch deutlicher in der Ergebnisentwicklung, ist der Mitteilung zu entnehmen: Im operativen Geschäft erwirtschaftete Schaeffler in den ersten sechs Monaten ein Ergebnis vor Finanzergebnis und Steuern (EBIT) von 739 Millionen Euro (108 Millionen Euro). Die EBIT-Marge stieg auf etwa 16 Prozent (drei Prozent) und liegt damit über dem langjährigen Durchschnitt.
Beide Sparten – Automotive und Industrie – haben ihre Umsätze gesteigert und die Ergebnisse deutlich verbessert: In der Sparte Automotive legte das operative Ergebnis (EBIT) im 1. Halbjahr auf 517 Millionen Euro zu, während sich das operative Ergebnis der Sparte Industrie auf 222 Millionen Euro mehr als verdoppelte. Die Erholung im Industriegeschäft folgt der Entwicklung von Automotive erfahrungsgemäß um mehrere Monate zeitversetzt. Dies zeigt die unterschiedliche Umsatzentwicklung beider Sparten zum 1. Halbjahr: Automotive plus 45 Prozent auf rund 3,1 Milliarden Euro, Industrie plus fünf Prozent auf ca. 1,4 Milliarden Euro.
Für das Gesamtjahr 2010 erwartet Schaeffler einen Umsatz von mehr als acht Milliarden Euro und eine EBIT-Marge von mehr als zehn Prozent. Dr. Jürgen M. Geißinger, CEO der Schaeffler-Gruppe: „Die Schaeffler-Gruppe hat im 1. Halbjahr ein hervorragendes operatives Ergebnis erwirtschaftet. Wir sind gut in das 2. Halbjahr gestartet und optimistisch, dass wir unsere selbstgesteckten Ziele übertreffen werden.“
Das Konzernergebnis im 1. Halbjahr betrug minus 260 Millionen Euro. Darin enthalten ist ein einmaliger Verwässerungsverlust in Höhe von 396 Millionen Euro im Zusammenhang mit der Kapitalerhöhung bei der Continental AG im Januar, an der Schaeffler nicht teilgenommen hat. Ohne diesen Einmaleffekt beträgt der Konzerngewinn im 1. Halbjahr 136 Millionen Euro (minus 625 Millionen Euro). Im 2. Quartal wurde ein positives Konzernergebnis von 97 Millionen Euro erzielt.
Ein weiterer Beleg für die operative Stärke und verbesserte finanzielle Flexibilität ist der Free Cashflow von 336 Millionen Euro im 1. Halbjahr. Darin spiegeln sich die überdurchschnittliche Ertragskraft der Schaeffler-Gruppe und die Fähigkeit, Investitionen und Zinsen vollständig aus dem laufenden Geschäft zu bestreiten. Vor diesem Hintergrund sind umfangreiche Investitionen in Wachstumsmärkten geplant. Allein im asiatischen Wirtschaftsraum will Schaeffler in den nächsten Jahren etwa 300 Millionen Euro investieren.
Die Nettoverschuldung der Schaeffler-Gruppe betrug per Ende Juni rund 5,9 Milliarden Euro, was einem Rückgang zum Jahresende von mehr als 200 Millionen Euro entspricht. Diese Entwicklung zeigt sich auch beim Verschuldungsgrad, berechnet als Nettofinanzschulden im Verhältnis zum EBITDA, der auf 3,5 zum Halbjahr von 5,6 (Ende 2009) reduziert werden konnte. Das Eigenkapital der Schaeffler-Gruppe betrug zum 30. Juni 2010 etwa drei Milliarden Euro. Bei einer Bilanzsumme von rund 13,3 Milliarden Euro ergab sich eine Eigenkapitalquote von 23 Prozent. Dazu Klaus Rosenfeld, CFO der Schaeffler-Gruppe: „Unsere Finanzierungssituation hat sich im 1. Halbjahr deutlich entspannt. Wir werden in den nächsten Jahren unsere Nettoverschuldung weiter reduzieren. Das Thema Schuldenabbau hat für uns hohe Priorität.“
Die Kooperation mit der Continental AG wird in der Pressemitteilung als weiterer Baustein in der Strategie bezeichnet, das Unternehmen als weltweit führenden Auto- und Industriezulieferer zu positionieren. Der Fokus liege hier auf dem operativen Geschäft und den bereits erfolgreich begonnenen gemeinsamen Projekten. Dazu zählt neben der Einkaufskooperation etwa die Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Turboladern, eine Vielzahl weiterer Projekte sei bereits angestoßen.
Insgesamt profitiere die Schaeffler-Gruppe nach eigenen Angaben von ihrer sehr guten Marktstellung und ihrer Produktqualität sowie einer ungebremsten Innovationskraft. Auch wenn der sich abzeichnende globale Konjunkturaufschwung noch mit Unsicherheiten behaftet ist, zeigt sich Schaeffler optimistisch: „Wir sind sowohl operativ als auch strategisch bestens gerüstet, um die großen Zukunftstrends unserer Branche – Energieeffizienz, Mechatronik und E-Mobilität – mit zu gestalten und die Marktposition der Schaeffler-Gruppe weiter auszubauen“, so abschließend Dr. Jürgen M. Geißinger. dv
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